Schwertgesang
Abbild seines angenagelten Gottes und nahm dann erneut das Buch auf. »Das ist das Wort des Herrn«, sagte er durchdringend, »dass wir geheiligtes Wasser in ein irdenes Gefäß füllen, und von dem Staub, der auf dem Boden vor dem Tabernakel liegt, soll der Priester nehmen und diesen Staub in das Wasser streuen.«
Das Buch wurde zurück auf den Altar gelegt, als ein Priester dem Bischof eine grob getöpferte Schale hinhielt, die offenkundig Weihwasser enthielt, denn Erkenwald neigte den Kopf vor ihr, beugte sich dann zum Boden hinab und kratzte eine Handvoll Staub und Dreck zusammen. Diesen Schmutz ließ er in die Schale fallen, dann stellte er sie auf den Altar und nahm das Buch wieder auf. »Und ich sage dir, Weib«, dröhnte er wild, während er seinen Blick von dem Buch hob und Æthelflaed anstarrte, »hat kein Mann bei dir gelegen und hast du nicht neben deinem Ehemann mit einem anderen Mann Unreines getan, dann wirst du von der "Verdammung durch dieses bittere Wasser verschont bleiben!« »Amen«, sagte einer der Priester. »Das Wort des Herrn!«, kam es von einem anderen. »Doch wenn du bei einem anderen Mann gelegen hast«, Erkenwald geiferte, während er die Worte las, »dich besudelt und entehrt hast, dann wird der Herr deine Schenkel verfaulen und deinen Bauch anschwellen lassen.« Er legte das Buch zurück auf den Altar. »Sprecht, Weib.« Æthelflaed starrte den Bischof nur an. Sie sagte nichts. Ihre Augen waren aufgerissen vor Entsetzen.
»Sprecht, Weib!«, knurrte der Bischof. »Ihr wisst, welche Worte Ihr zu sagen habt! Also sagt sie!« Æthelflaed schien zu verängstigt, um einen Ton herauszubringen. Aldhelm flüsterte Æthelred etwas zu, und er nickte, tat aber nichts. Erneut flüsterte Aldhelm und erneut nickte Æthelred, und dieses Mal trat Aldhelm vor, und dann schlug er Æthelflaed. Es war kein harter Schlag, aber er genügte, um mich unwillkürlich einen Schritt vorwärts tun zu lassen. Gisela packte mich am Arm und hielt mich auf. »Sprecht, Weib«, befahl Aldhelm der zitternden Æthelflaed. »Amen«, brachte Æthelflaed leise flüsternd heraus, »Amen.«
Giselas Hand lag immer noch auf meinem Arm. Ich strich ihr über die Finger, um ihr zu zeigen, dass ich ruhig war. Ich war zornig, ich war entgeistert, aber ich war ruhig. Ich streichelte Giselas Hand, und dann ließ ich meine Finger auf Schlangenhauchs Griff fallen.
Offenkundig hatte Æthelflaed die rechten Worte gesprochen, denn Bischof Erkenwald nahm die irdene Schale vom Altar. Er streckte sie hoch über das Kruzifix empor, als ob er sie seinem Gott zeigen wollte, dann goss er vorsichtig ein wenig von dem verschmutzten Wasser in einen Silberbecher. Erneut hielt er die Tonschale hoch, und dann streckte er sie Æthelflaed feierlich entgegen. »Trinkt das bittere Wasser«, befahl er. Æthelflaed zögerte, dann sah sie Aldhelms Arm im Kettenhemd zucken. Er wartete nur darauf, sie erneut zu schlagen. Also nahm sie gehorsam die Schale entgegen. Sie hob sie an ihren Mund, hielt einen Moment inne, und dann schloss sie die Augen, verzog das Gesicht und trank den Inhalt. Die Männer beobachteten sie genau, um sicher zu sein, dass sie die Schale leerte. Das Kerzenlicht flackerte in einem Luftzug, der aus dem Rauchloch im Dach kam, und irgendwo in der Stadt heulte ein Hund auf. Gisela klammerte sich an meinen Arm, ihre Finger gruben sich wie Klauen in meine Muskeln.
Erkenwald nahm die Schale zurück, und als er festgestellt hatte, dass sie leer war, nickte er Æthelred zu. »Sie hat es getrunken«, bestätigte der Bischof. Über Æthelflaeds Gesicht liefen Tränen, schimmernd brach sich in ihnen das Kerzenflackern vom Altar, auf dem, wie ich nun sah, ein Federkiel, ein Tintenfässchen und ein Stück Pergament lagen. »Was ich nun tue«, sagte Erkenwald feierlich, »tue ich im Einklang mit dem Wort Gottes.« »Amen«, sagten die Priester. Æthelred beobachtete seine Frau, als erwarte er, ihr Fleisch vor seinen Augen verfaulen zu sehen, während Æthelflaed so sehr zitterte, dass ich dachte, sie würde zusammenbrechen.
»Gott hat mir befohlen, die Verdammungen niederzuschreiben«, verkündete der Bischof und beugte sich über den Altar.
Die Feder kratzte lange über das Pergament.
Æthelred starrte Æthelflaed an. Die Priester ließen sie ebenfalls nicht aus den Augen, während der Bischof kratzend weiterschrieb. »Und nachdem diese Verdammungen niedergeschrieben sind«, sagte Erkenwald und verschloss das Tintenfässchen, »werde ich sie
Weitere Kostenlose Bücher