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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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getreu dem Auftrag des allmächtigen Gottes, unseres Vaters im Himmel, wieder auswischen.«
    »Höret das Wort des Herrn«, sagte ein Priester.
    »Sein Name sei gepriesen«, kam es von einem anderen.
    Erkenwald nahm den Silberbecher, in den er etwas von dem Schmutzwasser gefüllt hatte, und träufelte seinen Inhalt über die Worte, die er eben geschrieben hatte. Er rieb mit einem Finger auf der Tinte herum und hielt dann das Pergament hoch, um zu zeigen, dass die Schrift zur Unkenntlichkeit verwischt worden war. »Es ist vollbracht«, sagte er schwülstig und nickte dann der grauhaarigen Frau zu. »Tut Eure Pflicht!«, befahl er ihr.
    Die alte Frau mit der verbitterten Miene trat an Æthelflaeds Seite. Das Mädchen schreckte vor ihr zurück, doch Aldhelm hielt Æthelflaed an den Schultern fest. Sie schrie vor Schrecken auf, und Aldhelm versetzte ihr dafür einen harten Schlag ins Gesicht. Ich glaubte, Æthelred würde gegen diesen Angriff auf seine Frau durch einen anderen Mann einschreiten, doch offenbar hieß er ihn gut, denn er tat nichts, als Aldhelm Æthelflaed erneut an den Schultern packte. Er hielt sie fest, während sich die alte Frau niederbeugte, um den Saum von Æthelflaeds leinenem Hemd in die Hand zu nehmen. »Nein!«, widersprach Æthelflaed mit klagender, verzweifelter Stimme. »Zeigt sie uns!«, bellte Erkenwald. »Zeigt uns ihre Schenkel und ihren Bauch!« Gehorsam hob die Frau das Hemd, um Æthelflaeds Schenkel zu enthüllen.
    »Genug!« Ich brüllte dieses eine Wort geradezu. Die Frau erstarrte. Die Priester hatten sich vorgebeugt, um Æthelflaeds nackte Beine anzusehen, und warteten darauf, dass das Hemd bis zu ihrem Bauch gelüftet wurde. Aldhelm hielt sie immer noch an den Schultern gepackt, während der Bischof in den Schatten bei der Tür, von der aus ich gesprochen hatte, etwas zu erkennen versuchte. »Wer ist da?«, forderte Erkenwald zu wissen. »Ihr heimtückischen Bastarde«, sagte ich, während ich nach vorne ging und meine Schritte von den Steinwänden widerhallten, »ihr schmutzigen Earslinge.« Ich erinnere mich an meine Wut in dieser Nacht, einen kalten, wilden Zorn, der mich dazu gebracht hatte, einzugreifen, ohne an die Folgen zu denken. Die Priester meiner Frau predigen alle, dass der Zorn eine Sünde ist, aber ein Krieger, der keinen Zorn kennt, ist kein wahrer Krieger. Zorn ist ein Ansporn, ein Stachel, und er überwältigt die Angst, sodass ein Mann kämpfen kann, und in dieser Nacht wollte ich für Æthelflaed kämpfen. »Sie ist die Tochter eines Königs«, stieß ich wütend hervor, »also lasst dieses Hemd herunter!« »Ihr werdet tun, was Gott Euch zu tun befiehlt«, knurrte Erkenwald die Frau an, aber sie wagte weder, das Hemd fallenzulassen, noch es weiter hochzuziehen.
    Ich drängte mich zwischen den vorgebeugten Priestern hindurch und trat dabei einen von ihnen so fest in den Hintern, dass er nach vorne auf das Podest stolperte und zu Füßen des Bischofs hinfiel. Erkenwald hatte seinen langen Stock gepackt, dessen silbernes Ende gebogen war wie ein Hirtenstab, und er schwang ihn gegen mich, doch als er meine Augen sah, hielt er inne. Ich zog Schlangenhauch, die lange Klinge fahr zischend aus der Schwertscheide. »Wollt Ihr sterben?«, fragte ich Erkenwald, und als er die Drohung in meiner Stimme vernahm, ließ er seinen Hirtenstab langsam sinken. »Lasst das Hemd herunter«, sagte ich zu der Frau. Sie zögerte. »Lass es herunter, du verdorbene alte Vettel«, knurrte ich. Dann spürte ich, dass sich der Bischof bewegt hatte, und ließ Schlangenhauch herumfahren, sodass die Klinge blitzend an seiner Kehle lag. »Ein Wort, Bischof«, sagte ich, »nur ein Wort, und Ihr könnt hier und jetzt Eurem Gott gegenübertreten. Gisela! «, rief ich, und Gisela kam zum Altar. »Nimm die Vettel«, erklärte ich ihr, »und nimm Æthelflaed, und sieh nach, ob ihr Bauch geschwollen ist oder ihre Schenkel verfaulen. Tu es in einer abgeschiedenen Ecke. Und Ihr!«, ich bewegte die Klinge bis kurz vor Aldhelms vernarbtes Gesicht, »Ihr nehmt Eure Hände von König Alfreds Tochter, oder ich werde Euch an der Brücke von Lundene aufhängen, damit die Vögel Euch die Augen aushacken und die Zunge herausreißen und sie auffressen können.« Er ließ Æthelflffid los.
    »Du hast kein Recht...«, begann Æthelred, der offenbar seine Sprache wiedergefunden hatte. »Ich bin«, unterbrach ich ihn, »mit einer Botschaft Alfreds hierhergekommen. Er wünscht zu erfahren, wo deine Schiffe sind. Er

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