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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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setzten sich mit Finger in der Mitte nieder. Die vier anderen Mädchen streckten die Köpfe durch die vier Zwischenräume.
    Finger begann: »Ich bin in Tovilyis geboren, wo meine Mutter Amtsträgerin in der Gilde der Freien Bürgerinnen und außerdem Mondpriesterin war. Meinen Vater habe ich nicht gekannt. Das war in der Gilde nichts Ungewöhnliches. Dort wurde ich Mond-Novizin, und dort werden tatsächlich weiße Handschuhe getragen, wenn auch nicht aus Lammfell.« Sie führte die Hand an den Gürtel, wo ihre Handschuhe steckten. »Weil die Gilde in harte Zeiten geriet, reiste ich mit meiner Mutter eine Zeitlang umher, bis wir uns in Ilthmar niederließen, wo wir als Weberinnen arbeiteten, und aufgrund meiner Geschicklichkeit bei dieser Arbeit und beim Spielen der Flöte und der Handtrommel, beim Fadenspiel und beim Fingerschattenwerfen bekam ich den Spitznamen Finger, der sich später wahrhaftig als schlechtes Omen erwies. Wir sprachen nun mit ilthmarischem Akzent. Mutter sagt immer, paß dich an! Wir beteten sogar nach außen hin zur Ratte und brachten dem Rattengott an Feiertagen Opfer zu seinem Tempel beim Hafen am Binnenmeer. Unter dessen dunklem, niedrigen Portal wurde ich eines Nachts mit einem Sandsack niedergeschlagen, wie ich es mir später erklärte, und als ich mit Schwindelgefühl und Kopfschmerzen wieder aufwachte, befand ich mich an Bord der Wiesel , rundum weit und breit nichts als das unruhige Binnenmeer. Ich war mehr als nackt, denn alle Haare außer Augenwimpern und Brauen waren geschoren und abrasiert worden. Und ich wurde von einem der Offiziere und einem um zwei Jahre älteren Kajütenmädchen namens Heißhand in ihren Künsten unterwiesen, die keineswegs immer nur in Kajüten ausgeübt werden.
    Als ich mich einigen ihrer Anweisungen und Forderungen widersetzte, setzten sie Bohrwürmer auf mich an.«
    »Ungeheuerlich!« rief Fafhrd aus. Afreyt warf ihm einen tadelnden Blick zu und forderte ihn mit einem Wink zum Schweigen auf, während der Mausling mahnend den Finger auf die verbindlich lächelnden Lippen legte.
    Finger fuhr fort: »Wie ihr vielleicht wißt, flüchten diese borstigen kleinen Raupen vor dem Licht, und wenn man sie aus ihren Gängen herausholt, winden sie sich, obwohl sie sich nur von Holz ernähren, in den ersten besten Ritz oder die kleinste Öffnung hinein, ob es sich nun um tote Materie handelt oder lebendiges Fleisch, und schlängeln sich dann tiefer und tiefer, bis sie aus Mangel an Holz oder geeignetem Futtermaterial verhungern. Meine Lehrerin erklärte mir, sie würden manchmal benutzt, um den Willen von Huren – jungen oder alten – zu brechen oder sie zu bestrafen, da sie meistens keinen bleibenden Schaden anrichten, sondern die Betroffene nur martern.«
    »Es waren also wirklich Bohrwürmer da ...«, begann der Mausling, schlug sich aber sofort die Hand auf den Mund.
    »Ich gehorchte, da ich mich an die Regel meiner Mutter erinnerte – Paß dich an – und lernte eine neue Art von Fingerfertigkeit und außerdem noch andere Künste, bis ich mir das widerwillige Lob meiner jungen Lehrerin verdient hatte. Ich bemühte mich nicht, sie zu übertreffen, da ich eine Freundin brauchte und sie meist auch meine Wächterin war, wenn wir in einem Hafen anlegten. Ich ahmte zum Beispiel ihr Markenzeichen nicht nach, das auch ihren Spitznamen erklärt: Sie blies sich nämlich immer in die Hand, bevor sie an die Arbeit ging. Ich ließ lieber die Finger über den Körper meines Kunden wandern und unterhielt ihn, während ich mich dem Zielgebiet näherte, mit einem zungenfertigen Geplauder über meine Hand, die eine verirrte, zu Zwergengröße verzauberte Prinzessin sei, die sich unschuldig über all die Gegenstände verwundere, denen sie in ihrer kleinen Welt begegnete, und über die Handlungen, die an ihnen zu vollführen es sie trieb. Die Matrosen genossen das. Es war Nahrung für ihre Phantasie.
    Dergestalt beschäftigt und unter Heißhands harten und wachsamen Augen sah ich zunächst die Häfen von Lankhmar, das waldumgürtete Kvarch Nar, Ool Hrusp und anderer Städte des Binnenmeeres.
    Ich kam auch sehr bald zu dem Schluß, daß die Zeit meiner Betäubung, nachdem man mich niedergeschlagen hatte, mit Drogen verlängert worden sein mußte, und zwar nicht nur um Stunden, sondern mindestens um Tage. Denn sobald ich imstande war, meinen Körper selbst nach Belieben zu untersuchen, stellte ich fest, daß mir am Kopf Stoppeln nachgewachsen und meine Haut so bleich geworden war, wie

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