Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
Deck. Sie hielten ihre Speere schräg nach unten und formten damit einen zusätzlichen niedrigen Zaun. Schwarzgekleidete Seeleute starrten zwischen ihren Schultern und Stiefeln hindurch oder saßen mit baumelnden Beinen steuerbords auf dem Vorderdeck; wo ihnen das Hauptsegel nicht die Sicht verdeckte. Einige hatten es sich auch in den Wanten bequem gemacht.
Das beschädigte Geländer des Achterdecks war entfernt worden, und hier saßen die drei Kampfrichter: Slinoor, der Mausling und Lukeens Sergeant. In ihrer Nähe hielten sich die Offiziere der Squid und einiger anderer Schiffe auf, deren Gegenwart sich der Mausling ausbedungen hatte, obwohl dazu ein zeitraubendes Hin- und Herfahren zwischen den Schiffen erforderlich gewesen war.
Hisvet und Frix hielten sich in der Kabine auf; die Tür war geschlossen. Die Demoiselle hatte den Kampf durch die offene Tür beobachten wollen, doch Lukeen hatte eingewendet, daß sie es dann leichter hätte, ihn zu verhexen, und die Kampfrichter hatten zu seinen Gunsten gesprochen. Das Türgitter war jedoch geöffnet, und von Zeit zu Zeit schimmerten die Sonnenstrahlen in einem Auge oder auf einem silbrigen Fingernagel.
Zwischen der schwarzen Speerwand und dem Achterdeck erstreckte sich ein großes Viereck aus weißer Decksfläche, das bis auf die Takelage und ähnliche Dinge leer und bis auf das zugedeckte Hauptluk völlig eben war. In jeder Ecke der abgeteilten Kampffläche war ein Viertelkreis eingezeichnet. Wenn nach Beginn des Kampfes einer der beiden Duellanten in einen solchen Kreis trat oder auf die Reling sprang oder in die Wanten griff oder sich über die Seite fallen ließ, hatte er den Kampf verloren.
Im vorderen Steuerbordkreis stand Lukeen in einem schwarzen Hemd und Hose. Neben ihm wartete sein Sekundant, sein falkengesichtiger Leutnant. Mit der rechten Hand umklammerte Lukeen seinen schweren Eichenstab, der so lang war wie er und so dick wie Hisvets Handgelenk. Er hob die Waffe über den Kopf und wirbelte sie so schnell herum, daß es summte. Er grinste wild.
Im hinteren Steuerbordkreis, dicht neben der Kabinentür, warteten Fafhrd und sein Sekundant, der Bootsmaat der Carp , ein sehr dicker Mann. Der Mausling konnte nicht zugleich Kampfrichter und Sekundant sein, und er und Fafhrd hatten mehr als einmal mit diesem Mann gespielt – und sogar Geld an ihn verloren, was sich jetzt vielleicht noch vorteilhaft auswirkte.
Fafhrd nahm nun seinen eigenen Stab entgegen und umfaßte ihn mit beiden Händen an einem Ende, wirbelte ihn zweimal langsam durch die Luft.
Lukeens Soldaten kicherten, als sie den Nordling mit dem Stab hantieren sahen, als wäre er ein Breitschwert, aber als Fafhrd nun seine behaarte Brust entblößte, stimmte die Mannschaft der Squid ein fröhliches Geschrei an.
»Seltsam«, sagte Slinoor leise. »Ich hätte geglaubt, Lukeen wäre bei den Seeleuten beliebt.«
Lukeens Sergeant sah sich ungläubig um, als er das hörte. Der Mausling zuckte nur die Achseln. »Wenn Sie wüßten, daß Ihr Kamerad für die Ratten kämpft, würden Sie nicht so für ihn brüllen.« Der Mausling lächelte.
Wieder ertönte der Gong.
Slinoor stand auf und sagte: »Ein Stabkampf ohne Pause, Kommandant Lukeen möchte durch diesen Kampf gewisse Behauptungen über eine Demoiselle von Lankhmar beweisen. Der erste, der zu Boden geht oder sich nicht mehr wehren kann, hat verloren. Fertig!«
Slinoor setzte sich und sagte zum Mausling: »Unangenehm, dieses Duell! Es verzögert unser Vorgehen gegen Hisvet und die Ratten. Dumm von Lukeen, gleich so in die Luft zu gehen. Na ja, wenn er ihn erledigt hat, ist vielleicht noch Zeit.«
Der Mausling hob eine Augenbraue. Slinoor sagte leichthin: »Oh, wußten Sie das nicht? Lukeen gewinnt bestimmt. Er ist ein Meister mit dem Stab.«
Der Gong ertönte zum drittenmal.
Lukeen sprang von seinem Kreis auf die erhöhte Luke und schrie: »Ho! Haariger Affe! Bist du bereit, meinen Stab zu küssen – und dann das Deck?«
Fafhrd stolperte los, seinen Stab noch ungeschickter haltend, und erwiderte: »Deine Spucke hat mir das Auge vergiftet, Lukeen, aber ich sehe noch genug!«
Lukeen legte wild los, machte eine Finte auf Ellenbogen und Kopf, schlug schnell mit der anderen Seite seines Stabes gegen Fafhrds Knie, um seinen Gegner zu Fall zu bringen.
Fafhrd, der abrupt seinen Griff um den Stab änderte, parierte geschickt den Schlag und landete einen blitzschnellen Gegenangriff.
Lukeen brachte seinen Stab noch eben rechtzeitig hoch, um Fafhrds
Weitere Kostenlose Bücher