Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
geradeheraus.
»Alles, was Kapitän Mausling sagt, ist überwiegend richtig«, antwortete Finger schlicht, wobei sie ihr aufreizendes Gesichtchen ein wenig verzog. »Was er über Kajütenmädchen sagt, meine ich, wenn ich auch nur das weiß, was ich während meines Dienstes auf der Wiesel gelernt habe. Gegen meinen Willen. Den ersten Teil unserer Reise war ein zwei Jahre älteres Kajütenmädchen dabei, daß in Ool Plerns vom Schiff flüchtete, und die hat mir vieles beigebracht. Meine Mutter hat mich allerdings nicht verkauft oder verpachtet. Ich bin ihr geraubt worden – soviel stimmt in Bezug auf die ›Entführung‹. Aber davon hatte ich Euch nichts erzählt, Lady Afreyt und Lady Cif, als ich geflüchtet war und Euch meine Warnung überbrachte, Euch beiden, die ich an Farbe und Schleier erkannt hatte, weil ich es nicht für wesentlich hielt.«
»Soviel«, mischte der Mausling sich selbstzufrieden ein, »zu ihrer Geschichte, die Wiesel sei ein Sklavenschiff. Ihre Geschichte stinkt.«
»Sie hat nie behauptet, die Wiesel sei ein Sklavenschiff«, schnappte Afreyt zurück.
»Das Schiff hat in Ool Plerns ein Kajütenmädchen verloren«, warf Cif eifrig ein. »Was wäre natürlicher, als daß die Rohlinge sich hier Ersatz stehlen? – wo Mädchen nicht zu mieten sind, dafür leg ich die Hand ins Feuer. Alle Frauen der Reifinsel, die Matrosen bedienen, müssen erwachsen sein.«
Wieder warf der Mausling äußerst selbstzufrieden ein: »Aber Lady Afreyt, du und Cif, ihr könnt dieses Gerede von Mädchenhandel und Entführungen doch nicht allzu ernst genommen haben. Sonst würdet ihr die Wiesel doch nicht ungehindert davonsegeln lassen, ohne alle Räumlichkeiten an Bord aufs genauseste nach Gefangenen abzusuchen?«
»Wieder liegst du falsch«, erklärte die großgewachsene Frau wütend. »Die zwei Männer, die an Bord geschickt wurden, um nach Bohrwurmlöchern zu suchen, haben das Schiff gründlich abgesucht, bevor sie Löcher entdeckten!«
»Und sonst waren keine Mädchen mehr auf der Wiesel? « fragte der Mausling unbefangen. »Überhaupt keine Frauen?« Beide Frauen nickten, ihn wütend anstarrend. »Es gibt also keinerlei Beweise für Entführungstheorien«, schloß er kühl.
»Aber Cifs Vermutung, daß ihnen der Sinn nach einem zweiten Kajütenmädchen stand ... oder vielleicht auch nach vier weiteren«, begann Afreyt aufgebracht.
»Verzeih mir, meine Liebe«, unterbrach sie Fafhrd ruhig, doch gebieterisch, »aber wäre es nicht das beste, wir würden unserem Gast Finger die Höflichkeit angedeihen lassen, ihre ganze Geschichte ohne weitere Unterbrechungen anzuhören? – insbesondere ohne durchtriebene, streitsüchtige!« Er schoß einen sehr scharfen Blick auf den Mausling ab. »Sie erzählt gut und verständlich.« Er lächelte sie an.
»Das klingt vernünftig«, stimmte Afreyt wohlwollend zu. »Aber vorher wollen wir, da es hier heiß und drückend ist, lieber nach draußen gehen, wo es sich bequemer erzählen und zuhören läßt. Das Essen tragen wir später auf. Das brennt nicht an. Ja, Mädchen, ihr könnt auch mitkommen«, fügte sie hinzu, als sie deren Gesichter sah, »und euch mit an den Tisch setzen. Der Haushalt kann warten, nicht aber das Gespräch.«
Kapitel 6
Draußen erstreckte sich das frische, baumlose Sommergrün der Reifinsel bis zum Meer und der – noch immer von der Sonne beschienenen – Landzunge, nur hier und da von ein paar hochragenden Felsbrocken und vereinzelt grasenden Schafen unterbrochen, und von einer nahebei auf dem Gras liegenden flachen, kreisförmigen Platte, die wie eines Riesen rundes Schild aussah, der Monduhr, die eine Stätte weißer Hexen bezeichnete und die Wanderung von Nehwons Mond durch die Konstellationen von Nehwons Tierkreiszeichen darstellte; die Liebenden – eine Versammlung hell leuchtender Sternenpaare, die gedämpft schimmernden Sterne der Geister und das schmale, lange Dreieck des Messers mit dem hellen, rötlich leuchtenden Spitzenstern als Blut. Der geisterhaft blasse Mond selbst, beinahe ein Vollmond, hing tief über dem wässrigen östlichen Horizont, aus dem er vor einer Viertelstunde aufgestiegen war. Die kühle Abendbrise umschmeichelte die Sitzenden sanft. Das Haus, aus dem sie gerade getreten waren, schützte sie vor der Sonne (die bald im westlichen Meer untergehen würde) bis auf die Stellen, wo ihre flach einfallenden Strahlen durch die offene Küchentüre und die offenen Fenster hinter ihnen herausleuchteten.
Die vier Erwachsenen
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