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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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letzten Schritt in den Saal machte, verlor das linke Bein jeglichen inneren Halt und sank zusammen, während das rechte steif auf den Boden prallte und am Schienbein brach. Die spitzen Knochenenden bohrten sich durch das Fleisch. Die gelbverkrusteten Hände, die voller roter Risse waren, versuchten vergeblich Halt zu finden in der Luft, und der rechte Arm, der an seinem Kopf entlangfuhr, nahm die Hälfte des Haars auf dieser Seite mit.
    Ivivis begann zu schluchzen und zu wimmern. Sie klammerte sich an den Mausling, der das Gefühl hatte, einen schrecklichen Alptraum zu erleben.
    Auf diese Weise nun kehrte Prinz Gwaay, Herrscher der Unteren Regionen Quarmalls, von den Begräbnisfeierlichkeiten seines Vaters zurück – als ein stinkendes, eitriges, schleimiges Gebilde, auf den kostbar bestickten herabgerissenen Vorhängen ruhend, unmittelbar unter der Torbogen-Nische, in der eine gespenstische Maske seines hübschen Gesichts stand.
     
    Der Scheiterhaufen schwelte noch lange vor sich hin, doch von allen Menschen in diesem gewaltigen und weitverzweigten Burg-Königreich war der Oberste Eunuch Brilla der einzige, der bis zuletzt an seinem Platz verharrte. Schließlich sammelte er noch ein paar Aschereste ein, die er sich aufheben wollte; aus der nebelhaften Vorstellung heraus, daß sie ihn eines Tages vielleicht beschützen konnten, nachdem sein anderer Beschützer nun ins Reich der Toten übergewechselt war.
    Dennoch vermochten die eingesammelten Überreste Brilla nicht aufzuheitern, als er nun bedrückt in die Innenräume zurückkehrte. Er dachte an den Krieg, der unweigerlich zwischen den Brüdern ausbrechen mußte, ehe Quarmall wieder einen einzigen Herrn hatte. Was für eine Tragödie, daß das Schicksal Quarmal so plötzlich zu sich rufen mußte und ihm keine Gelegenheit ließ, Vorsorge für seine Nachfolge zu treffen! Allerdings hatte Brilla keine Ahnung, welche Schritte tatsächlich möglich gewesen wären – auch ihm waren die strengen quarmallischen Traditionen bekannt. Doch hatte Quarmal anscheinend immer wieder das Unmögliche möglich gemacht.
    Weitaus unruhiger stimmte Brilla die Tatsache – die er schuldbewußt immer wieder aus seinen Gedanken verbannt hatte –, daß Quarmals Konkubine Kewissa den Flammen entgangen war. Vielleicht wurde er noch dafür verantwortlich gemacht! Allerdings war er sich keiner Fahrlässigkeit in der Ausübung seiner Pflichten bewußt. Und die Verbrennung wäre ein geringer Schmerz gewesen im Vergleich zu der Strafe, die das Mädchen nun für die Mißachtung der Befehle erleiden mußte. Er hatte die unbestimmte Hoffnung, daß sie sich mit dem Messer oder durch Gift selbst gerichtet hatte, obwohl das ihren Geist zu ewiger Wanderung verurteilte – eine Wanderung mit den Winden, die zwischen den Sternen bliesen und sie zum Glitzern brachten.
    Brilla merkte, daß er sich unwillkürlich dem Harem näherte, und blieb zitternd stehen. Kewissa mochte sich dort aufhalten, und er wollte nicht derjenige sein, der sie vor den, Richter schleppte.
    Wenn er aber hier im Kern der Burg blieb, konnte er jeden Augenblick Flindach über den Weg laufen, und er wußte, daß er den Mund nicht halten konnte, wenn der düstere Blick des Obersten Zauberers ihn traf. Er würde ihn auf Kewissa aufmerksam machen müssen.
    Brilla dachte sich also eine Aufgabe aus, die ihn in die untersten Regionen des Burgbezirks führen mußte, dicht über Hasjarls Reich. Es gab dort einen Lagerraum, der seiner Verantwortung unterstand und den er seit etwa einem Monat nicht mehr aufgesucht hatte. Brilla mochte die düsteren Unteren Regionen Quarmalls nicht; er bildete sich viel darauf ein, daß er zu der Elite gehörte, die in oder in der Nähe des Sonnenlichts arbeitete – doch jetzt, von seiner Angst getrieben, kamen ihm die schwarzen Höhlen doch sehr verlockend vor.
    Als er seine Entscheidung getroffen hatte, besserte sich Brillas Laune etwas. Er machte sich sofort auf den Weg und schritt trotz seiner unförmigen Körpermaße kräftig aus.
    Er erreichte den Lagerraum ohne Zwischenfälle. Als er die Fackel an der Wand entzündet hatte, fiel sein Blick auf eine kleine, mädchenhafte Frau, die zwischen den Stoffballen kauerte. Sie trug einen hübschen weiten Umhang aus gelber Seide und hatte das ansprechende dreieckige Gesicht, das moosgrüne Haar und die hellblauen Augen einer Ilthmarix.
    »Kewissa«, flüsterte er mit fast mütterlicher Wärme. »Meine Süße ...«
    Sie stürzte sich in seine Arme. »Oh, Brilla, ich

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