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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wünscht, dass du die Segel setzt. Er will wissen, weshalb du hier herumschleichst, wenn es Dänen zu töten gilt.« Ich legte die Spitze Schlangenhauchs in die Scheide und ließ die Klinge hineinfahren. »Und«, fuhr ich fort, als das zischende Geräusch des Schwertes im Kirchenraum verklungen war, »er wünscht dich wissen zu lassen, dass ihm seine Tochter teuer ist, und es missfällt ihm, wenn etwas, das ihm teuer ist, misshandelt wird.« Diese Botschaft hatte ich natürlich erfunden.
    Æthelred starrte mich bloß an. Er sagte nichts, obwohl auf seinem Gesicht mit dem vorspringenden Kinn ein grimmiger Ausdruck lag. Glaubte er, dass ich mit einer Botschaft von Alfred kam? Ich konnte es nicht sagen, aber er musste eine solche Botschaft gefürchtet haben, denn er wusste, dass er sich seinen Pflichten entzogen hatte. Bischof Erkenwald war ebenso ergrimmt. »Ihr wagt es, mit einem Schwert ins Haus Gottes zu kommen?«, fragte er wütend. »Ich wage noch viel mehr als das, Bischof«, sagte ich. »Habt Ihr von Bruder Jaenberth gehört? Einem von Euren geliebten Märtyrern? Ich habe ihn in einer Kirche getötet, und Euer Gott hat ihn weder gerettet, noch hat er meine Klinge aufgehalten.« Ich lächelte, als ich mich an mein eigenes Erstaunen erinnerte, mit dem ich Jamberth die Kehle durchgeschnitten hatte. Ich hatte diesen Mönch gehasst. »Euer König«, sagte ich zu Erkenwald, »will, dass das Werk seines Gottes getan wird, und dieses Werk heißt, Dänen zu töten, nicht, sich an der Nacktheit eines jungen Mädchens zu ergötzen.«
    »Dies ist Gottes Werk!«, schrie mich Æthelred an. Da wollte ich ihn töten. Ich fühlte meine Hand zucken, als sie nach Schlangenhauch griff, doch in demselben Moment kam die Vettel zurück.
    »Sie ...«, begann die Frau und hielt inne, als sie sah, mit welchem Hass ich Æthelred ansah.
    »Sprecht, Weib!«, befahl Erkenwald.
    »Sie zeigt keine Anzeichen, Herr«, sagte die Frau widerwillig. »Ihre Haut ist makellos.«
    »Bauch und Schenkel?«, drängte Erkenwald.
    »Sie ist rein.« Gisela sprach von einer Nische an der Seite der Kirche. Sie hatte einen Arm um Æthelflaed gelegt, und aus ihrer Stimme klang Bitterkeit.
    Erkenwald schien diese Nachricht Unbehagen zu bereiten, doch dann richtete er sich auf und erkannte widerwillig an, dass Æthelflaed in der Tat keinen Makel auf sich geladen hatte. »Sie hat ihre Ehre offenkundig nicht verloren, Herr«, sagte er zu Æthelred und überging mich absichtsvoll. Finan stand hinter den zuschauenden Priestern, seine bloße Anwesenheit war schon eine Drohung. Der Ire lächelte und beobachtete Aldhelm, der, ebenso wie Æthelred, ein Schwert trug. Beide hätten versuchen können, mich niederzustechen, doch keiner von ihnen rührte an seine Waffe. »Deine Frau«, sagte ich zu Æthelred, »hat ihre Ehre doch verloren. Denn du hast sie entehrt.« Sein Gesicht zuckte hoch, als hätte ich ihn geschlagen. »Du bist...«, begann er. Da ließ ich meiner Wut freien Lauf. Ich war viel größer und breiter als mein Cousin, und ich drängte ihn vom Altar an eine Seitenwand der Kirche, und dort redete ich rasend vor Zorn auf ihn ein. Nur er allein konnte meine Worte hören. Vielleicht war Aldhelm versucht, Æthelred zu Hilfe zu kommen, aber Finan ließ ihn nicht aus den Augen, und der Ruf des Iren genügte Aldhelm, um zu bleiben, wo er war. »Ich habe Æthelflaed gekannt, seit sie ein kleines Kind war«, erklärte ich Æthelred, »und ich liebe sie, als wäre sie mein eigenes Kind. Verstehst du das, Earsling? Sie ist wie eine Tochter für mich, und dir ist sie eine gute Frau. Und wenn du sie noch ein Mal anrührst, Cousin, wenn ich noch einen einzigen blauen Fleck auf ihrem Gesicht sehe, dann werde ich dich finden, und ich werde dich töten.« Ich hielt inne, und er schwieg. Ich wandte mich zu Erkenwald um. »Und was hättet Ihr getan, Bischof«, höhnte ich, »wenn die Schenkel der Herrin Æthelflaed verfault wären? Hättet Ihr es gewagt, Alfreds Tochter zu töten?« Erkenwald murmelte etwas von einer Verbannung ins Kloster, nicht, dass es mich gekümmert hätte. Ich war nahe an Aldhelm herangetreten und sah ihn an. »Und Ihr«, sagte ich, »habt die Tochter eines Königs geschlagen.« Ich versetzte ihm einen so schweren Hieb, dass er herumfuhr und taumelnd gegen den Altar fiel. Ich wartete, gab ihm Gelegenheit sich zu verteidigen, doch aller Mut hatte ihn verlassen. Also schlug ich ihn erneut, und dann trat ich einige Schritte zurück und erhob meine Stimme,

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