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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mehr gefunden als Mäusedreck. Aber wer sollte ihm ein Lösegeld zahlen? Lundene gehört zu Mercien, oder tut es das nicht?« »Tut es«, sagte ich.
    »Und in Mercien gibt es keinen König«, sagte Ulf. »Das ist unnatürlich, oder? Ein Königreich ohne König.«
    Ich dachte an Besuch und berührte mein Amulett mit dem Thorshammer. »Habt Ihr jemals von einer Wiedererweckung der Toten gehört?«, fragte ich Ulf.
    »Einer Wiedererweckung der Toten?« Er starrte mich beunruhigt an und fasste nach seinem eigenen Hammeramulett. »Den Toten in Niflheim lässt man besser ihre Ruhe, Herr.«
    »Ein altes Magierritual vielleicht?«, deutete ich an. »Die Auferstehung der Toten?« »Man hört so seine Geschichten«, sagte Ulf und packte sein Amulett noch fester.
    »Was für Geschichten?«
    »Aus dem hohen Norden, Herr. Aus dem Land von Eis und Birken. Dort gehen seltsame Dinge vor sich. Sie sagen, dass Männer im Dunkeln fliegen können, und ich habe gehört, dass die Toten auf zugefrorenen Seen wandeln, aber ich habe nichts davon mit eigenen Augen gesehen.« Er hob das Amulett an die Lippen und küsste es. »Vermutlich sind das nur Geschichten, um kleine Kinder an langen Winterabenden zu erschrecken, Herr.« »Kann sein«, sagte ich und drehte mich um, denn ein Junge rannte am Fuß des neu errichteten Walls auf uns zu.
    Er sprang über die Baumstämme, die später zu den Plattformen des Wehrumgangs werden würden, schlidderte über eine matschige Stelle, erklomm den Wall und blieb so heftig nach Luft ringend bei uns stehen, dass er zuerst nicht sprechen konnte. Ich wartete, bis er wieder zu Atem gekommen war. »Haligast, «, sagte er dann. »Haligastl« Ulf sah mich fragend an. Wie alle Händler sprach er etwas Englisch, aber Haligast ihn. »Der Heilige Geist«, übersetzte ich.
    »Er kommt zu uns, Herr«, keuchte der Junge aufgeregt und deutete stromaufwärts. »Da kommt er!«
    »Der Heilige Geist kommt zu uns?«, fragte Ulf angstvoll. Vermutlich hatte er nicht die geringste Vorstellung davon, was der Heilige Geist sein mochte, aber sein Wissen reichte, um sämtliche Erscheinungen aus der Geisterwelt zu furchten, und meine Frage nach den lebenden Toten hatte ihn erschreckt.
    »Alfreds Schiff«, erklärte ich und wandte mich darauf wieder an den Jungen. »Ist der König an Bord?«
    »Seine Flagge ist gesetzt, Herr.«
    »Dann ist er auf dem Schiff«, sagte ich.
    Ulf zog seinen Kittel zurecht. »Alfred? Was will er hier?«
    »Er will meine Ergebenheit prüfen«, sagte ich trocken.
    Ulf grinste. »Also seid Ihr es vielleicht, der schließlich an einem Strick zappelt, was, Herr?« »Ich brauche Axtköpfe«, erklärte ich ihm. »Bringt die besten, die Ihr habt, ins Haus, und wir einigen uns später auf den Preis.« Alfreds Erscheinen überraschte mich nicht. In diesen Jahren verbrachte er viel Zeit damit, zwischen den Wehrburgen herumzureisen, die er errichten ließ, um die Fortschritte der Arbeit zu begutachten. Er war innerhalb von zwölf Monaten ein Dutzend Mal in Coccham gewesen, aber bei diesem Besuch, so vermutete ich, ging es ihm nicht darum, die Wälle in Augenschein zu nehmen, sondern darum, herauszufinden, warum M bei mir gewesen war. Die Späher des Königs hatten ihre Arbeit getan, und deshalb war der König gekommen, um mich zu befragen. Sein Schiff näherte sich rasch auf der Schmelzwasserströmung der Temes. In den kalten Monaten kam man auf einem Schiff schneller von Ort zu Ort, und Alfred mochte die Haligast, er an Bord arbeiten konnte, während er an der Nordgrenze von Wessex entlangreiste. Die Haligast ügte über zwanzig Ruder und bot sowohl Alfreds Leibgarde als auch der unvermeidlichen Priesterschar, die ihn ständig begleitete, ausreichend Platz. Das königliche Banner, das einen grünen Drachen zeigte, flatterte an der Mastspitze, und zwei Flaggen hingen am Querholz, das ein Segel getragen hätte, wenn das Schiff auf See gewesen wäre. Eine der Flaggen zeigte einen Heiligen, während die andere ein grünes Tuch war, auf das man ein weißes Kreuz gestickt hatte. Im Heck des Schiffes befand sich ein kleiner Verschlag, der den Steuermann beengte, Alfred aber einen Platz für seinen Tisch bot. Auf einem zweiten Schiff, der Heofonhlaf, die übrige Leibgarde und noch mehr Geistliche. Heofonhlaf Himmelsbrot. Es war Alfred noch nicht einmal gelungen, einem Schiff einen guten Namen zu geben.
    Heofonhlaf    legte zuerst an, und etwa zwanzig Männer in Kettenrüstung, mit Schilden und Speeren, kletterten von Bord,

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