Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
Vom Netzwerk:
mondbeschienenen Grases. Und auf diese Hügel zu führte May sie nun, lenkte die Reihe der Tanzenden in Richtung Süden.
    Bei der zweiten Wiederholung der Gesänge tauchten im Grasmeer Inseln von Stechginster auf. May führte die Tanzenden durch diese hindurch auf einen etwas höher sich erhebenden Hügel zu.
    »Ist das unser Ziel?« fragte Finger Gale, wobei sie die Frage leise mit dem Gesang verwob.
    »Ja«, erwiderte Gale abgerissen, während sie sich im Takt des Lieds bewegte. »In alten Zeiten stand ein Galgen darauf. Später war dies der Hügel des Gottgeists Odin, als er Tante Afreyt beriet. Ich bin eine seiner Dienerinnen gewesen.«
    Finger: Was hattest du für Aufgaben?
    Gale: Zum einen war ich sozusagen sein Kajütenmädchen.
    Finger: Wirklich? Du sagtest doch, er war ein Geist. War er fest genug dafür?
    Gale: Es reichte. Er wollte alle möglichen Arten von Berührungen, sowohl sie tun als auch sie getan bekommen.
    Finger: Götter sind ganz wie Männer. Hat deine Tante das zugelassen?
    Gale: Sie hörte sehr wichtige Neuigkeiten von ihm. Das half, die Reifinsel zu retten. Ich habe auch Schlingen für ihn geflochten. Wir mußten sie um den Hals tragen.
    Ginger: Das klingt unheimlich. Gefährlich.
    Gale: Das war es auch. So hat Onkel Fafhrd seine linke Hand verloren. In dieser Schlacht, von der ich dir erzählt habe, trug er sie alle an seinem linken Handgelenk. Als Odin und die Galgen in den Himmel verschwanden, zogen sich die Schlingen alle zu einem Nichts zusammen und schossen Odin hinterher – und mit ihnen zusammen Onkel Fafhrds Hand.
    Finger: Das ist ja schrecklich. Hättet ihr sie noch um den Hals getragen ...
    Gale: Ja. Später, als Tante Cif und Mutter Grum den Hügel gereinigt und die Heckenlaube niedergehackt hatten, wo May, Mara und ich den alten Gott bei Laune gehalten hatten, wurde der Hügel umbenannt, von Galgenhügel zu Hügel der Göttin, und seitdem halten wir die sommerlichen Vollmondrituale darauf ab.
    Mara: Was ist das für ein Geflüster? Tante Afreyt guckt euch schon ganz grimmig an.
    Sofort stimmten sie wieder in den Gesang eines neuen Liedes ein.
    »Die kleinen Teufel!« flüsterte Afreyt Fafhrd mit nicht gerade verärgerter Stimme zu.
    Er drehte sich zu ihr um und nickte, obwohl es ihn noch weniger berührte als sie, so wie er heute Nacht auch manchmal mitgesungen hatte und manchmal nicht, einfach wie es ihn überkam.
    Die eiskalte Luft war sehr still und fantastisch klar. Fafhrd fiel auf, daß er noch nie im Leben den Vollmond so hell hatte leuchten sehen, noch nicht einmal von Stardock aus. In diesem Augenblick spürte er, als hätte jemand tief in seinem Innern eine versteckte Saite der Schwäche angeschlagen, wie ihn anfallartig eine ohnmächtige Kraftlosigkeit durchfuhr, ein Gefühl der Entstofflichung, als wolle die Welt ihm entschwinden – oder er der Welt. Sich aufrecht halten ohne zu schwanken, mehr stand nicht mehr in seiner Kraft.
    Als der sonderbare Schwächeanfall sich ein wenig gelegt hatte, schaute er die schlangenförmige Linie der vom Mond hell erleuchteten Gesichter entlang, ob auch andere dieses Gefühl verspürt haben mochten. Auf halber Höhe des Hügels zogen die fünf Mädchen verzückt singend hintereinander her. Finger, die sich nach Gale am nächsten zu ihm befand, sah zu ihm hin, aber ruhig, als hätte sie einfach seinen Blick auf sich ruhen gefühlt. Gleich hinter den Mädchen folgte Pshawri, der pflichtgetreu sang oder zumindest die Lippen bewegte. Schließlich, keine fünf Fuß von ihm entfernt, der Mausling, der noch nicht einmal so tat, als ob er singe, sondern in tiefes Grübeln versunken schien, sich dabei aber anscheinend keineswegs unwohl fühlte, sondern die Kapuze zurückgeworfen und seinen kurzgeschorenen Kopf der kalten Luft ausgesetzt hatte, wohingegen Fafhrd bis zu den Ohren verhüllt war.
    Den Kopf gewendet, sah er auf seiner anderen Seite, ordentlich hintereinander und von der Zeremonie gänzlich in Anspruch genommen: Afreyt, Groniger, Skullick, Ourph den alten Mingol, Cif, die dicke Hexe Mutter Grum und Rill, die Hure.
    Und dann blickte Fafhrd wieder auf Cif (sie mußte zusammengezuckt sein) und sah, daß sie nun auf etwas neben ihm starrte, das bleiche Gesicht plötzlich wie zu einem Ausdruck ungläubigen Schreckens verzogen.
    Er wirbelte herum und sah dort ein Gesicht weniger als eben noch. Während er in die andere Richtung geblickt hatte, war der Mausling irgendwohin verschwunden, seine Finger mußten sich unbemerkt von dem Haken

Weitere Kostenlose Bücher