Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar

Titel: Schwerter-Zylus 06 - Die Schwerter von Lankhmar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
der ungerechtfertigten Hoffnung, daß sie durch seine Berührung ebenfalls schrumpfen werde, da doch auch seine Waffen und seine Kleidung mit ihm kleiner geworden waren. Wenigstens hätte er dann eine Begleiterin gehabt. Es war ihm jedenfalls hoch anzurechnen, daß er ihr nicht zubrüllte: »Heb mich hoch!«
    So blieb es bei dem Aufdröhnen einer fast unvorstellbar tiefen Stimme, die aus Reethas Riesenmund fragte: »Was machen Sie da? Ich habe Angst! Nun zaubern Sie schon!«
    Der Mausling sprang von der Fleischsäule zurück, wobei das unangenehme rosa Zeug nach allen Seiten spritzte und ihn fast ausrutschen ließ, und zog sein Schwert Skalpell. Es war kaum größer als eine Nadel zum Segelflicken! Und seine Kerze, die er noch immer in der linken Hand hielt, war gerade groß genug, um den Ballsaal eines Puppenhauses zu erhellen!
    Ein lautes, verwirrtes Trappeln ertönte, gefolgt von ohrenbetäubendem Twittern und Fiepen, und er sah die riesigen schwarzen Ratten von drei Seiten auf sich eindringen, wobei das graue Zeug am Rande des rosa Tümpels aufstiebte.
    Reetha, starr vor Entsetzen, sah, wie ihr unerklärlicherweise geschrumpfter Retter herumwirbelte, über ein Stück Mauerstein sprang, das winzige Schwert abwehrend erhob, die Kerze mit seinem Umhang schützte und in dem Rattenloch hinter ihr verschwand. Die Ratten gerieten in Bewegung, strichen ihr an den Beinen entlang und bissen sich gegenseitig in dem Bemühen, dem Mausling möglichst schnell zu folgen. Überall verschwand die Rattenhorde blitzschnell in den Löchern. Ein Tier nahm sich noch die Zeit, ihr in den Fuß zu beißen.
    Damit war es um ihre Beherrschung geschehen. Sie stürzte davon, wobei sie graues Pulver und rosa Schleim zertrat, raste die Treppe hoch, drückte sich an mehreren verblüfften Wächtern vorbei und sank schluchzend auf den kalten Küchenboden. Samanda ließ eine Kette in ihr Halsband einschnappen.
     
    Fafhrd, der die Arme erhoben hatte, um sich an der unregelmäßigen Felsendecke nicht den Kopf zu stoßen und nicht in Spinngewebe und Fledermäuse zu laufen, erblickte endlich einen unregelmäßigen grünen Schimmer vor sich. Kurz darauf verließ er den schwarzen Tunnel und erreichte eine große Höhle, in deren Mitte ein grünes Feuer brannte, das von zwei dünnen, lumpengekleideten, scharfäugigen Jungen bewacht wurde, die wie typische ilthmarische oder lankhmarische Straßenkinder aussahen. Einer hatte eine entzündete Narbe unter dem linken Auge. Auf der anderen Seite des Feuers saß eine dicke Gestalt, deren weiter Umhang und große Kapuze weder Gesicht noch Hände freiließen. Der Mann sortierte einen großen Haufen aus Pergamentfetzen und Steingutscherben, bewegte sie, indem er sie durch den dunklen Stoff seiner überlangen, herabhängenden Ärmel ergriff, und begutachtete sie kurzsichtig, indem er sie fast in seiner Kapuze verschwinden ließ.
    »Willkommen, mein lieber Sohn«, rief er Fafhrd mit süßlicher Stimme entgegen. »Welch großer Zufall führt dich her?«
    »Das weißt du doch«, sagte Fafhrd heftig und trat vor, bis er direkt gegenüber dem kleinen Oval stand, das durch den vorderen Saum der Kapuze gebildet wurde. »Wie kann ich den Mausling retten? Was ist in Lankhmar los? Und warum ist die Blechpfeife so wichtig?«
    »Du sprichst in Rätseln, mein lieber Sohn«, erwiderte die flötengleiche Stimme beruhigend. »Welche Blechpfeife? Welche Gefahren? Und was soll mit Lankhmar sein?«
    Fafhrd ließ eine Flut von Flüchen hören, die die Stalaktiten über ihm zum Klirren brachten. Dann holte er aus seinem Beutel Sheelbas Brief hervor und hielt ihn wutzitternd dem Zauberer hin. »Schau her, du Alter Nichtswisser! Ich habe deswegen ein schönes Mädchen sitzenlassen, und jetzt ...«
    Aber die verhüllte Gestalt hatte durchdringend gepfiffen, und schon löste sich die schwarze Fledermaus, die Fafhrd völlig vergessen hatte, von seiner Schulter, riß ihm mit scharfen Zähnen den schwarzen Brief aus den Fingern und flatterte damit auf die verdeckte Hand Ningaubles – oder seinen Tentakel oder was es sein mochte. Von dort flatterte er gehorsam in die Kapuze und verschwand in der pechschwarzen Dunkelheit.
    Es folgte ein heiserer, unverständlicher Dialog, während Fafhrd die Fäuste in die Seiten stemmte und ungeduldig knurrte. Endlich sagte die weiche Stimme: »Ah, jetzt ist mir alles klar, geduldiger Sohn. Der Augenlose Sheelba und ich haben einen kleinen Zauberstreit gehabt – und jetzt scheint er die Sache begraben zu

Weitere Kostenlose Bücher