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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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und betrachtete zweifelnd ihr Werk.

Kapitel 11
    In der Kajüte rollte der Graue Mausling die verschnürte Ississi auf den Rücken und betrachtete das zu seinem Vergnügen geöffnete silbrige Mädchen. Das Blut pochte ihm im Schädel, und er fühlte dort einen zunehmenden Druck, als wäre sein Gehirn plötzlich zu groß für den Kopf. Die in Bewegungslosigkeit erstarrte Kajüte wirkte mit einem Mal gespenstisch; er hatte das Gefühl, als wimmele es dort von unsichtbaren Gestalten, und dann war es, als bliebe nur ein Teil seiner selbst dort drinnen zurück, während der andere in ein Reich davonwirbelte, wo er zu einem durch immer tieferes Dunkel dahinstürmenden Giganten geworden war, seiner Menschlichkeit ungewiß, während der Druck in seinem Schädel wuchs und wuchs.
    Doch der in der Kajüte zurückgebliebene Teil seiner selbst war noch immer der Sinneswahrnehmung fähig, wenn auch kaum mehr irgendeiner Handlung, und dieser Teil beobachtete hilflos und entsetzt durch eine Luft, die sich wasserähnlich zu verdicken schien, wie die silbrige, lächelnde, verschnürte Ississi sich wieder und wieder wand, wie ihre Haut sich noch silbriger färbte – schuppig silbrig – wie das elfenhafte Gesicht schmaler wurde und die grünen Augen auseinandertraten, während von ihrem Kopf, ihrem Rücken und ihren Schultern, und entlang von Bein-, Arm- und Handrücken rasiermesserscharfe Wirbel kammartig hervorschossen und, als sie sich noch einmal kraftvoll wand, das schwarze Band in einer einzigen Bewegung durchschnitten, so daß es in Fetzen um sie herumstob. Dann schwamm durch den Vorhang der Luke ein Gesicht gleich dem verwandelten Gesicht des Mädchens, und mit einer ausgreifenden Schlängelbewegung kam Ississi aus der kupferfarbenen Seide hervor und streckte liebevoll die glatten Innenflächen der kammbewehrten Hände nach den Wangen des Mauslings aus, mit Armen, die länger und länger zu werden schienen. Sie sagte mit einer fremdartig tiefen Stimme, die ihr wie Bläschen zu entsteigen schien: »Gleich ist dieser Kerker zerbrochen, Tief-Stürmer wird ihn zerschmettern, und dann sind wir frei.«
    Und bei diesen Worten wurde dem anderen Teil des Mauslings klar, daß die Dunkelheit, durch die er jetzt nach oben stürmte, das tiefe Meer war, daß er in einem Walkörper und dem von einer dicken Stirn geschützten Gehirn des Tief-Stürmers eingeschlossen war, ihres Monsters, daß die kräftige Stirn auf den winzigen Rumpf der Seefalke weit über ihm zielte, und daß er diesem Zusammenstoß genausowenig ausweichen konnte, wie sein anderes Selbst in der Kajüte den Armen Ississis.

Kapitel 12
    In der Schatzkammer konnte Cif den schmerzlichen Ausdruck, mit dem das glatte Leinengesicht der Puppe sie unter dem darübergestülpten Helm hervor anzublicken schien, nicht mehr ertragen, und auch nicht den plötzlichen Gedanken, daß die Meeresdämonin noch vor kurzem all das die Puppe umschließende Gold in Händen gehalten hatte. Sie packte das Püppchen mitsamt seinem Gefängnis, zog es aus der Gitterkugel heraus, riß ihm den Helm herunter, und während die Symbole klirrend auf den Tisch fielen, drückte sie das ausgestopfte Figürchen an ihren Busen, senkte Kopf und Lippen darauf und liebkoste und küßte es, Liebesworte hauchend.

Kapitel 13
    In der Kajüte konnte der Mausling sich vor diesen auf ihn zielenden, mit silbrigem Grat bewehrten Händen ducken, so daß sie an ihm vorbeistießen, während im dunklen Reich sein Giganten-Ich dem Rumpf der Seefalke im letzten Augenblick auszuweichen vermochte und aus der Dunkelheit hervorschoß, worauf beide Mauslinge wieder vereint in der Kajüte waren – die nun schwankte, als stünde die Seefalke vor dem Umschlagen.
    An Deck rissen alle zurückweichend die Augen auf, als ein schwarzes, die Seefalke an Umfang übertreffendes Wesen mit lautem Donnern aus dem dunklen Wasser neben ihnen hervorschoß, so nahe, daß das Schiff ins Schaukeln geriet und sie die Hand ausstrecken und das Ungeheuer hätten berühren können. Die Gestalt schoß hoch wie ein fensterloser Turm aus nassem, schwarzem Stiefelleder, an dem Wasserfälle herunterstürzten. Höher und höher schob sie sich empor und nahm die Blicke der Männer nach oben mit, wurde schließlich unten schmaler, verließ mit einem Schlag der großen Schwanzflosse das Wasser ganz und gar, und einen Augenblick lang sahen sie, wie der schwarze, tropfende Bauch des Meeresungeheuers über die Seefalke dahinglitt, riesig wie eine Sturmwolke, der

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