Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
seinen rechten Arm lose um das Ankertau und steuerte so seinen Abstieg auf den Felsenhaufen zu.
Er schaute unter sich. Der Grund schien noch weit entfernt zu liegen. Dann, während das Wasser ihn immer fester in seinen Griff nahm, sah er, wie der Steinhaufen sich langsam zu einer dunklen Blume mit fünf Blütenblättern öffnete, in deren Herz ein Kreis blassen Sandes lag.
Die Wracks rundum wurden deutlicher sichtbar, und er konnte sogar den grünen, algenbewachsenen Schädel des Bughengstes erkennen, doch – Skullicks Rat mißachtend – lenkte Pshawri seinen Abstieg zur Mitte des Kreises aus jungfräulichem Sand, wo er etwas gesehen hatte, einen leicht dunkel gefärbten Punkt.
Unter dem mächtigen und immer noch zunehmenden Druck des Wassers begann es in seinen Ohren zu pulsieren, und er verspürte nun das erste Mal den Drang, die Luft auszustoßen. Doch er löste den Arm vom Ankertau und ließ sich zwischen die riesigen, zerklüfteten Gesteinsbrocken sinken, ließ dann das Gewicht fallen, packte mit beiden Händen vor sich nach unten und ergriff das Etwas in der Mitte.
Es fühlte sich glatt und würfelförmig an, doch so, als wäre zwischen den zwölf Kanten etwas Grobes und Rauhes eingekeilt. Für seine Größe war es erstaunlich schwer zu heben. Mit einer Kante rieb er es seinen Oberschenkel entlang. Kurz bevor die von seinen Füßen und dem niederplumpsenden Bleisteinbrocken aufgewirbelte Wolke lehmigen Sandes den Gegenstand umwirbelte, sah er die saubergeriebene Kante entlang etwas gelblich aufblinken. Er hob seinen Fund bis zur Hüfte empor, ertastete die Öffnung der Fischnetztasche mit Hilfe des Binsenreifs und warf seine Trophäe hinein.
In diesem Augenblick schien in seinem Ohr eine trockene Stimme »Das hättest du nicht tun sollen« zu sagen, und er verspürte ein plötzliches, heftiges Schuldgefühl, als hätte er gerade einen Diebstahl oder Raub begangen.
Einen Anfall von Panik niederkämpfend, richtete er sich auf, ließ die Hände über den Kopf hochschießen und stieß sich mit einem Beinschlag und einer kräftigen Schwimmbewegung der Arme aus der Sandwolke heraus, zwischen den zerklüfteten Felsen hervor und aufs Licht zu.
Im gleichen Augenblick sah Skullick, der aus seiner Höhe von siebzehn Faden alles so gut er konnte verfolgt hatte, deutlich, wie ein halbes Dutzend ähnlicher Sandwolken rundum aus der ruhigen, grünlichfarbenen Sandebene um die Wracks emporstoben, und wie eine ebensogroße Zahl schwarzer Haie mit rüsselförmiger Schnauze, jeder etwa so groß wie der Schatten der Kringle , auf den Felshaufen und die winzige, schwimmende Gestalt darüber zuschossen.
Pshawri stieß sich das Ankertau entlang nach oben, mit einem Gefühl, als erklettere er einen Felsgipfel, den Blick auf die kleine, spindelförmige Silhouette der Kringle gerichtet. Das Blut hämmerte ihm in den Ohren, und das Anhalten des Atems war eine Qual. Als die Spindelform größer wurde, dachte er aber dennoch daran, sich so durchs Wasser zu stoßen, daß sein Körper sich drehte und ihm ein vorsichtiges Spähen rundum und nach unten gestattete.
Noch hatte er keine halbe Umdrehung vollendet, da sah er eine schwarze Gestalt, die Kopf voraus auf ihn zu nach oben raste.
Es spricht für Pshawris Geistesgegenwart, daß er seine Umdrehung beendete und sich vergewisserte, ob ihm nicht irgendein Angreifer noch näher war, bevor er sich dem Schweinsrüssel entgegenwandte.
Sich mit schnellen Beinschlägen weiter emporstoßend, zog er seinen Dolch. Kaum hatte er noch Zeit, die rechte Hand durch die Schlaufe am Knauf zu schieben, bevor er die Waffe ergriff.
Der Schauplatz verdunkelte sich. Mit leicht gebeugtem Arm zielte er mit dem Dolch in das auf ihn zuschießende maskenähnliche Gesicht, das dem eines großen schwarzen Keilers seltsam ähnelte.
Ein heftiger Ruck an der Schulter verdrehte ihm fast den Arm, und dann taumelte ein langer schwarzer Körper an ihm vorüber, rauhe Haut schabte an seinen Hüften und seiner Flanke vorbei; darauf stieß Pshawri sich wieder mit kräftigen Armschlägen nach oben, dem Rumpf der Kringle entgegen, der nun sehr groß war, wenn auch der Schauplatz weiterhin merkwürdig dunkel blieb.
Ein heftiges Gefühl der Erleichterung überkam ihn, als er längsseits des Schiffs zur Oberfläche durchbrach und nach dem Schandeck griff. Im selben Augenblick jedoch spürte er, wie etwas ihn heftig unter den Schultern packte und mit aller Macht nach oben schleuderte, während er mit den Beinen
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