Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
machen. Ich habe die Burschen tatsächlich nicht gehört!«
Vierzig Schritte weiter kamen sie an einer Rampe vorbei, die nach oben führte und in einen kleineren, dunkleren Korridor einbog.
Einige Schritte hinter Fafhrd bemerkte Brilla, der mit seinem Atem aushielt: »Die Rampe führt zu den Ställen. Wohin bringst du uns, o Herr?«
»Nach unten«, gab Fafhrd zurück, ohne anzuhalten. »Macht euch keine Sorgen, ich habe ein hübsches Versteck für euch beide – und sogar eine kleine Freundin für unsere grünlockige Prinzenmutter.« An Kewissa gewandt, fuhr er fort: »Weißt du, du bist nicht das einzige Mädchen in Quarmall, das gerettet werden möchte. Und auch nicht das hübscheste.«
Der Mausling hielt den Atem an, kniete hin und betrachtete den Prinzen. Der Gestank war unerträglich, trotz des Parfüms, das der Mausling versprüht hatte, trotz der Weihrauchstäbchen, die schon vor einer Stunde abgebrannt worden waren. Der Mausling hatte den unsäglich verunstalteten Körper Gwaays mit Seidentüchern und Pelzumhängen bedeckt und nur den hochgelegten Kopf freigelassen. Das einzige Stück, das der Verunstaltung entgangen war, war die schmale, hübsche Nase, von deren Spitze eine klare Flüssigkeit rann, Tropfen um Tropfen, wie eine Wasseruhr. Aus dem verformten Mund unter der Nase war ein Keuchen zu hören, das einzige einigermaßen sichere Zeichen, daß Gwaay noch lebte. Eine Zeitlang hatte Gwaay auch ein gepreßtes Stöhnen ausgestoßen, doch jetzt waren diese Laute verstummt.
Der Mausling überlegte, daß es wahrlich mühsam war, einem Herrn zu dienen, der nicht sprechen, nicht schreiben und auch nicht gestikulieren konnte – besonders, wenn er im Kampf mit Gegnern stand, die jetzt weder ungeschickt noch zögernd vorgingen. Unter normalen Umständen hätte Gwaay schon vor Stunden sterben müssen. Vermutlich lag es nur an seinem stählernen Willen, an seinen Zauberkräften und an seinem allesüberschattenden Haß auf Hasjarl, daß er den qualvollen Kampf nicht längst aufgegeben hatte.
Der Mausling richtete sich auf und wandte sich mit ratlosem Achselzucken an Ivivis, die an dem langen Tisch saß und zwei große, schwarze Magierroben mit Kapuzen nähte, die sie nach Anweisung des Mauslings für sich und ihn zurechtgeschnitten hatte. Immerhin war der Mausling nun Gwaays letzter Zauberer und zugleich sein Streiter; da war er der Meinung, daß er sich auch entsprechend gekleidet präsentieren und wenigstens einen Assistenten vorweisen mußte.
Als Antwort auf seine unausgesprochene Frage hielt Ivivis sich die Nase zu und hob ebenfalls die Schultern. Es stimmte, der Gestank wurde mit jeder Minute stärker, trotz aller Versuche, ihn mit anderen Gerüchen zurückzudrängen. Er trat an den Tisch und goß einen Becher halbvoll mit dickem, blutrotem Wein, der ihm zu schmecken begann, obwohl er inzwischen die Bestätigung erhalten hatte, daß er aus fermentierten roten Giftpilzen gewonnen wurde. Er nahm einen kleinen Schluck und faßte die Lage zusammen.
»Und nun mal zu unseren Problemen, die es ja wirklich in sich haben. Gwaays Zauberer sind hinüber – das ist meine Schuld, ich geb's zu. Seine Wächter und Soldaten sind geflohen – sicher in die tiefsten, feuchtesten und dunkelsten Tunnel –, oder sie sind zu Hasjarl übergelaufen. Seine Mädchen sind verschwunden bis auf dich. Sogar seine Ärzte haben Angst, in seine Nähe zu kommen – der eine, den ich heranschleppte, ist uns unter den Händen ohnmächtig geworden. Seine Sklaven sind zu nichts zu gebrauchen; sie haben völlig den Kopf verloren. Nur die Trettiere an den Belüftungsrädern behalten den Kopf – weil sie nichts drin haben! Keine Antwort auf unseren Vorschlag an Flindach, uns gegen Hasjarl zu verbünden. Wir haben keinen Sklaven mehr, eine zweite Botschaft zu schicken – und auch nicht einen einzigen Spion, der uns vor Hasjarls Angriff warnen könnte.«
»Du könntest ja selbst zu Hasjarl überlaufen«, sagte Ivivis nüchtern.
Der Mausling überlegte. »Nein«, entschied er. »Eine verfahrene Situation wie diese hat etwas Faszinierendes an sich. So etwas habe ich schon immer mal erleben wollen – mit der Möglichkeit, den Lauf des Geschehens zu bestimmen. Und Verrat macht nur Spaß, wenn es dabei um die Reichen und Siegreichen geht. Aber welche Strategie ist mir überhaupt möglich, da ich doch nicht einmal das Gerüst einer Armee zur Verfügung habe?«
Ivivis runzelte die Stirn. »Gwaay pflegte zu sagen – so wie der Schwertkampf
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