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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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selbst ein, die aufmerksam vor ihm stand.
    Die Erinnerung sagte der empfindungsfähigen Tasche, daß das Tier ein Mensch war, und wie ein Blitz durchfuhr das Geschöpf die Einsicht, daß hinter den wohlgeformten, vollen, roten, beweglichen Lippen eine unter dem Namen Mund bekannte ebensolche Tasche lag wie es selbst, mit bleichen, spitzen, glatten, Zähne genannten Graten und einem fest verankerten Bewohner namens Zunge. Und folglich schien es, daß auch es selbst mit einem Körper verbunden sein mußte wie dem des Tieres vor seinen Augen, und daß auch es selbst ein Mensch sein mußte, wie eng und fest auch immer es in der körnigen Erde eingeschlossen sein mochte.
    Sofort bekam sein Bewußtsein eine Vielzahl kleiner Botschaften von dem anhängenden Körper, der offensichtlich in Embryonalhaltung dalag, beide Hände zärtlich um das Genital geschlossen, das nach der Tortur durch den strangurieartigen Orgasmus in der skeletthaften Umarmung der blaugestreiften Schwester Schmerz schlaff wie ein Lappen war.
    Die Erinnerung an diese schreckliche Tortur gab ihm einen Augenblick lang die Frage ein, ob er nun vielleicht einfach in eine der anderen Räumlichkeiten Hisvets im Unteren Lankhmar blickte, vielleicht das Zimmer ihres Zauberervaters Hisvin, in das nun gleich die nackte Viersie hereinstürzen würde, um mit der Warnung vor der Dämonin herauszuplatzen – und dann würde die schrecklich blaue Dame noch einmal ihre knochige Hand wie einen Tausendfüßler von hinten um seine Hüfte wandern lassen, während er von der Erde eingeschlossen wie in einer Falle dalag.
    Aber nein! Die Erde, die ihn so eng umschlungen hielt, hatte sich in Zusammensetzung und Geruch gründlich verändert. Der Fels, aus dem die Natur sie herausgemahlen hatte, war offensichtlich eher metamorphes Gestein vulkanischen Ursprungs als Sedimentgestein. Die darin enthaltene Feuchtigkeit roch nicht nach Salz-Marsch und dem Brackwasser der Hlal-Mündung, sondern hatte den eisigen Biß der mineralreichen Ströme, die von den Hungerbergen herunterrannen, tausend lankhmarische Meilen südlich der lankhmarischen Metropole. Die damit vermischte Ausdünstung war nicht die des polyglotten Lankhmar, sondern entstammte einer innigen, geheimnisvollen Gemeinschaft mit einem vorherrschenden Pilzgeruch. Fliegenpilzwein!
    Eine zweite Betrachtung des unterirdischen Raums und seiner Bewohner machte vieles klar. Da hatte er doch einen Augenblick lang den oberlehrerhaften, verdrießlichen Hisvin mit dieser gebieterischen Gestalt verwechselt, die dem vor ihr stehenden, verschlagen wirkenden Burschen einen Vortrag hielt. Die Adlernase, die bärtigen Wangen, das stolze, falkenähnliche Gesicht, doch vor allem die rubinroten Augäpfel mit der weißen Iris und den glänzendschwarzen Pupillen – allein letzteres hätte ihm klarmachen müssen (wäre nicht seine folterbedingte Amnesie gewesen), daß dies kein anderer als Quarmal sein konnte, Herr über Quarmall, bei zahlreichen Gelegenheiten seines und Fafhrds getreuster Feind.
    Sobald ihm diese blitzartige Erkenntnis gekommen war, fielen ihm weitere bekannte Einzelheiten auf, so zum Beispiel ein Vorhang aus Schnüren, der sich am anderen Ende des Zimmers in einem Luftsog nach innen blähte, und dahinter, kaum auszumachen, ein dickschenkliges, kurzarmiges Menschenmonster, das ging, ohne sich vorwärts zu bewegen – einer der fast hirnlosen Sklaven, die vor allem für die Arbeit in den Tretmühlen gezüchtet worden waren, um die großen Holzventilatoren anzutreiben, mittels derer Luft in die zahlreichen, mit Rampen verbundenen Ebenen der unterirdischen Stadt und ihrer unter tiefhängenden Decken wachsenden Pilzfelder gepumpt wurde.
    Ohne jeden Zweifel war er noch einmal um die Hälfte weiter von der Reifinsel entfernt als zu dem Zeitpunkt, da er als heimlicher Zuschauer Hisvets Gegenmittel gegen langweilige Nachmittage im Unteren Lankhmar beobachtet hatte und dort von Schwester Schmerz überwältigt worden war. Er hatte die Entfernung noch einmal um die Hälfte verlängert – das war eine Großtat unterirdischer Wanderleistungen, wie man zugeben mußte. Es sei denn, beide Erfahrungen wären nur Bestandteil eines ausgedehnten Alptraums, während er auf dem Galgenhügel verschüttet lag – was ihm mehr und mehr als die geeignetste Erklärung für dieses ganze unterirdische Kuddelmuddel erschien, vorausgesetzt natürlich, er wurde irgendwann gerettet und geborgen.
    Aus seiner Träumerei erwachend, vergewisserte sich der Mausling,

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