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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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improvisiertem Rezitieren wurde, als übersetze sie aus einer anderen Sprache ins Niedere Lankhmarisch.
    »O – sechs goldne Gaben hat Simorgya, und um dich her stehn fest sie da. Lust Und Todes Goldner Strahl, Stab des Befehls wie Feuerqual, die Tasse beengender Hut Und Wacht, die Ringe von Schicksals Gewund'ner Macht. Der Götterkerker Würfelmich, die Gitterkugel Simorg's und des Ich. Tief, o tief liegt mein fernes Land, wo Gold uns hinführt, weil ich dich fand.«
    Der Mausling hob den Finger, schwenkte ihn vor ihrem Gesicht als finstere Herausforderung und schreckliche Warnung. Dann schnitt er Stränge des gerippten schwarzen Seidenbandes ab, drehte und zerrte daran, um seine Stärke zu prüfen, behielt sie dabei die ganze Zeit im Auge und band ihr die Beine so zusammen, wie sie waren: den schmalen Fußknöchel etwas unterhalb des Knies an die Wade, und die schlanke Wade an den Knöchel. Dann streckte er gebieterisch die Hand nach ihr aus. Sie flocht eilig ihr Haar fertig, legte den Zopf um den Kopf und steckte ihn fest, so daß er wie ein silbriges Krönchen aussah. Dann hielt sie ihm, seufzend und das recht schmale Gesicht abwendend, die zusammengelegten Handgelenke hin, die Handflächen nach oben.
    Geringschätzig ergriff er sie, führte sie hinter ihren Rücken und band sie wie in der vorangegangenen Nacht dort zusammen, auch die Ellbogen, wozu er ihre Schultern nach hinten zog. Dann schubste er sie um, daß ihr Gesicht sich in die kupfrige Seide eingrub, die er Cif hatte schenken wollen (wie lange war das schon her?), führte von ihren gefesselten Handgelenken ein doppeltes Band das Rückgrat hinunter bis zu den im Schneidersitz festgebundenen Unterschenkeln und zog das Band so fest er nur konnte an, bis ihr Rücken sich gewaltsam durchbog und ihr Gesicht aus der Seide heraussah.
    Doch trotz seiner zunehmenden Erregung quälte ihn der Gedanke, daß in ihrem geträllerten Liedchen etwas enthalten war, das ihm nicht gefallen hatte. Ach ja, die Erwähnung Simorgyas. Was hatte dieses versunkene Königreich in den Lügengeschichten einer Hure zu suchen? Und all ihr früheres Gebrabbel von Feuchtigkeit und einem wäßrigen Einfluß in dem Phantasieland, wo sie Königin war, oder eher Prinzessin – da, jetzt fing sie schon wieder an!
    »Komm, Bruder Mordroog, gib uns königliches Schutzgeleit«, trällerte sie über die nahezu orangefarbene Seide hinweg, scheinbar ohne ihre äußerst unbequeme Lage zu beachten. »Komm mit unseren Wächtern, Tief-Stürmer, deinem Pferd – deinem Koloß, in dem du sicher bist wie in einer Burg. Komm auch mit Zerschlitzer und dem riesigen Alles-Greifer, unseren Kerker zu zerschmettern und uns nach Hause zu tragen. Und sende all deine Geister vor dir her, unseren Sinn zu umfangen ...«
    Die Schatten erstarrten künstlich mitten im Schwung, als die Pendelbewegung der Lampe sich zitternd verkürzte und dann aufhörte.
    Auf dem Deck unmittelbar über ihnen herrschte Bestürzung. Aus unerklärlichen Gründen hatte der Wind sich gelegt, und die See lag nun ölig ruhig da. Die Ruderpinne in Skors Händen bewirkte nichts mehr, die Segelleinwand hing schlaff zwischen Mikkidus Fingern. Der Himmel schien weiterhin unbewölkt, doch das Sonnenlicht hatte etwas gespenstisch Verschattetes, als stünde eine unvorhergesehene Sonnenfinsternis oder ein anderes bedrohliches Ereignis bevor. Dann stieg in einem Speerwurf Entfernung die See hoch, wallte kurz auf – und fiel wieder in sich zusammen, ohne daß das bedrohliche Vorgefühl sich auch nur ein wenig verringert hätte. Die Seefalke schaukelte in den Ausläufern der Welle. Die beiden Korporäle und Ourph starrten verwundert dorthin und sahen sich dann an. Keiner der drei bemerkte die Blasenspur, die von der Stelle des Aufwallens zu ihrer dahindümpelnden Galeere führte.

Kapitel 10
    In der Schatzkammer hatte Cif plötzlich das Gefühl, der Mausling bedürfe zusätzlichen Schutzes. Dort in der Mitte des Pentagramms wirkte die Puppe ganz verloren. Vielleicht war er den Zeichen zu fern. Sie rückte sie zueinander und warf die Puppe nach einem Augenblick des Zögerns in die Gitterkugel hinein. Dann steckte sie das Lineal und den verbogenen Pfeil neben der Puppe durch die Stäbe und befestigte sie damit (mehr Gold nah bei ihm!), setzte dann wie aufgrund einer nachträglichen Eingebung die winzige Tasse helmartig auf den herausragenden Kopf der Puppe und stellte das Ganze auf die miteinander verschränkten Goldbänder. Dann setzte sie sich wieder hin

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