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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jetzt in der Hand von Norwegern und Dänen.« Einen Moment lang schwieg Alfred und starrte nur die Schwäne an, die auf dem Hochwasser schwammen. Er wirkte bleicher denn je. Er biss die Zähne zusammen. »Du klingst recht erfreut«, bemerkte er dann bitter.
    »Das war nicht meine Absicht, Herr«, sagte ich. »Wie in Gottes Namen konnte das geschehen?«, fragte er wütend. Er wandte sich um und betrachtete die Burgwälle. »Die Brüder Thurgilson waren im Frankenreich«, sagte er. Ich mochte vielleicht nie von Sigefrid und Erik gehört haben, doch Alfred betrachtete es als seine Aufgabe zu wissen, wo die Wikingerverbände ihre Raubzüge unternahmen.
    »Und jetzt sind sie in Lundene«, sagte ich hartherzig.
    Erneut verfiel er in Schweigen, und ich wusste, was er dachte. Er dachte, dass die Temes unser Weg zu anderen Königreichen ist, zur übrigen Welt, und wenn die Dänen und die Norweger die Temes blockierten, war Wessex von einem großen Teil des Welthandels abgeschnitten. Es gab natürlich andere Häfen und andere Flüsse, doch die Temes ist der bedeutendste Fluss und zieht Seehändler von all den weiten Meeren an. »Wollen sie Geld?«, erkundigte er sich beißend.
    »Mit dieser Frage muss sich Mercien herumschlagen, Herr«, sagte ich. »Sei kein Narr!«, zischte er mich an. »Lundene mag in Mercien liegen, aber der Fluss gehört beiden Königreichen.« Er wandte sich wieder um und sah flussabwärts, als erwarte er dort die Masten der norwegischen Schiffe auftauchen zu sehen. »Wenn sie nicht abziehen«, sagte er ruhig, »dann müssen sie vertrieben werden.« »Ja, Herr.«
    »Und das«, sagte er entschlossen, »wird mein Hochzeitsgeschenk für deinen Cousin sein.« »Lundene?«
    »Und du wirst es uns beschaffen«, fügte er wild hinzu. »Du wirst Lundene wieder unter mercische Herrschaft bringen, Herr Uhtred. Lass mich bis zum Tag des heiligen David wissen, welche Kräfte du benötigst, um dieses Geschenk zu beschaffen.« Stirnrunzelnd dachte er nach. »Dein Cousin wird das Heer befehligen, aber er ist zu beschäftigt, um den Kriegszug zu planen. Du wirst die notwendigen Vorbereitungen treffen und ihn beraten.« »Werde ich das?«, fragte ich säuerlich. »Ja«, sagte er, »das wirst du.« Er blieb nicht zum Essen. Er betete in der Kirche, gab dem Nonnenkloster Silber, und dann ging er an Bord der Haligast verschwand stromaufwärts. Und ich sollte Lundene einnehmen und den ganzen Ruhm meinem Cousin Müberlassen. Die Aufforderung, den Toten zu besuchen, kam ganz überraschend eine Woche später. Allmorgendlich wartete eine Schar Bittsteller an meinem Tor, es sei denn, starker Schneefall behinderte das Reisen. Ich war der Herrscher über Coccham, der Mann, der Recht sprach, und Alfred hatte mir diese Macht gewährt, weil er wusste, dass dies unerlässlich war, wenn seine Burg errichtet werden sollte. Er hatte mir noch mehr gewährt. Ich hatte Anspruch auf den zehnten Teil jedes Ertrags im nördlichen Berrocscire, ich erhielt Schweine und Rinder und Getreide, und aus diesem Einkommen bezahlte ich die Balken für die Wälle und die Waffen, mit denen sie bewacht wurden. In dieser Regelung lag die Gelegenheit zur Vorteilsnahme, und Alfred misstraute mir. Deshalb hatte er mir einen durchtriebenen Priester namens Wulfstan zur Seite gestellt, der darauf sehen sollte, dass ich nicht zu viel stahl. Doch es war Wulfstan, der stahl. Er war im Sommer zu mir gekommen und hatte mit kaum verhohlenem Grinsen angedeutet, dass die Abgaben, die wir von den Händlern erhoben, die den Fluss bereisten, nicht im Voraus abschätzbar waren, was bedeutete, dass Alfred niemals wissen konnte, ob unsere Abrechnungen stimmten. Er wartete auf meine Zustimmung und erhielt stattdessen einen Schlag auf seinen tonsurierten Schädel. Ich schickte ihn unter Bewachung zu Alfred zurück, sandte ein Schreiben mit, das seine Unehrenhaftigkeit schilderte, und dann stahl ich die Abgaben selbst. Dieser Priester war ein Narr gewesen. Man erzählt nie und nimmer einem anderen von seinen Untaten, es sei denn, man kann sie wirklich nicht mehr geheim halten, und dann erklärt man sie zu kluger Berechnung oder zu Regierungskunst.
    Ich stahl nicht viel, nicht mehr jedenfalls als jeder andere Mann in meiner Stellung auf die Seite brachte, und die Arbeit an den Wällen bewies Alfred, dass ich meine Aufgabe erfüllte. Mir hat es immer gefallen, etwas aufzubauen, und es gibt wenig höhere Alltagsfreuden, als mit den erfahrenen Männern zu sprechen, die das Bauholz

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