Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
ihre Stiefel nicht, und ich muß sagen, mir imponiert, daß sie sich hierherwagt, da die Zunft gegen weibliche Selbständige ziemlich allergisch ist. Und da, wer biegt dort von der Straße der Götter ein? Niemand andere als Herzogin Kronia von den Siebenundsiebzig Taschen, die sich bei ihren Diebstählen vom Wahnsinn und nicht von irgendeiner Methode leiten läßt. Na, da hast du eine Frau, der ich niemals trauen würde, trotz ihrer Reize und der Schwäche, die du mir zuschreibst.«
Der Mausling nickte und sagte: »Und diese Typen werden nun die Aristokratie der hiesigen Diebeswelt genannt! In aller Offenheit muß einmal gesagt werden, daß trotz deiner Fehler – die du erfreulicherweise eingestehst – in diesem Augenblick einer der beiden besten Diebe Lankhmars neben mir steht. Während der andere, muß ich das noch sagen, natürlich in meinen Rattenfellstiefeln steckt.«
Fafhrd erwiderte das Nicken und kreuzte nachdenklich zwei Finger.
Der Mausling unterdrückte ein Gähnen und sagte: »Hast du dir übrigens schon überlegt, was du tun willst, wenn dir die Juwelen vom Handgelenk gestohlen sind oder wenn du sie – was ich für unwahrscheinlicher halte – tatsächlich verkauft hast? Man hat mich auf einen kleinen Ausflug nach ... in Richtung Osten angesprochen.«
»Wo es noch heißer ist als in dieser Treibhausstadt? So eine Expedition erscheint mir wenig reizvoll«, erwiderte Fafhrd und fügte beiläufig hinzu: »Ich habe ohnehin daran gedacht, mir ein Schiff nach ... äh ... Norden zu nehmen.«
»Schon wieder in die schreckliche Eiswüste? Nein, vielen Dank!« erwiderte der Mausling. Dann blickte er durch die Silberstraße nach Süden, wo ein heller Stern dicht über dem Horizont stand, und fuhr hastig fort: »Also, es wird jetzt Zeit für meinen Besuch bei Ogo – und bei diesem dummen Mädchen, seinen Augen. Nimm dein Schwert mit ins Bett, rate ich dir, und sieh zu, daß dir in Nemias Dämmerung weder Graywand noch deine wichtigere Klinge abhanden kommen.«
»Oh, das Aufgehen des Walsterns ist also auch die Zeit deiner Verabredung?« fragte Fafhrd und drückte sich von der Wand ab. »Weiß überhaupt jemand, wie Ogo wirklich aussieht? Irgendwie muß ich bei dem Namen an eine alte, dicke Spinne denken!«
»Zähme bitte deine Phantasie«, erwiderte der Mausling scharf. »Oder heb sie dir für dein eigenes Geschäft auf. Ich darf dich erinnern, daß die einzig wirklich gefährliche Spinne die Frau ist. Nein, Ogos Aussehen ist unbekannt. Aber heute nacht werde ich es vielleicht enthüllen!«
»Dein hervorstechender Fehler scheint eine übergroße Neugier zu sein«, sagte Fafhrd. »Außerdem kannst du dich selbst beim dümmsten Mädchen nicht darauf verlassen, daß sie immer dämlich handelt.«
Der Mausling fuhr herum und sagte: »Wie unsere Gespräche auch ausgehen – wir können uns ja hinterher treffen. Im Silbernen Aal?«
Fafhrd nickte, und sie schüttelten sich die Hände. Dann näherten sich die beiden den Türen, hinter denen ihre Verhandlungspartner warteten.
Der Mausling duckte sich etwas, alle Sinne angespannt. Pechschwarze Dunkelheit umgab ihn. Auf einer Oberfläche vor ihm – seine Hände hatten ihm verraten, daß es sich um eine Tischplatte handelte – lag sein Juwelenkasten, noch geschlossen. Seine linke Hand berührte ihn. Seine Rechte hielt Katzenklaue umfaßt, und mit dieser Waffe bedrohte er die undurchdringliche Schwärze ringsum.
Eine Stimme, die zugleich trocken und schwer klang, krächzte hinter ihm: »Öffne den Kasten!«
Beim Klang der entsetzlichen Stimme lief dem Mausling ein Schauer über den Rücken. Das bunte Licht der drahtversperrten Juwelen strahlte auf und offenbarte die niedrige Decke des ziemlich großen Zimmers. Der Raum schien außer dem Tisch kein Mobiliar zu enthalten. Ein unbestimmter schwarzer Umriß in der Ecke hinter dem Mausling beunruhigte ihn. Vielleicht handelte es sich um ein dickes schwarzes Kissen. Oder es war ... Der Mausling wünschte, Fafhrd hätte seine letzte Vermutung für sich behalten.
Vor ihm ertönte nun eine hellklingende, angenehme Stimme, die völlig anders war als die erste. »Deine Juwelen sind einzigartig; sie leuchten sogar in der Dunkelheit.«
Der Mausling starrte in die Schwärze jenseits des Tisches, vermochte den zweiten Rufer jedoch nicht auszumachen. Er bemühte sich, seine Stimme selbstbewußt und zuversichtlich klingen zu lassen, und antwortete in die Leere: »Meine Edelsteine sind wirklich einzigartig – sie stammen
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