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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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grimmiger denn je. »Was ist geschehen?«, fragte ich ihn. »Frag ihn«, sagte Steapa, und aus seiner Stimme klang Verbitterung. Er machte mit dem Kinn eine Bewegung den Strand hinunter, und dort sah ich Æthelred nahe bei dem Feuer sitzen, über dem es in einem Kochtopf brodelte. Seine üblichen Getreuen war bei ihm, einschließlich Aldhelm, der mir verdrießlich entgegensah. Keiner von ihnen sagte ein Wort, während ich auf sie zukam. Das Feuer knisterte. Æthelred spielte mit einem Stück Blasentang und sah nicht auf, obwohl er wusste, dass ich kam.
    Bei dem Feuer angekommen, blieb ich stehen. »Wo sind die anderen neun Schiffe?«, fragte ich. Æthelreds Gesicht zuckte hoch, als wäre er überrascht, mich zu sehen. »Gute Neuigkeiten«, sagte er. Er erwartete, dass ich ihn fragte, welche Neuigkeiten das waren, aber ich sah ihn nur schweigend an. »Wir haben«, sagte er mit weit ausholender Geste, »einen großen Sieg errungen!« »Einen wundervollen Sieg«, warf Aldhelm ein. Æthelreds Lächeln wirkte gezwungen. Seine nächsten Worte kamen stockend, so als koste es ihn große Anstrengung, sie zusammenzusuchen. »Gunnkel«, sagte er, »hat die Stärke unserer Schwerter kennengelernt.« »Wir haben ihre Schiffe verbrannt!«, prahlte Aldhelm.
    »Und eine große Schlacht geschlagen«, sagte Æthelred. In seinen Augen glitzerte es. Ich sah mich auf dem Strand um, auf dem die Verwundeten lagen und auf dem die Unverwundeten mit gesenkten Köpfen herumsaßen. »Du bist mit fünfzehn Schiffen losgefahren«, sagte ich.
    »Wir haben ihre Schiffe verbrannt«, sagte Æthelred, und fast kam es mir so vor, als würde er anfangen zu weinen.
    »Wo sind die anderen neun Schiffe?«, wollte ich wissen.
    »Wir haben hier angehalten«, sagte Aldhelm, der denken musste, dass ich es für eine schlechte Entscheidung hielt, die Schiffe hier auf Grund zu legen, »weil wir nicht gegen die Ebbe rudern konnten.«
    »Die anderen neun Schiffe?«, fragte ich wieder, doch erneut erhielt ich keine Antwort. Ich blickte immer noch über den Strand, doch was ich suchte, fand ich nicht. Da sah ich wieder Æthelred an, der den Kopf senkte, und ich fürchtete mich, die nächste Frage zu stellen, doch sie musste gestellt werden. »Wo ist deine Frau?« Schweigen.
    »Wo«, ich hatte die Stimme erhoben, »ist Æthelflffid?«
    Eine Möwe stieß ihren rauen, einsamen Schrei aus. »Sie wird festgehalten«, Æthelred sprach das letzte Wort so leise aus, dass ich es kaum verstehen konnte.
    »Festgehalten?«
    »Als Gefangene«, sagte Æthelred immer noch fast im Flüsterton.
    »Gütiger Jesus«, sagte ich und benutzte damit einen von Finans bevorzugten Ausrufen. Der Wind trieb mir beißenden Rauch ins Gesicht. Einen Moment lang konnte ich nicht glauben, was ich gerade gehört hatte, doch alles um mich herum bewies, dass Æthelreds großartiger Sieg in Wahrheit eine grauenvolle Niederlage gewesen war. Neun Schiffe waren verloren, doch Schiffe konnten ersetzt werden, und die Hälfte von Æthelreds Truppe fehlte, doch auch neue Männer können gefunden werden, um die Toten zu ersetzen, aber was sollte die Tochter eines Königs ersetzen? »Wer hat sie?«, fragte ich.
    »Sigefrid«, murmelte Aldhelm.
    Und damit war erklärt, wohin die fehlenden Schiffe aus Beamfleot gefahren waren.
    Und Æthelflaed, die süße Æthelflaed, der ich meinen Eid geschworen hatte, war eine Gefangene.
    Unsere acht Schiffe fuhren mit der Flut zurück nach Lundene. Es war ein klarer, ruhiger Sommerabend, und die Sonne schien wie eine riesige, rote Kugel in dem Rauchschleier zu hängen, der sich über die Stadt zog. Æthelred fuhr auf dem Rodbora, als ich den Seeadler gleiche Hohe mit ihm zurückfallen ließ, sah ich die schwarzen Streifen, zu denen das Blut auf den Planken seines Schiffes getrocknet war. Ich ließ schneller rudern und setzte mich wieder an die Spitze.
    Steapa fuhr mit mir auf dem Seeadler, der große Mann erzählte mir, was auf dem Sture vor sich gegangen war.
    Es war wirklich ein wundervoller Sieg gewesen. Æthelreds Flotte hatte die Nordmänner überrascht, als sie ihr Lager am südlichen Ufer errichteten. »Wir kamen in der Morgendämmerung«, sagte Steapa.
    »Ihr wart die Nacht über draußen auf dem Meer?« »Der Herr Æthelred hat es befohlen«, sagte Steapa. »Mutig«, bemerkte ich. »Es war eine ruhige Nacht«, sagte Steapa abschätzig, »und beim ersten Tageslicht haben wir ihre Schiffe gefunden. Sechzehn Schiffe.« Er unterbrach sich mit einem Mal. Er war ein

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