Schwertgesang
schweigsamer Mann, und es fiel ihm schwer, mehr als ein paar zusammenhängende Worte zu sprechen.
»Haben sie auf dem Strand gelegen?«, fragte ich. »Lagen vor Anker«, sagte er. Das bedeutete, dass die Dänen ihre Schiffe auch bei Ebbe stets bereit haben wollten, aber es bedeutete auch, dass die Schiffe nicht verteidigt werden konnten, weil der größte Teil ihrer Besatzungen an Land war, wo sie Erdwälle für ihr Lager aufwarfen. Æthelreds Flotte hatte es mit den paar Männern leicht gehabt, die noch an Bord der feindlichen Schiffe waren, und dann wurden die großen, tauumwickelten Steine hochgezogen, die als Anker dienten, und die sechzehn Schiffe wurden ans nördliche Ufer geschleppt und dort auf Grund gesetzt. »Er wollte sie dort lassen«, erklärte Steapa, »bis er fertig war, und dann wollte er sie mit nach Lundene bringen.« »Fertig?«, fragte ich.
»Er wollte alle Heiden töten, bevor wir losfuhren«, sagte Steapa und erzählte, wie Æthelreds Flotte plündernd den Sture und seinen Nachbarfluss, den Arwan, hochgefahren war, wie die Schiffe an den Ufern entlang Männer verteilt hatten, um dänische Häuser niederzubrennen, dänisches Vieh abzuschlachten und, wenn es ihnen gelang, Dänen zu töten. Die sächsischen Plünderer hatten Furcht und Entsetzen ausgelöst. Das Volk war ins Landesinnere geflohen, doch Gunnkel, der ohne Schiffe in seinem Lager an der Mündung des Sture zurückgeblieben war, hatte die Ruhe bewahrt. »Ihr habt nicht das Lager angegriffen?«, fragte ich Steapa.
»Der Herr Æthelred meinte, es sei zu gut geschützt.«
»Hast du nicht gesagt, es war noch nicht fertig gebaut?«
Steapa zuckte mit den Schultern. »Sie hatten die Palisade noch nicht fertig«, sagte er, »jedenfalls mindestens auf einer Seite, also hätten wir dort eindringen und sie töten können, aber wir hätten auch selbst viele Männer verloren.« »Stimmt«, räumte ich ein. »Also haben wir stattdessen Bauernhöfe überfallen«, fuhr Steapa fort. Und während Æthelreds Männer die dänischen Siedlungen plünderten, hatte Gunnkel Botschafter Richtung Süden zu den anderen Flüssen der Küste Ostangliens geschickt. An deren Ufern befanden sich weitere Lager der Nordmänner. Gunnkel hatte sich Verstärkung geholt. »Ich habe dem Herrn Æthelred gesagt, dass wir verschwinden sollen«, bemerkte Steapa finster. »Ich habe es ihm am zweiten Tag gesagt. Ich habe gesagt, wir wären lange genug dageblieben.« »Wollte er nicht auf dich hören?« »Er hat mich einen Narren genannt«, sagte Steapa achselzuckend. Æthelred hatte Beute machen wollen, und so war er auf dem Sture geblieben, und seine Männer brachten ihm alles, was sie an Wertvollem finden konnten, von Kochtöpfen bis zur Sichel. »Er hat auch Silber gefunden«, sagte Steapa, »aber nicht viel.« Und während Æthelred blieb, um sich zu bereichern, sammelten sich die Seewölfe. Dänische Schiffe kamen aus dem Süden. Sigefrids Schiffe waren von Beamfleot losgesegelt und hatten sich mit anderen vereint, die aus den Mündungen des Colaun, der Hwealf und der Pant gerudert wurden. Ich war oft genug an diesen Flüssen vorbeigefahren und hatte mir die schlanken, schnellen Schiffe vorgestellt, die mit der Ebbe zwischen den Schlickufern hinausglitten, den hohen Bug kampflustig mit den Köpfen von Untieren geschmückt und an Bord alles voller Schilde, Waffen und rachsüchtiger Männer. Die dänischen Schiffe sammelten sich südlich des Sture in der weiten Bucht der Insel Horseg, wo Schwärme von Wildvögeln nisten. Dann, an einem trüben Morgen, bei einem Sommergewitter, das von der See hereingetrieben wurde, und bei einer Flut, die durch den Vollmond höher stieg als normalerweise, fuhren achtunddreißig Schiffe vom Meer aus den Sture hinauf. »Es war ein Sonntag«, sagte Steapa, »und der Herr Æthelred hat darauf bestanden, eine Predigt lesen zu lassen.«
»Alfred wird sehr erfreut sein, das zu hören«, sagte ich beißend.
»Es war am Strand«, sagte Steapa, »wo die Dänenschiffe lagen.« »Warum dort?«
»Weil die Priester die bösen Geister aus den Schiffen vertreiben wollten«, sagte er und erzählte dann, wie die Tierköpfe von den erbeuteten Schiffen auf dem Sand aufgetürmt worden waren. Dazwischen wurde Treibholz und Stroh von einem Hausdach in der Nähe gesteckt, und dann, zu lauten Gebeten der Priester, wurde der Haufen in Brand gesetzt. Drachen und Adler, Raben und Wölfe verbrannten mit hoch auflodernden Flammen, und der Rauch des großen Feuers wurde
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