Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
andere war. Fafhrd wurde durch diese überraschende Begegnung lange genug aus seiner Himmelbesessenheit gerüttelt, um die seltsam verwirrte, grüblerische Miene zu bemerken, die rasch des Mauslings erfreutes Grinsen ablöste – eine Miene, der eine allgegenwärtige Traurigkeit unterlag.
    Sie rührte Fafhrds Herz, und er fragte: »Wo warst du denn die ganze Zeit, Kamerad? Ich scheine dich in letzter Zeit einfach nicht mehr zu sehen, um mich mit dir unterhalten zu können.«
    »Das stimmt«, bestätigte der Mausling und verzog schmerzhaft das Gesicht. »Es sieht ganz so aus, als bewegten wir uns, seit der Mond zunimmt, hier in Salzhaven auf verschiedenen Ebenen! «
    »Ja, aber wo bist du mit deinem Herzen? « fragte Fafhrd besorgt.
    Das wiederum bewegte des Mauslings Herz, und er verspürte momentan den Wunsch, dem Freund seine tiefsten und am wenigsten erklärbaren Schwierigkeiten anzuvertrauen. Er zog Fafhrd ein Stück mit sich auf die Allee und platzte heraus: »Wenn du glaubst, ich hätte Heimweh nach Lankhmar, dann täuschst du dich aber gewaltig! Ich habe keinerlei Sehnsucht nach unseren fröhlichen Zechkumpanen und großartigen Fastfreunden dort, auch nicht nach den schönen Frauen seligen Angedenkens – denen allen nicht zu trauen ist – mit ihren Wohlgerüchen und den leuchtend rubinroten (oder sogar smaragdgrünen?) Lippen, den betörenden Titten und aufregenden Spalten. Nein, sie alle reizen mich kein bißchen! Nicht einmal Sheelba mit ihrem tiefen Herumgebohre in meiner Seele, und schon gar nicht dein geschwätziger Ning! Auch nicht all die prachtvollen Paläste, die Hafendämme, Pyramiden, Tempel und die sich dem Himmel entgegenreckenden Türme! Aber, oh ...« Die Traurigkeit und Verwirrtheit, die seine Miene nicht zu verheimlichen vermochte, wurde stärker, als er Fafhrd näher zu sich zog und die Stimme senkte. »... die kleinen Dinge – ja sie, das gestehe ich ehrlich, wecken Heimweh in mir. Die kleinen Feuerschalen auf den Straßen, der unvergleichliche Abfall, von dem jedes einzelne Stück mir verziert und mit Hieroglyphen versehen zu sein scheint! Die Fußabdrücke mit Henna und Brillantstaub! Oh, ich kannte all diese Dinge, doch nie betrachtete ich sie eingehend oder genoß die Einzelheiten. Sehnsucht quält mich bei dem Gedanken, dorthin zurückzukehren und die Kopfsteine auf der Straße der Götter zu zählen, mir die genaue Form eines jeden einzuprägen und die Richtung, die die Rinnsale nach einem Regen zwischen ihnen nehmen! Ich möchte gern wieder von Rattengröße sein, um es richtig tun zu können, doch lieber noch von Ameisengröße. O welch unendliche Freuden ich dort fände! Alle Geheimnisse des Universums in einem Steinchen verborgen!«
    Verzweifelt starrte er tief in Fafhrds Augen, um sich zu vergewissern, daß der Freund seine Gefühle wenigstens ein bißchen verstand. Doch der große Nordmann, dessen Fragen ihn überhaupt erst dazu gebracht hatten, ihm sein Herz auszuschütten, hatte sich offenbar in sich selbst verloren, denn sein längliches Gesicht wirkte leer, leer mit einem Hauch von Schwermut, und sein Blick wanderte zweifelnd aufwärts.
    »Heimweh nach Lankhmar?« murmelte der Große. »Nun, ich muß gestehen, mir fehlen die dortigen Sterne, der südliche Himmel, der von hier nicht zu sehen ist. Aber, oh ...« Und nun leuchtete sein Gesicht auf, während die folgenden Worte hervorsprudelten: »... der Gedanke an die noch südlicheren Sterne, die wir nie zu sehen bekamen! Der nie bereiste südliche Erdteil jenseits des Mittelozeans. Götterland und Nehwons Lebenspol, und über allem die Sterne, die keines Menschen Auge je sahen. Ja, wahrhaftig, ich habe Heimweh nach diesen Ländern!«
    Der Mausling sah, wie das Leuchten seiner Augen erstarb. Fafhrd schüttelte den Kopf. »Meine Gedanken irren! Es gibt mehr als genug gute Sterne hier! Warum sich anderswo umsehen?«
    »Ja, auch hier auf der Sturm- und der Salzstraße gibt es genug zu finden, und sollen die Götter sich um sich selbst kümmern!« hörte der Mausling sich sagen, als sein Blick auf die nächste Pfütze fiel. Er spürte auch das Leuchten seiner Augen ersterben – wenn es überhaupt eines gegeben hatte! »Die Dinge werden alle ins richtige Lot kommen, auch die Gefühle!«
    Fafhrd nickte, und sie setzten getrennt ihren Weg fort.
     
    So verging die Zeit auf der Frostinsel. Der Hexenmond wurde voll, nahm allmählich ab und wich dem Geistermond, der sein flüchtiges Geisterleben lebte, und dann wurde der

Weitere Kostenlose Bücher