Schwertgesang
»Euren Gott habe ich ohnehin noch nie gemocht«, sagte ich. »Kein Wunder, dass mein Ehemann sagt, du wärst ein schlechter Mann«, gab Æthelflaed mit einem Lächeln zurück. »Das sagt er?«
»Er sagt, du bist frevelhaft, unzuverlässig und heimtückisch.«
Ich lächelte nur.
»Starrsinnig«, setzte Gisela die Litanei fort, »einfältig und erbarmungslos.«
»So bin ich«, sagte ich.
»Und sehr gutherzig«, schloss Gisela.
Immer noch blickte Æthelflaed zu mir empor.» Er fürchtet dich«, sagte sie, »und Aldhelm hasst dich«, fuhr sie fort. »Er tötet dich, wenn er die Gelegenheit dazu findet.«
»Er soll es versuchen«, sagte ich.
»Aldhelm will, dass mein Ehemann König wird.«
»Und was denkt Euer Ehemann?«, fragte ich.
»Es würde ihm gefallen«, sagte Æthelflaed, und das überraschte mich nicht. Mercien fehlte ein König, und Æthelred hatte einen Anspruch auf den Thron, aber mein Cousin war nichts ohne Alfreds Unterstützung, und Alfred wollte nicht, dass irgendwer in Mercien König genannt wurde.
»Warum erklärt sich Euer Vater nicht einfach selbst zum König von Mercien?«, fragte ich Æthelflaed.
»Ich glaube, das wird er tun«, sagte sie, »eines Tages.« »Aber jetzt noch nicht?«
»Mercien ist ein stolzes Land«, sagte sie, »und nicht jeder Mercier liebt Wessex.«
»Und Ihr seid hier, um sie die Liebe zu Wessex zu lehren?«
Sie berührte ihren Bauch. »Vielleicht will mein Vater, dass sein erster Enkel zum König von Mercien wird«, meinte sie. »Ein mercischer König mit westsächsischem Blut.« »Und Æthelreds Blut«, sagte ich säuerlich. Sie seufzte. »Er ist kein schlechter Mann«, sagte sie sehnsüchtig, als versuche sie, sich selbst zu überzeugen.
»Er schlägt Euch«, bemerkte Gisela trocken. »Er will ein guter Mann sein«, sagte Æthelflaed. Sie legte mir die Hand auf den Arm. »Er will so sein wie du, Uhtred.«
»Wie ich!«, sagte ich und musste fast lachen.
»Gefürchtet«, erklärte Æthelflaed.
»Warum«, fragte ich, »verschwendet er dann hier seine Zeit? Warum nimmt er nicht seine Schiffe und kämpft gegen die Dänen?«
Erneut seufzte Æthelflaed. »Weil Aldhelm ihm sagt, er soll es nicht tun. Aldhelm sagt, wenn Gunnkel in Cent oder Ostanglien bleibt, ist mein Vater gezwungen, mehr Truppen hier zu halten. Denn dann muss er immer mit Gefahr aus dem Osten rechnen.«
»Das muss er ohnehin.« »Aber Aldhelm sagt, dass mein Vater, wenn er ständig eine Gruppe Heiden im Mündungsgebiet der Temes im Auge behalten muss, vermutlich weniger darauf achtet, was in Mercien vor sich geht.« »Wo sich mein Cousin zum König erklären wird?«, riet ich.
»Das wird der Preis sein, den er dafür verlangt, die nördliche Grenze von Wessex zu verteidigen.« »Und Ihr werdet Königin«, sagte ich. Sie verzog ihr Gesicht. »Glaubst du, das will ich?« »Nein«, gab ich zu.
»Nein«, bekräftigte sie. »Was ich will, ist, dass die Dänen aus Mercien verschwinden. Ich will, dass die Dänen aus Ostanglien verschwinden. Ich will, dass die Dänen aus Northumbrien verschwinden.« Sie war kaum mehr als ein Kind, ein mageres Kind mit einer Stupsnase und hellen Augen, aber in sich trug sie eine Entschlossenheit wie aus Stahl. Sie sprach zu mir, der die Dänen liebte, weil ich von ihnen aufgezogen worden war, und zu Gisela, die eine Dänin war, aber Æthelflaed versuchte dennoch nicht, ihre Worte abzumildern. Sie war von Hass gegen die Dänen erfüllt, einem Hass, den sie von ihrem Vater geerbt hatte. Dann erschauerte sie mit einem Mal, und die ganze stählerne Härte verschwand. »Und ich will überleben«, sagte sie. Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Frauen starben bei der Kindsgeburt. So viele starben. Ich hatte Odin und Thor Opfer gebracht, als Gisela unsere beiden Kinder auf die Welt brachte, und war dennoch voller Angst gewesen, und auch jetzt fürchtete ich mich, weil sie wieder schwanger war.
»Ihr nehmt die weisesten Frauen in Eure Dienste«, sagte Gisela, »und Ihr vertraut den Kräutern und Talismanen, die sie anwenden.« »Nein«, sagte Æthelflaed fest, »das meine ich nicht.« »Was dann?«
»Heute Nacht«, sagte Æthelflaed, »um Mitternacht.
In der Kirche von Sankt Alban.«
»Heute Nacht?«, wiederholte ich vollkommen verständnislos. »In der Kirche?«
Sie sah mich mit ihren riesigen blauen Augen an.
»Sie töten mich vielleicht«, sagte sie.
»Nein!«, widersprach Gisela, die nicht glauben konnte, was sie da hörte.
»Er will sicher sein, dass
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