Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar
wollen. Also wirklich – eine Aussöhnung durch Sheelba! Ho-ho-ho!«
»Sehr komisch«, knurrte Fafhrd. »Ich habe es leider eilig mit unserer Besprechung. Das Sinkende Land ist aufgestiegen und hat das Wasser zurückgedrängt. Ich muß in einer halben Stunde wieder unterwegs sein, wenn ich es überqueren will, ehe es wieder versinkt. Was muß ich tun, um den Mausling und Lankhmar zu helfen? Was ist mit der Blechpfeife?«
»Aber, mein lieber Sohn, ich weiß nichts von diesen Dingen«, erwiderte der andere tonlos. »Aber ich ... langsam Fafhrd, bring meine Stalaktiten nicht durcheinander. Ich hindere sie durch einen Zauberspruch am Fallen, aber ein so großer Bursche wie du richtet manches Unheil an. Ich rate dir, hab keine Angst. Aber ich muß mich erst umsehen. Verstreut den Goldstaub, meine Jungen – schnell, schnell, aber verschwendet ihn nicht!«
Die beiden jungen Burschen griffen in einen Beutel, der zwischen ihnen stand, und warfen ein goldschimmerndes Pulver in die grünen Flammen – die sofort dunkler wurden, ohne dabei zu schrumpfen. Fafhrd beobachtete das Aufzucken des Feuers und glaubte darin in schneller Folge die Schatten verzerrter Türme, häßlicher Bäume, großer, gekrümmter Männer, kleiner Ungeheuer, wunderschöner zerschmelzender Wachsfrauen und ähnliche Dinge zu sehen, doch nichts wurde wirklich klar.
Dann kamen aus jeder Kapuzenöffnung zwei grünliche Ovale auf das Feuer zu, jedes mit einem senkrechten schwarzen Strich wie ein Katzenauge. Einen halben Meter vor der Kapuze verhielten sie. Schnell kamen zwei weitere Gebilde aus der Kapuze, die etwas weiter ausschwenkten. Dann folgte ein einzelnes Auge, das sich so weit über das Feuer reckte, daß Fafhrd schon befürchtete, es werde gleich anbrennen. Schließlich schwebten zwei Schimmer in großem Bogen um die Flammen herum und postierten sich in Fafhrds Nähe.
Die Stimme intonierte: »Es ist immer gut, wenn man ein Problem von allen Seiten angeht.«
Fafhrd hob die Schultern und unterdrückte ein Erschaudern. Es war immer wieder unheimlich, Ningauble und seine Sieben Augen zu beobachten, die an flexiblen Stielen zu haften schienen.
Es verging so viel Zeit, daß Fafhrd schon ungeduldig mit den Fingern zu schnippen begann – leise zuerst, doch dann vernehmbarer. Er hatte es aufgegeben, in die Flammen zu starren, die doch nur huschende Schatten enthielten.
Endlich schwebten die grünen Augen wieder in die Kapuze zurück. Die Flammen wurden wieder hellgrün, und Ningauble sagte: »Mein lieber Sohn. Ich begreife nun deine Probleme und auch die Antwort darauf. Genaugenommen habe ich viel gesehen, doch ich kann nicht alles erklären. Also, der Graue Mausling. Er ist jetzt genau fünfundzwanzig Fuß unter dem tiefsten Keller des Palastes von Glipkerio Kistomerces. Aber er ist dort nicht begraben und auch nicht tot – obwohl vierundzwanzig von fünfundzwanzig Teilen seines Körpers tot sind – in dem erwähnten Keller. Aber er lebt.«
»Aber wie? « krächzte Fafhrd und breitete seine großen Hände aus.
»Ich habe keine Ahnung. Er ist von Feinden umgeben, doch in seiner Nähe sind zwei Freunde – sozusagen Freunde. Doch jetzt zu Lankhmar. Das Bild ist deutlicher. Die Stadt ist von Invasoren überrannt, ihre Mauern sind überwunden, und in den Straßen wird verzweifelt gekämpft – mit einer wilden Armee, die eine Übermacht von ... meine Güte ... fünfzig zu eins in den Kampf bringt und mit allen modernen Waffen ausgerüstet ist.
Und doch kannst du die Stadt retten, kannst die Wende herbeiführen – dieser Teil kam sehr deutlich durch –, wenn du zum Tempel der Götter von Lankhmar eilst, auf den Turm steigst und die Glocken läutest, die viele Jahrhunderte nicht mehr erklungen sind. Vermutlich sollen damit die Götter geweckt werden. Aber das ist nur eine Ausnahme.«
»Mir gefällt es nicht, mich mit dieser staubigen Gesellschaft einzulassen«, wandte Fafhrd ein. »Nach dem, was ich so über sie gehört habe, sind das mehr wandelnde Mumien als wirkliche Götter.«
Ningauble zuckte die mächtigen Schultern. »Ich hielt dich für einen mutigen Mann, der schon einmal einen Einsatz wagt.«
Fafhrd fluchte und fragte: »Aber selbst wenn ich die rostigen Glocken zum Klingen bringe – wie kann Lankhmar überhaupt so lange durchhalten, wenn die Mauern schon überwunden sind und die Übermacht des Feindes so groß ist?«
»Das möchte ich selbst gern wissen«, sagte Ningauble.
»Und wie soll ich zu dem Tempel gelangen, wenn in den
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