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Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts

Titel: Schwerter-Zylus 08 - Ritter und Knappe des Schwerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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kamen als gehorsame Novizinnen, allerdings wäre es ohnehin schwer gewesen, sie auszuschließen, da sie die Sache als erstklassiges Abenteuer betrachteten. Sie trugen ähnliche Kleidung wie die Priesterinnen, nur kürzere Capes, unter denen hier und da ein rosiges Knie hervorschaute. Das verrückte Wetter ließ Fingers Schleier und Handschuhe aus Lammfell recht angemessen erscheinen. Fafhrd und der Mausling waren ihren Damen zuliebe mitgekommen, obwohl sie den Tag über hart gearbeitet hatten, zuerst bei Afreyt und dann in ihren eigenen Baracken. Beide sahen ein wenig geistesabwesend aus, als kämen jedem von ihnen die Alpträume wieder in den Sinn, die ihre sonderbaren Nachtwanderungen begleitet hatten. Zusammen mit den beiden trafen auch Skullick und Pshawri ein. Vermutlich hatten ihre Kapitäne den Bitten ihrer Liebsten mit einem Befehl nachgeholfen, allerdings wirkte Pshawri sonderbar gespannt, und selbst der sorgenfreie Skullick sah besorgt aus.
    Aufgrund seines hohen Alters hatte niemand Ourph zur Teilnahme gedrängt, doch er war trotzdem da, dick in dunkle Mingolfelle eingemummt, mit einer kegelförmigen schwarzen Pelzkappe und Stiefeln aus Seehundleder, an denen kleine Mingol-Schneeschuhe festgeschnallt waren.
    Auch Hafenmeister Groniger war gekommen, obwohl sein Atheismus eigentlich ein Fernbleiben hätte erwarten lassen. Erklärend sagte er: »Hexerei geht mich immer etwas an. Zwar handelt es sich ganz und gar um Aberglauben, aber drei von vier Malen steht sie mit verbrecherischen Umtrieben in Verbindung – Piratentreiben und Meuterei auf dem Meere und alle möglichen Schurkereien an Land. Und jetzt sagt mir nicht, eure Mondpriesterinnen betrieben die weiße Magie und nicht die schwarze. Was ich weiß, das weiß ich.«
    Und schließlich erschien auch noch Mutter Grum selbst; bis über beide Ohren in Pelze eingehüllt, kam sie auf größeren Schneeschuhen als Ourphs angewackelt. »Es ist meine Pflicht als Meisterin des Hexenkreises«, grummelte sie, »euch aus der Patsche zu helfen, falls ihr durch euer wüstes Verhalten in die Klemme geratet, und dafür zu sorgen, daß keiner versucht, sich euch in den Weg zu stellen.« Liebenswürdigst starrte sie Groniger an.
    Mit ihr kam Rill, die Hure, ebenfalls eine Mondpriesterin, deren Versehrte linke Hand zwischen ihr und Fafhrd, der seine ganze Hand verloren hatte, ein merkwürdiges Band der Zuneigung gesponnen hatte – frei von jeder Lüsternheit, so nahm man zumindest an.
    Diese fünfzehn Menschen standen in unterschiedlich großen Grüppchen beisammen, mit dem Blick gen Osten, hinweg über die scharf-gezähnten, mit herabrieselndem Pulverschnee bedeckten Giebel der kleinen, niedrigen, dicht gedrängt stehenden Häuser Salzhavens – und erwarteten das Aufgehen des Mondes. Gelegentlich scharrte einer hastig, um sich aufzuwärmen, mit den Füßen. Und dann schienen jedesmal die schweren, grauen Klanghölzer des heiligen Windspiels, die an Ketten von dem hohen, aus einem Walkiefer bestehenden Torbogen herabhingen, leise, doch tiefempfunden mitzuvibrieren, vielleicht aus Mitgefühl oder in Erinnerung an ihr hohles Geklapper im nächtlichen Sturm – oder vielleicht in Erwartung des baldigen Erscheinens der Göttin.
    Als der schwache Schein des noch nicht sichtbaren Mondes sich etwa in der Mitte der gezahnten Dächer verstärkte, traten die neun Frauen ein wenig von den sechs Männern weg, wandten ihnen den Rücken zu und drängten sich eng zusammen, damit die Worte der Anrufung, die Afreyt flüsterte, von den Männern nicht erlauscht werden konnten, und diese auch keinen Blick auf die heiligen Gegenstände erhaschten, die Cif unter ihrem weiten Mantel hervorholte und umherzeigte.
    Dann als ein blendend weißer Spalt, wie ein Fingernagelspan des Planeten selbst, auftauchte, eingezackt von den Giebelzähnen des mittleren Daches, erhob sich ein allgemeines Seufzen des Erkennens und der Befriedigung, das von der unbelebten Welt mit einer Verstärkung der wirklichen oder eingebildeten leisen Vibrationen der Klangstäbe beantwortet wurde. Die Gruppen traten auseinander, vermischten sich und reichten sich in einer langen Reihe die Hände, die Mädchen mit May an der Spitze voraus, die anderen vom Zufall gemischt. Die ganze Gesellschaft begann, den Tempel langsam und rhythmisch zu umkreisen, zweimal ganz herum und dann in Schlangenlinien zwischen den steinbehauenen Mondsäulen hindurch – den Säulen des Schnees, des Wolfes, der Saat, der Hexe, des Geists, des Mörders,

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