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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aufstieg, und fragte mich, wessen Feuer dort brannte, und wie man in diesem Stechmückenloch wohnen konnte. »Du bist jetzt schon lange mit ihr zusammen«, sagte ich. »Ja, Herr.«
    »Schick sie zu mir«, sagte ich. Sihtric hatte mir seinen Schwur geleistet, und er brauchte meine Erlaubnis zum Heiraten, denn seine Frau würde ein Teil meines Haushaltes werden, und damit war ich für sie verantwortlich. »Ich werde mit ihr reden«, fügte ich hinzu.
    »Ihr werdet sie mögen, Herr.«
    Darüber musste ich lächeln. »Das hoffe ich«, sagte ich.
    Ein Zug Schwäne kreuzte zwischen unseren Schiffen den Fluss, ihre Flügelschläge rauschten laut in der Sommerluft. Ich war zufrieden, nur um Gisela ängstigte ich mich, doch der Schmetterling linderte diese Sorge. Nach einer Weile flog er von meinem Finger weg und flatterte taumelnd hinter den Schwänen her. Ich berührte Schlangenhauchs Griff, daran mein Amulett, und ich betete zu Frigg darum, dass Gisela nichts geschehen würde. Es war Mittag, als wir Caninga erreichten. Es herrschte Ebbe, und die Schlickbänke erstreckten sich weit in das Mündungsgebiet der Temes, in dem außer unseren keine Schiffe zu sehen waren. Ich fuhr den Seeadler ans südliche Ufer von Caninga heran und starrte über die Insel hinweg zu dem Flussarm, an dem Beamfleot lag, doch ich konnte durch die Hitze, die über Caninga flimmerte, nichts Rechtes erkennen. »Sieht aus, als wären sie weg«, meinte Finan. Wie ich sah auch er angestrengt nach Norden.
    »Nein«, sagte ich, »dort liegen Schiffe.« Ich dachte, ich könnte durch die zitternde Luft die Masten von Sigefrids Schiffen sehen.
    »Aber nicht so viele, wie es sein sollten«, sagte Finan.
    »Das sehen wir uns an«, sagte ich. Also ruderten wir zur Ostspitze der Insel, und ich stellte fest, dass Finan recht hatte. Über die Hälfte von Sigefrids Schiffen hatte den kleinen Fluss Hothlege verlassen.
    Nur drei Tage zuvor waren es in dem Flussarm sechsunddreißig Masten gewesen, und nun lagen gerade noch vierzehn Schiffe dort. Ich wusste, dass die fehlenden Schiffe nicht die Temes hinauf Richtung Lundene gefahren waren, denn dort hätten wir sie sehen müssen. Also blieben nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder waren sie nordöstlich an die Küste von Ostanglien gefahren, oder sie waren nach Süden gefahren, um in Cent Beute zu machen. Die Sonne stand heiß und hoch und hell am Himmel und brach sich blendend und schillernd in den Speerspitzen der Wachen in dem Lager auf dem Hügel. Männer beobachteten uns von den Wällen aus, und sie sahen uns umdrehen und die Segel setzen und mit einem leichten Nordostwind, der seit dem Morgen aufgekommen war, auf die südliche Seite des Mündungsgebietes fahren. Ich hielt nach einer dunklen Rauchwolke Ausschau, die mir verraten würde, dass die Plünderer zum Angriff an Land gegangen waren, Beute gemacht und Siedlungen niedergebrannt hatten. Doch der Himmel über Cent war klar. Wir ließen das Segel herunter und ruderten östlich auf die Mündung des Medwaeg zu, und immer noch sahen wir keinen Rauch, und dann sah der scharfäugige Finan, der vorne im Bug stand, die Schiffe. Sechs Schiffe. Ich hielt nach einer Flotte von wenigstens zwanzig Schiffen Ausschau, nicht nach einem kleinen Verband, und zuerst beachtete ich sie nicht weiter, weil ich dachte, es wären Händlerschiffe, die gemeinsam nach Lundene ruderten. Doch dann eilte Finan zwischen den Ruderbänken hindurch zu mir. »Das sind Kampfschiffe«, sagte er. Ich spähte Richtung Osten. Ich sah die dunklen Umrisse der Schiffsrümpfe, aber meine Augen waren nicht so scharf wie Finans, und deshalb konnte ich ihre Formen nicht genau ausmachen. Die sechs Schiffskörper flimmerten in der Hitze. »Bewegen sie sich?«, fragte ich. »Nein, Herr.«
    »Warum sollte man dort vor Anker gehen?«, fragte ich. Die Schiffe waren am jenseitigen Mündungsufer des Medwaeg, an einer Stelle, die Scerhnesse heißt, das bedeutet >helle Landspitze<, und es war ein seltsamer Platz zum Ankern, denn die Strömungen wirbelten heftig um die niedrige Landzunge.
    »Ich glaube, sie liegen auf Grund«, sagte Finan. Wenn die Schiffe vor Anker gelegen hätten, wäre ich davon ausgegangen, dass sie die Flut abwarteten, um sich flussaufwärts tragen zu lassen, doch Schiffe, die auf Grund lagen, wiesen normalerweise darauf hin, dass Männer an Land gegangen waren, und der einzige Antrieb, hier an Land zu gehen, war, nach Beute zu suchen. »Aber auf Scaepege gibt es nichts mehr zu holen«, sagte ich

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