Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
angefangen«, flüsterte eine Gestalt in einer Kutte, und dann folgte ein Keuchen, als ich den Mann auf die Straße zerrte, wo Finan seine Faust in seinen Wanst fahren ließ. Der Ire war klein, aber er hatte außergewöhnlich starke Arme, und die Gestalt in der Kutte krümmte sich mit einem würgenden Laut zusammen. Der Vorhang hinter der Tür war zugezogen, und aus dem Inneren der Kirche konnte niemand sehen, was hier draußen vor sich ging. Finan schlug den Mann erneut, er brach zusammen, und Finan drückte ihm das Knie auf die Brust. »Du verschwindest«, flüsterte Finan, »wenn du am Leben bleiben willst. Du verschwindest ganz weit fort von der Kirche, und du vergisst, dass du uns je gesehen hast. Verstanden?« »Ja«, sagte der Mann.
    Finan versetzte dem Mann noch einen Schlag auf den Kopf, um seiner Anweisung größeren Nachdruck zu verleihen, und stand auf. Wir sahen zu, wie die dunkle Gestalt auf die Füße stolperte und den Hügel hinunter davoneilte. Ich wartete kurz ab, um sicher zu sein, dass er wirklich fort war, und dann traten wir zu dritt in die Kirche, und Finan zog die Tür zu und ließ den Balken in die Halterungen fallen. Und ich schob den Vorhang zur Seite. Wir standen im dunkelsten Teil der Kirche, aber ich fühlte mich dennoch ungeschützt, denn das andere Ende, der Altarraum, wurde von Binsenlichtern und Wachskerzen hell erleuchtet. Eine Reihe kuttentragender Männer stand mit dem Gesicht zum Altar, und ihre Schatten fielen über uns. Einer der Priester drehte sich nach uns um, aber er sah nur drei Gestalten mit Kapuzen und musste uns für weitere Priester gehalten haben, denn er wandte sich wieder dem Altar zu.
    Es dauerte einen Moment, bis ich sah, wer auf dem niedrigen, breiten Altarpodest stand, denn mir wurde die Sicht durch die Priester und Mönche genommen. Dann aber verneigten sich alle Kirchenmänner vor dem silbernen Kruzifix, und ich sah Æthelred und Aldhelm auf der linken Seite des Altars und Bischof Erkenwald auf der rechten Seite stehen. Und zwischen ihnen stand Æthelflaed. Sie trug ein weißes Leinenhemd, das unter ihren zarten Brüsten von einem Band zusammengehalten wurde, und ihr blondes Haar hing ihr lose ums Gesicht, als sei sie wieder ein unverheiratetes Mädchen. Sie wirkte verängstigt. Hinter Æthelred stand eine ältere Frau. Ihre Augen blickten hart, und ihr graues Haar war zu einer engen Rolle auf ihrem Kopf zusammengedreht.
    Bischof Erkenwald predigte auf Lateinisch und alle paar Minuten wiederholten die Priester und Mönche, es waren insgesamt neun, einen seiner Sätze. Erkenwald trug ein Gewand in Rot und Weiß, auf das edelsteinbesetzte Kreuze aufgenäht worden waren. Seine Stimme, scharf wie immer, hallte von den Steinwänden wider, während die Antwortformeln der Kirchenmänner als dumpfes Murmeln durch die Kirche tönten. Während Æthelred gelangweilt wirkte, schien Aldhelm geradezu berauscht von den Mysterien zu sein, die sich in diesem kerzenbeschienenen Chorraum entfalteten.
    Der Bischof beendete seine Gebete, die Männer vor ihm sagten Amen, und dann dauerte es einen Moment, bis Erkenwald ein Buch vom Altar aufgenommen hatte. Er schlug den Ledereinband auf und blätterte durch die steifen Seiten, bis er an eine Stelle kam, die er mit einer Möwenfeder gekennzeichnet hatte. »Dies«, er sprach nun Englisch, »ist das Wort des Herrn.« »Höret das Wort des Herrn«, murmelten die Priester und Mönche.
    »Fürchtet ein Mann, sein Weib sei ehebrecherisch gewesen«, der Bischof sprach nun lauter, und seine raue Stimme wurde durch den Hall verdoppelt, »so bringe er sie vor den Priester! Und er bringe ein Opfer!« Erkenwald starrte zu Æthelred hinüber, der einen blassgrünen Umhang über einer vollständigen Kettenrüstung trug. Er hatte sich sogar mit seinen Schwertern gegürtet, etwas, das die meisten Priester in einer Kirche niemals erlauben würden. »Ein Opfer!«, wiederholte der Bischof. Æthelred fuhr zusammen, als sei er aus dem Schlaf gerissen worden. Er tastete in einem Beutel herum, der an seinem Schwertgürtel hing, und brachte ein kleines Säckchen zutage, das er dem Bischof entgegenhielt. »Gerste«, sagte er. »Wie es der Herr und Gott verlangt«, gab Erkenwald zurück, doch er nahm das Säckchen Gerste nicht.
    »Und Silber«, fügte Æthelred hinzu und zog eilig ein weiteres Säckchen aus seinem Beutel. Nun nahm Erkenwald die beiden Opfer entgegen und legte sie vor das Kruzifix auf den Altar. Er verbeugte sich vor dem im Licht schimmernden

Weitere Kostenlose Bücher