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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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und ein wenig tat es ihm auch leid, vor allem was das ›keinerlei Belohnung‹ betraf, das ihm nun ganz entschieden ungerecht vorkam.
    Sorgsam über seine erschöpften Männer wachend und die Ohren gespitzt, um jede Unterbrechung oder die leiseste Veränderung ihres Schnarchens aufzufangen, hob er den ledernen Flachmann an die Lippen und gönnte seiner rauhen Kehle den Balsam eines großzügig bemessenen, langsamen, wohltuenden Schlucks.
    Als er den nun deutlich leichteren Flachmann wieder in den Gürtel zurückschob und dort sicher festmachte, blieb sein Blick auf einem voraus gelagerten Frachtstück hängen, das sich von seinem Platz losgerissen zu haben schien – entweder sein fester Blick oder aber irgendein leises, unbekanntes Geräusch mußte ihn darauf aufmerksam gemacht haben. (Im gleichen Augenblick erschnupperte er einen weiteren Hauch des moschusartig erotischen, sonderbar reizvollen Meeresgeruchs. Amber?) Es war die Kiste mit Seidenstoffen, dicken Bändern, Leinen und anderen teuren Stoffen, die zum größten Teil als Geschenk für Cif gedacht waren. Sie stand nahe der Reling, beinahe vollständig vom Mond beschienen, als hätte ihre Verzurrung sich gelöst. Als er sie jetzt genauer ins Auge faßte, sah er, daß sie überhaupt nicht festgebunden war und der Deckel aufgrund eines nahe der Angel heraushängenden Streifens blaß orangefarbenen Stoffs einen Fingerbreit aufklaffte.
    Was für eine ungeheuerliche Disziplinlosigkeit kam da an den Tag?
    Geräuschlos ließ er sich nach unten fallen und näherte sich mit gerümpfter Nase der Kiste. Lag unverkaufter Amber darin verpackt? Dann ergriff er, sorgfältig darauf bedacht, daß sein Schatten nicht auf die Kiste fiel, ihren Deckel und warf ihn lautlos auf.
    Der oberste Seidenstoff war dick und hatte einen schimmernden Kupferton, der zu den Goldsträhnen in Cifs dunklem Haar paßte.
    Auf diesem prächtigen Bett ruhte wie ein Kätzchen, das sich zum Schlafen auf die frisch gewaschene Wäsche gestohlen hat, die Arme und Beine ein wenig angezogen, doch überwiegend auf dem Rücken und die langen Finger in das zerzauste Silberhaar verflochten, um die geschlossenen Augen noch mehr zu beschatten – ruhte dasselbe magere Kind vom Kai, an das er sich gerade eben erinnert hatte. Ein Bild der Unschuld, doch der Geruch (das erkannte er jetzt) war der nach purer Geschlechtlichkeit. Der schmale Brustkorb hob und senkte sich unter den Atemzügen der Schlafenden, ihre kleinen Brüste und eher großen Brustwarzen leuchteten unter dem fadenscheinigen Stoff der zerschlissenen Tunika hervor, und auf ihren schmalen Lippen lag ein leises Lächeln. Das Haar hatte ungefähr die gleiche Schattierung wie das der silberblonden dreizehnjährigen Gale auf der Reifinsel, die eine von Odins Jungfern gewesen war. Und offensichtlich war das Mädchen hier auch kaum älter.
    Das war nun mehr als ungeheuerlich, sagte sich der Mausling, während er wortlos auf sie niederstarrte. Daß ein, zwei oder mehrere Männer seiner Besatzung sich zusammentaten, um dieses Mädchen für ein hitziges Vergnügen an Bord zu schmuggeln, sie mit Silber in Versuchung führten oder ihren Zuhälter oder Besitzer bezahlten (oder sie entführt hatten, was aber, weil Fesseln fehlten, unwahrscheinlich schien), das war schon schlimm genug. Doch daß sie die Anmaßung besaßen, dies nicht nur ohne Wissen ihres Kapitäns zu tun, sondern auch unter völliger Mißachtung der Tatsache, daß er selbst keinerlei derartig lustvollen Trost genoß, sondern sich ihret- und der Seefalke wegen fast zu Tode schuftete, mit nichts anderem im Sinne als der Gesundheit seiner Männer, ihrem Wohlergehen und dem Erfolg der Reise – also, das war nicht nur die mutwilligste Disziplinlosigkeit, sondern auch die unfaßbarste Undankbarkeit!
    An diesem finsteren Punkt der Enttäuschung von seinen Mitmenschen hatte der Mausling nur die eine Genugtuung, daß seine Besatzung tief und fest schlief, da er sie bis zur Erschöpfung angetrieben hatte. Der Chorus ihres gleichmäßigen Schnarchens war Musik für seine Ohren, denn daraus konnte er schließen, daß es ihnen zwar gelungen war, das Mädchen an Bord zu schmuggeln, daß aber noch keiner von ihnen sie hatte genießen können – zumindest nicht, seitdem sie mit dem Beladen des Schiffs und dem Ablegen beschäftigt gewesen waren. Nein, die Müdigkeit hatte all ihre Sinne betäubt, und selbst ein Hurrikan würde sie jetzt nicht wachbekommen. Dieser Gedanke wiederum zeigte ihm den Weg zu ihrer

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