Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
einsamen Penny, auf ein Steinchen, einen winzigen Pergamentfetzen mit Runengekritzel, auf Mäusedreck und einen toten Kakerlaken.«
»Verlangte er, daß du ihn ißt?«
Mikkidu schüttelte den Kopf. »Nein, und er machte mich auch nicht fertig. Er sagte nur schließlich, als mir von dieser krummen Haltung schon alles verkrampfte: ›Ich möchte, daß du in Zukunft für mehr Sauberkeit sorgst!‹«
»Und Kapitän Fafhrd ...«
Die beiden halbbekehrten Diebe schauten hoch. Skor hatte den erkahlenden Kopf aus seiner Nische über die Trennwand gesteckt und blickte besorgter Miene auf die beiden hinab. »... ist so damit beschäftigt, des Nachts die Sterne zu beobachten – und seltsamerweise tagsüber ebenfalls –, daß es erstaunlich ist, wie er überhaupt noch durch Salzhaven kommt, ohne sich den Hals zu brechen. Was meint ihr, könnte es sein, daß ein schlimmer Hexer beiden einen Zauber auferlegte?«
Gewöhnlich sahen Fafhrds und des Mauslings Männer einander als Rivalen an, denen nicht zu trauen war. Daß sie sich diesmal zusammensetzten, ihr Wissen austauschten und sich offen berieten, bewies nur zu deutlich, welche Sorgen sie sich um ihre beiden Hauptleute machten.
Pshawri zuckte so heftig die Schulter, wie einer seiner kleinen Statur es nur vermochte. »Wer weiß? Es sind auf den ersten Blick so unbedeutende Dinge, und doch ...«
»Viel Böses gibt es hier ...«, sagte Mikkidu mit einem Blick in weite Fernen: »Khahkht, den Eiszauberer, Sternhöhs Geisterflieger, das versunkene Simorgya ...«
Zur gleichen Zeit plauderten Cif und Afreyt in der Sauna der ersteren mit noch größerer, aber verspielterer Offenheit. Mit übertrieben vorgetäuschtem Spott vertraute Afreyt ihrer Base an: »Damit du es nur weißt, Fafhrd verglich meine Brustwarzen mit den Sternen.«
Cif kicherte in dichten Dampf gehüllt und antwortete mit dem gleichen vorgetäuschten Stolz: »Der Mausling verglich meine ›Rosette‹ mit dem Stengelgrübchen eines Granatapfels. Und sein Glied mit einem Stilett! Was immer in sie gefahren ist, macht sich zumindest im Bett nicht bemerkbar.«
»Oder doch?« entgegnete Afreyt lachend. »In meinem Fall Sterne; in deinem Früchte und Messer.«
Fafhrdtod und Mauslingtod zockelten auf Eseln hinter einer kleinen Gruppe von Kaufleuten her, denen sie sich angeschlossen hatten, weil sie durch das bewaldete Land der Acht-Städte von Kvarch Nar nach Illik Ving zogen. Inzwischen prangte der Hexenmond in voller Größe.
»Das Problem mit diesen lange währenden Verkörperungen als der Tod eines anderen ist, daß man anfängt, seine eigene, wirkliche Persönlichkeit und seine Interessen zu vergessen, vor allem, wenn man seine Rolle ernstnimmt«, sagte Fafhrdtod zu Mauslingtod.
»Nicht unbedingt«, widersprach der andere. »Ich finde eher, daß man einen klaren Kopf bekommt (und welcher Kopf könnte klarer sein, als der des Todes?), wodurch man sich selbst unvoreingenommen sehen kann, genau wie die Bedingungen des Vertrags, an den man gebunden ist.«
»Da hast du allerdings auch wieder recht«, gestand Fafhrdtod ihm zu und strich über sein schmales Kinn, während sein Esel ausnahmsweise einmal etwas gleichmäßiger dahintrottete. »Warum, glaubst du, war das viele Gerede über mögliche Beute?«
»Ganz einfach, weil Arth-Pulgh und Hamomel überzeugt sind, daß unsere Opfer Schätze bei sich tragen oder in ihrer Nähe haben. Das ist eigentlich ein Gedanke, der uns die bevorstehenden kalten Nächte wärmen könnte!«
»Ja, und dadurch ergibt sich die Frage bei den Gesetzen unseres Ordens, ob wir hauptsächlich als Assassinen oder als Räuber angeworben wurden.«
»Das spielt keine Rolle«, meinte Mauslingtod. »Wir wissen jedenfalls, daß wir die zwei nicht töten dürfen, ehe sie uns nicht gezeigt haben, wo ihr Schatz zu finden ist!«
»Schätze, schon eher«, verbesserte ihn der andere, »wenn sie einander mißtrauen, wie alle vernünftigen Menschen es tun.«
Der Mausling und Fafhrd bogen nach einem heftigen Regenschauer, aus verschiedenen Richtungen kommend, um eine Ecke hinter Salzhavens Rathaus, und prallten gegeneinander, da der eine nach vorn gebeugt ging, weil er eine Pfütze genauer betrachten wollte, und der andere den Kopf in den Nacken gelegt hatte, um zu sehen, wie die Sonne mit ihren Strahlenpfeilen die Wolken vertrieb.
Nachdem sie flüchtig mit brummigem Knurren schon nahe daran waren handgemein miteinander zu werden, begannen sie beide zu lachen, als sie erkannten, wer der
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