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Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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zusammenstehende Glitzerpunkte im Abfall, bei denen es sich um Wassertropfen oder Rubine handeln mochte – oder um etwas anderes.
    Der Mausling ging weiter. Sofort begann auch das Trapsen erneut, das jedoch zugenommen hatte, als müßte der Sturm jeden Augenblick losbrechen. Er ging etwas schneller, und plötzlich waren sie da – zwei Reihen kleiner silbriger Gestalten, die zu seiner Rechten aus dem Schatten hervorbrachen, und links hinter dem Unrat und aus den Abwasserlöchern, und ein paar quetschten sich sogar unter alten Türen hindurch.
    Er rannte los – schneller als seine Gegner, und Skalpell blitzte wie die Zunge einer Silbernen Schildkröte hierhin und dorthin und tötete die Ratten. Sie kamen nun auch von vorn auf ihn zu, doch den meisten vermochte er fortzulaufen, und die übrigen spießte er auf. Der Wein gab ihm ein unerschütterliches Selbstvertrauen, so daß der Kampf fast zu einem Tanz wurde – ein Todestanz, in dem die Ratten die Menschheit darstellten und er den schlimmen Oberherrn, allerdings mit einem Rapier und nicht mit der Sense bewaffnet.
    Die Schatten änderten ihre Richtung, als sich die Straße weiter kurvte. Eine größere Ratte unterlief Skalpell und sprang an seine Hüfte, doch er schleuderte das Tier mit der Dolchspitze zur Seite, während sein Schwert zwei weitere Tiere durchbohrte.
    Plötzlich surrte etwas wie eine bösartige Wespe an seiner Nase vorbei, und die Lage änderte sich. Er mußte an die seltsame Nacht der Entscheidung an Bord der Squid zurückdenken, an die Armbrustratten und an Skwee, der ein Schwert an seine Halsschlagader hielt, und er machte sich zum erstenmal klar, daß er hier nicht mit gewöhnlichen Ratten zu tun hatte, sondern mit einer fremden, feindseligen Rasse intelligenter Wesen, die zwar klein, aber vielleicht schlauer und erfindungsreicher und entschlossener waren als die Menschen.
    Er rannte nun so schnell er konnte, steckte den Dolch in den Gürtel und setzte seine Schwerthiebe fort. Gleichzeitig griff er in seinen Beutel, um Sheelbas schwarze Flasche hervorzuholen.
    Sie war nicht da. Fluchend erinnerte er sich, daß er das Fläschchen unter seinem Kissen zurückgelassen hatte.
    Er huschte an der dunklen Straße der Denker vorbei, deren Gebäude den Mond verdeckten. Neue Ratten schlossen sich seinen Verfolgern an. Er trat auf ein Tier und wäre fast ausgerutscht. Zwei weitere Stahlwespen surrten an seinem Gesicht vorbei. Er rannte mit aller Kraft an dem dunklen Haus der Diebeszunft entlang und konzentrierte sich darauf, noch schneller zu laufen.
    Dann machte die Marktstraße plötzlich eine Biegung, und vor ihm schimmerten Lichter, und viele Menschen waren zu sehen, und Sekunden später war er in der Menge, und die Ratten waren verschwunden.
    Bei einem Straßenhändler kaufte er einen kleinen Krug mit Ale, damit er seine Nerven beruhigte und wieder zu Atem kam. Als sein trockener Hals angenehm benetzt war, sah er zwei Häuserblocks weit nach Osten zum Marschtor. Dann wandte er sich um und blickte die volle Länge der Straße der Götter entlang, die von unzähligen schimmernden Gebäuden gesäumt war.
    Es wollte ihm scheinen, als wäre ganz Lankhmar heute hier versammelt im Licht der Fackeln und Lampen und Kerzen und Feuerbrände – um zu beten und spazierenzugehen, um zu klagen und zu trinken, um zu essen und sich den neuesten Klatsch anzuhören. Er fragte sich, warum die Ratten diese Straße bisher verschont hatten. Fürchteten sie sich mehr vor den Göttern der Menschen als die Menschen selbst?
    Am Marschtor-Ende der Straße der Götter erhoben sich die Tempel der jüngsten und ärmsten Götter in Lankhmar; hier waren auch nur einige Gruppen zu sehen, die sich im Rinnstein um irgendeinen hageren Einsiedler oder einen ausgemergelten Priester scharten, der aus den Ländern des Ostens stammen mochte.
    Der Mausling wandte sich in die andere Richtung und begann sich durch die Menge zu drängen, begrüßte manchen alten Bekannten und kaufte bei den Straßenhändlern einen Krug Wein und einen Bissen zu essen, denn nach Ansicht der Lankhmarier vertragen sich Religion und leibliche Freuden recht gut.
    Er war kurz in Versuchung, doch dann ließ er die Hurenstraße hinter sich und klopfte vorsichtig gegen den Pfeil an seiner Schläfe, damit er nicht vergaß, daß ein erotisches Erlebnis auf keinen Fall gut enden konnte. Obwohl die Hurenstraße im Dunkeln lag, waren die alten und jungen Mädchen in Scharen unterwegs, gingen in den schattigen Portikus ihrem

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