Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts
Bezug auf den Mausling und die beiden anderen hast, kommt es aus dir selbst heraus oder von der Göttin?«
»Ich wünschte, ich wäre mir da sicher«, antwortete Cif, während die beiden Frauen gleichzeitig den Blick zum nebelverhangenen und gräßlich nackten, noch nicht ganz vollen Mond hoben.
Afreyt: Vielleicht gibt sie uns morgen bei der nächtlichen Zeremonie eine Antwort.
Cif: Wir müssen sie bedrängen.
Kapitel 8
In dieser Nacht wurde es auf der Reifinsel sonderbar kalt. Die Kälte nahm noch zu, als ein eisiger Schneesturm aus dem Norden heranwehte, bis die schweren Klangstäbe aus Treibholz, die im von einem Walkiefer gebildeten Torbogen des Mondtempels hingen, klagend gegeneinander schlugen, während alle Schläfer schlimme Alpträume durchlitten, die einen mühselige, die anderen schauerliche. Als endlich das Morgengrauen durch Puderschneewolken hindurchschimmerte, zeigte sich, daß Fafhrd sich im Griff der Nachtmahre, die Bettdecken hinter sich herziehend, irgendwie die verschlungenen Silber- und Messingstäbe am Kopfende von Cifs großem Gästebett hinangearbeitet hatte, bis sein Hinterkopf gegen die Decke stieß und er wie ein im Schlaf Gekreuzigter dahing. Afreyt hielt dabei unten seine Knöchel umklammert und träumte, sie wanderten Arm in Arm durch eine winterliche Einöde, bis ein eiskalter Windstoß sie trennte und den Nordling hoch hinauf in den eisgrauen Himmel wirbelte, bis er nicht mehr größer wirkte als eine wild flatternde Möwe. Gleichfalls zeigte sich, daß der Mausling, auf ähnliche Weise von Morpheus in Bann geschlagen, nackt bis auf das mitgezerrte Bettlaken, aus dem – und dann unter das – zweitbeste Gästebett gerollt war, wo er und Cif sich nach erregenden Tätigkeiten dem Schlaf ergeben hatten. Cif ihrerseits träumte, sie durchquerten endlose, düstere unterirdische Flure, mit keinem anderen Licht als einem unheimlichen Glühen, das von der oberen Hälfte des Mauslinggesichts ausging, als trüge er eine schmale, glühende Maske, in der seine Augen entsetzlich dunkle Löcher bildeten, bis der Graue durch eine Falltür davonschlüpfte, auf der in phosphoreszierender lankhmarischer Schrift ›Unterwelt‹ stand.
Doch all diese persönlichen Bedrängnisse und Notlagen, bedenklichen Nachtgesichte und Schlafwandeleien waren bald nahezu vergessen, nichts als ein Erinnerungsnebel, als allen das Ausmaß der allgemeinen Katastrophe klar wurde und man verzweifelt loseilte, um alles möglichst rechtzeitig noch in Sicherheit zu bringen.
Geliebte Menschen mußten warmgerieben werden, verlorene Schafe benötigten Beistand – ach, und auch die halb erfrorenen Hirten und andere Menschen, die draußen geschlafen hatten – kalte Öfen, in denen man den Sommer über Sachen gelagert hatte, mußten leergeräumt und angefeuert werden, man mußte Brennmaterial hacken und Seekohle schaufeln, Winterkleider tief unten aus Truhen hervorkramen, die straff gespannten Vertäuungen der Schiffe, die heftig an Pollern und Ankerketten zerrten, verdoppeln und verdreifachen, Dach- und Deckluken dichtmachen und einsam wohnende besuchen.
Als man schließlich Zeit für Gespräch und Fragen fand, meinten manche, Khahkht, der Eiszauberer, wüte, andere, die unsichtbaren geflügelten Prinzessinnen des hohen Stardock machten einen Raubzug oder – schrecklichster Gedanke! – die eiskalten Gletscherströme hätten sich schließlich durch Nehwons Erdkruste gefressen und das innere Feuer der Welt gelöscht. Cif und Afreyt hofften, bei der Vollmondzeremonie Antworten zu finden, und als Mutter Grum und der Ältestenrat diese aufgrund des ungünstigen Wetters absagten (die Zeremonie fand im Freien statt), machten sie trotzdem mit ihren Vorbereitungen weiter. Mutter Grum hatte keine Einwände, glaubte sie doch an die Freiheit der Anbetung. Doch der Rat verweigerte seine förmliche Billigung.
So war es kein Wunder, daß vor dem mit den Klanghölzern eines Windspiels behängten Eingangstor des offenen Mondtempels mit den zwölf Steinsäulen, die für die zwölf Monde des Jahres standen, nur eine so kleine Gruppe versammelt war: Im wesentlichen genau die Leute, die am Vorabend bei Afreyt gespeist hatten und von ihr und Cif genötigt worden waren, der Zeremonie beizuwohnen. Natürlich waren die beiden Frauen da, als Leiterinnen des verfemten Hexenrituals, warm eingehüllt in ihre winterliche Priestertracht aus weißer Robe mit Fellkapuze, Fäustlingen und wollgefütterten Widderlederstiefeln. Die fünf Mädchen
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