Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
hoffe ich.«
Ivivis musterte ihn fragend, drängte sich an ihm vorbei, huschte zu dem langen Tisch und betrachtete die Stühle.
»Oh, Mausling! « sagte sie tadelnd, doch die Bewunderung in ihrem Blick hatte sich noch verstärkt.
Er zuckte die Achseln. »Sie haben mir geschworen, sie wären Ersten Ranges«, verteidigte er sich.
»Kein Knochenstück ist übrig«, sagte Ivivis ehrfürchtig, beugte sich zu einem der Staubhäufchen hinab und schüttelte den Kopf.
»Nicht einmal ein Gallenstein«, erwiderte der Mausling heftig. »Mein Zauber hat wirklich sehr durchschlagend gewirkt.«
»Auch kein Zahn«, setzte Ivivis die Aufzählung fort und stocherte neugierig in einem Haufen herum. »Nichts, das man ihren Müttern schicken könnte.«
»Ihre Mütter können meinetwegen die Windeln haben und sie zu den anderen legen!« sagte der Mausling aufgebracht. »Oh, Ivivis, Zauberer haben keine Mütter!«
»Aber was geschieht jetzt mit Lord Gwaay, wenn seine Beschützer nicht mehr bei uns sind?« fragte Ivivis nüchtern. »Du hast selbst gesehen, wie ihm Hasjarls böse Einflüsse gestern abend zu schaffen machten, als Gwaays Zauberer nur schlummerten. Und wenn mit Gwaay etwas passiert, was soll dann aus uns werden?«
Wieder zuckte der Mausling die Achseln. »Wenn mein Zauber die vierundzwanzig Zauberer Hasjarls erreicht und ebenfalls vernichtet hat, dann ist kein großer Schaden entstanden – außer natürlich an den Zauberern. Und in ihrem Beruf lebt man ohnehin riskant. Sie alle hatten praktisch ihr Todesurteil unterschrieben, als sie ihren ersten magischen Spruch aufsagten ... es ist ein gefährliches Handwerk.«
Lebhaft fuhr er fort: »Tatsächlich hätten wir dann sogar etwas hinzugewonnen. Vierundzwanzig tote Feinde bei einem Verlust von nur zwölf, nein, elf auf unserer Seite – also, das ist wirklich eine günstige Konstellation, die jeder gern für sich beanspruchen würde. Und da die Zauberer dann aus dem Weg sind – bis auf die Brüder selbst und Flindach, der eine Macht ist, die man nicht übersehen darf! – ziehe ich los und töte diesen Kämpfer, den sich Hasjarl zugelegt hat, und dann ist alles klar. Wenn ...«
Er beendete den Satz nicht, denn er stellte sich plötzlich die Frage, warum sein Zauber nicht auch ihn vernichtet hatte. Der Gedanke, daß vielleicht auch er als Zauberer Ersten Ranges gelten mußte, war ihm fremd – da er sich trotz einer umfassenden Ausbildung in der Jugend seither nur hier und da mit der Magie befaßt hatte. Vielleicht hatte er etwas übersehen, oder ein metaphysischer Trick war im Spiel ... Wenn ein Zauberer einen Spruch aufsagt, der auf halbem Wege alle Zauberer verschwinden läßt, sofern der Spruch vollendet wird – dann vernichtet er sich doch selbst mit, oder ...? Möglicherweise war er wirklich, ohne es zu wissen, ein Magier Ersten Ranges, vielleicht sogar besser. Stolz richtete sich der Mausling auf.
In der nun einsetzenden Stille hörten er und Ivivis plötzlich Schritte, die in wildem Getrappel näherkamen. Der graugekleidete Mann und das Sklavenmädchen hatten kaum Zeit, sich fragend anzusehen, als acht oder neun Soldaten aus Gwaays Wachtrupp durch den Vorhang gestürmt kamen und dabei den Stoff mitnahmen. Ihre Gesichter waren totenbleich, und in ihren Augen stand ein Ausdruck panischen Entsetzens. Sie rannten durch den Saal und verschwanden im entgegengesetzten Torbogen. So schnell waren sie vorbei, daß sich der Mausling kaum von seinem Schrecken erholen konnte.
Aber damit nicht genug – wieder klangen Schritte auf. Diesmal nur ein Mann. Er schien in einem seltsam ungleichmäßigen Galopp näherzukommen, wie ein Krüppel, der sich abmüht; und bei jedem Schritt war ein seltsames Glucksen zu hören. Der Mausling stellte sich hastig neben Ivivis und legte ihr den Arm um die Hüfte. Auch er wollte in diesem Augenblick lieber nicht allein sein.
Ivivis sagte: »Wenn dein großer Zauber Hasjarls Magier verfehlt hat und ihre Krankheitssprüche den schutzlosen Gwaay getroffen haben ...«
Angstvoll hielt sie den Atem an, als eine monströse Gestalt in scharlachroten Umhängen zuckend in Sicht kam. Zuerst glaubte der Mausling Hasjarl vor sich zu sehen, der nach allgemeinen Berichten ungleich lange Arme hatte. Doch dann erkannte er, daß grauer Schimmel den Hals dieses Mannes bedeckte, daß seine rechte Wange rot, seine linke schwarz war, daß die Augen von grünem Schleim gerahmt waren und helle Tropfen aus der Nase strömten.
Als das entsetzliche Wesen einen
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