Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
denken kann. Doch das hier ist die Wahrheit: Sie ist nur ein Kajütenmädchen aus Ilthmar, wo man die Ratte anbetet, gehört zu den niedrigsten aller Wesen, der Anerkennung unwürdig, ein gemeines Mädchen, das zur wollüstigen Triebabfuhr aller als Schiffshure angemietet wurde, nicht geeignet, unter deinem Dach zu wohnen, Lady Afreyt, oder die Gesellschaft deiner und Cifs unschuldiger Nichten zu genießen, die sie nur verderben würde. Alle Anzeichen weisen darauf hin! Schon ihr Name ist Beweis. Wie Fafhrd dir sofort bestätigen könnte, hätte er sich nicht in romantische Schwärmereien verloren und würde er nicht, unter Mißachtung jeden Risikos für sein kindliches Publikum, Ritter-und-Prinzessin spielen. Was seine größte Schwäche ist, wie ich dir versichern kann.«
Die anderen versuchten, ihn zum Schweigen zu bringen oder Entgegnungen einzuwerfen, die Mädchen lauschten mit aufgerissenen Augen, in ihren Arbeiten fast innehaltend, doch er führte seine Tirade hartnäckig zu Ende, worauf die silberblonde Afreyt mit gewittrig funkelnden Augen blitzschnell das Wort ergriff: »An einer Sache zumindest besteht keinerlei Zweifel, du Mann von gemeiner Gesinnung, sie ist eine echte Novizin der Göttin: Sie kennt die kryptischen Worte und die geheimen Zeichen.«
Worauf Cif eilig hinzufügte: »Sie kennt die Farbe. Sie trägt die Kleidung und den Schleier.«
»Und Handschuhe?« fragte der Mausling höflich. »Ich habe nie gesehen, daß du und Afreyt im Sommer Handschuhe getragen hättet, von welcher Farbe auch immer. Selbst im Winter zieht ihr nur Fäustlinge an. Bei den Mädchen ist es selbstverständlich dasselbe.«
»Wir auf der Reifinsel sind nur ein Zweig der Schwesternschaft«, schoß Cif zurück. »Zweifellos hat man in Tovilyis andere lokale Gebräuche.«
Der Mausling lächelte. »Meine Liebste, du bist viel zu unschuldig, und als Inselbewohnerin weißt du wenig vom Leben. In Handschuhen liegt mehr Übel, als du dir je hättest träumen lassen, und einen Schleier kann man zu vielem verwenden, nicht nur als Symbol der Reinheit, als Zeichen, daß eine Frau einem Mann zu eigen ist, oder als Maskierung. Unter den erfahreneren ilthmarischen Kajütenmädchen (und die hier ist kein Neuling, dafür lege ich die Hand ins Feuer) ist es üblich, solche Stücke zu tragen, damit die Hände weich bleiben, ebenso Lippen und Gesicht, während sie ihre geheimen Stellen, wo übrigens die Haare auf schamlose Weise gänzlich ausgezupft sind, ebenfalls mit fettiger Wolle verhüllen, wie du dir gesagt sein lassen kannst. Denn hört zu, auf ilthmarischen Schiffen bedient das Kajütenmädchen die Mannschaft allein mit den Händen, dem kurzen, erfahrenen Tanz ihrer geschickten Finger; sonst wäre die Gefahr zu groß, daß sie Schaden nimmt, und neue Kajütenmädchen wachsen nicht auf Meeresbäumen, wie es heißt. Deswegen , übrigens, ist Fingers Name der Beweis. Die Maate und niedrigeren Offiziere dürfen sich ihres Gesichts und ihrer Brüste erfreuen, dem, was oberhalb der Hüfte liegt, während alles darunter seiner Herrlichkeit, dem Kapitän allein vorbehalten bleibt, zusätzlich zu allem anderen, was er begehrt. Doch ihm, dem klügsten an Bord, kann man zutrauen, daß er eine Schwangerschaft zu vermeiden weiß. Diese Einrichtung ist einfach, brauchbar und wirkungsvoll – nutzt sowohl der Aufrechterhaltung der Disziplin als auch der Rangordnung.«
Inzwischen hatten sich die Mädchen dicht um ihn geschart, vier von ihnen mit aufgerissenen Augen, Finger respektvoll aufmerksam.
»Stimmt das wirklich, was er da sagt?« fragte Afreyt Fafhrd recht empört. »Gibt es solche Kajütenmädchen und unzüchtigen Gebräuche?«
»Ich würde am liebsten lügen, um ihn für seine Grobheit zu bestrafen, aber ich muß zugeben, daß es solche Gebräuche und Kajütenmädchen gibt, und nicht nur auf ilthmarischen Schiffen«, pflichtete der Nordling dem Mausling bei. »Meistens verkaufen die Eltern ihre Kinder in dieses Gewerbe. Manche werden, wenn sie herangewachsen sind, selbst tüchtige Matrosinnen oder heiraten einen Passagier, was allerdings selten vorkommt.«
»Alle Männer sind Tiere«, erklärte Cif düster. »Ständig erhält man neue Beweise.«
»Und Frauen Tierinnen«, fügte der Mausling halblaut hinzu. »Oder Biestinnen?«
Afreyt schüttelte den Kopf und blickte dann auf Finger, die all diese Ungeheuerlichkeiten leider mit beachtlicher Gelassenheit aufzunehmen schien.
»Was sagst du zu alldem, Kind?« fragte sie
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