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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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daß er weiterhin flach und regelmäßig atmete und betrachtete dann von neuem das lange Zimmer voller Bücher, Schaubilder und philosophischer Instrumente. Wie sehr seine gegenwärtige Lage, dachte er, doch seinem ganzen Leben entsprach! Draußen zu stehen, im peitschenden Regen oder wirbelnden Schnee oder (wie jetzt) in einer noch schlimmeren Lage und hineinzuschauen in eine behagliche Stätte der Kultur, der Bequemlichkeit, Geselligkeit und Zivilisation – welcher Mann würde nicht zum Dieb oder Einbrecher, wenn er sich immer wieder diesem Schicksal gegenüber sah?
    Doch zurück zur Gegenwart, sagte er sich, und erforschte von neuem das geräumige Zimmer mit seinen zweieinhalb Menschen (der halbe war der monsterhafte Tretmühlensklave, der am anderen Ende des Zimmers hinter dem wehenden Schnurvorhang schuftete).
    Quarmal, der einen lautlosen Vortrag hielt und neben einem schmalen Tischchen auf einem hohen Stuhl saß, und der aufmerksame Bursche (dessen pflichtschuldige Antworten oder Entgegnungen gleichfalls unhörbar blieben) wirkten wie eine Studie in alter und jugendlicher Magerkeit – oder in Argwohn, nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen. Er bemerkte zudem eine Familienähnlichkeit in ihren Gesichtszügen, wenn auch die Augen des Burschen nichts von roten Augäpfeln und weißer Iris erkennen ließen, während des Alten lange Strähnen zwischen den schrumpligen Ohren und der kahlen Glatze ihrerseits nicht den grünlichen Schimmer aufwiesen, der die kurzgeschnittenen Locken des anderen auszeichnete.
    Woraus machten sie so ein Geheimnis? fragte sich der Mausling. Verdammt, warum war er von diesem Gespräch abgeschnitten? In Erinnerung daran, daß er zunächst das gleiche Problem gehabt hatte, Hisvet und ihre Mädchen zu hören, richtete er sich (oder besser sein verschüttetes Gehör) mit großer Anstrengung darauf, die Unterhaltung ebenso deutlich zu sich durchdringen zu lassen wie das Bild.
    Nachdem er keinerlei Ergebnis erzielte, folgerte er nach einer Weile, daß er es übertrieben hatte. So entspannte er sich wieder und ließ sich treiben. Eine Geste Quarmals mit dem langen, dünnen Zauberstab oder Zeigestock in seiner Hand lenkte seine Aufmerksamkeit auf die große Karte Nehwons, deren sorgfältige Ausführung den Mausling dazu verleitete, sie eine Zeitlang geradezu müßig zu betrachten. Die Farben waren überwiegend naturalistisch, blau für Meer und Seen, gelb für Wüsten, weiß für Schnee und Eis und so weiter. Nahe des westlichen Randes in der Nähe des dunklen Blaus des Äußeren Meeres hob sich Quarmal in Königspurpur so deutlich ab, als hätte da gestanden: »Sie befinden sich hier.«
    Nördlich davon lagen mehrere kleine, weiße Ovale – die Gipfel der Hungerberge. Dann eine weite Fläche blassen Brauns, durch die sich der blaue Faden des Hlal wand – die Getreidefelder. Dann die Hlal-Mündung mit Lankhmar-Stadt am Ostufer, und darüber die Fläche des Binnenmeers in hellerem Blau.
    Gleich darüber das dunkelgrüne Land der Acht Städte, das am weißgekrönten Wall der Trollstufen-Berge endete, und nördlich davon nur noch das Weiß der Eiswüste. Weit abseits, im tiefen Blau der oberen westlichen Ecke des Äußeren Meeres, entdeckte er etwas, das er nie zuvor auf einer Karte gesehen hatte, die Reifinsel. Sie wirkte sehr klein. Der Mausling schauderte, als er die Entfernung zwischen seinem Heimathafen und Quarmall sah. Besser, das ganze wäre ein Alptraum, sagte er sich.
    Als sein Blick über die Eiswüste hinweg nach Osten wanderte, gelangte er zur Ungeheuersee, und dahinter brachte ihn ein weiteres Mal der Anblick von etwas zum Schaudern, was er noch nie auf einer Karte abgebildet gesehen hatte: ein elliptischer schwarzer Fleck mit einem saphirblau glühenden Punkt in der Mitte, der das Schattenland darstellen mußte, die Wohnstatt des Todes. Im Reich des Ostens wurde ein Kartograph zu Tode gefoltert, wenn er dieses Land zeichnete.
    Über die Karte verteilt, doch überwiegend in der Nähe der Städte, sah man rätselhafte, kleine, purpurfarben glühende Punkte und daneben eine geringere Anzahl rotglühender Punkte, als wäre die Karte großzügig mit Stecknadeln mit Amethystköpfen herausgeputzt worden, und nur hier und da mit rubinköpfigen Nadeln. Was mochten diese Punkte bedeuten? Stirnrunzelnd bemerkte der Mausling, daß einer der rubinroten Punkte die Reifinsel am Salzhavener Zipfel markierte.
    In diesem Augenblick wurde der Graue gewahr, daß er nun schon eine Zeitlang ein

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