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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beiden, dass auch sie ein Kind erwartete, und die drei Frauen begannen ein endloses Gespräch über Säuglinge. Ich rettete mich zu Steapa, der mit Kopf und Schultern die versammelte Menge überragte. »Weißt du, dass ich Sigefrid und Erik aus Lundene vertreiben soll?«, fragte ich ihn. »Ich habe es gehört«, sagte er auf seine langsame, bedächtige Art. »Bist du dabei?«
    Er lächelte mich kurz an, und das nahm ich als Zustimmung. Er hatte ein furchteinflößendes Gesicht, die Haut spannte sich eng über seinen grobknochigen Schädel, sodass es wirkte, als sei er in einer Grimasse erstarrt. In der Schlacht war er wahrhaft schreckenerregend, ein riesiger, wilder Krieger, der das Schwert meisterlich beherrschte. Er war als Sklave geboren, doch seine Größe und seine Kampfestüchtigkeit hatte ihn bis zu seiner jetzigen Stellung aufsteigen lassen. Er diente in Alfreds Leibwache, besaß selbst Sklaven und bestellte ein ausgedehntes Stück fruchtbaren Landes in Wiltunscir. Meine Männer waren vor Steapa auf der Hut, denn niemals wich der zornige Ausdruck aus seiner Miene. Doch ich kannte ihn als freundlichen Mann. Sehr klug war er allerdings nicht und einen Denker konnte man ihn auch nicht nennen, aber er war gutartig, und er war treu. »Ich werde den König bitten, dich freizustellen«, sagte ich.
    »Er will, dass ich mit Æthelred reite.« »Du solltest besser bei den Männern sein, die das Kämpfen erledigen, findest du nicht?« Steapa blinzelte, er war zu langsam im Kopf, um die Beleidigung zu verstehen, mit er ich meinen Cousin soeben bedacht hatte. »Ich werde kämpfen«, sagte er, und dann legte er seinen enormen Arm auf die Schulter seiner Frau, einer winzigen Person mit sorgenvoller Miene und kleinen Augen. Ihren Namen konnte ich mir nie merken, also grüßte ich sie nur höflich und schob mich weiter durch die Menge. Da entdeckte mich Æthelwold. Alfreds Neffe hatte wieder mit dem Trinken angefangen, und seine Augen waren blutunterlaufen. Er war ein sehr ansehnlicher junger Mann gewesen, doch inzwischen quoll sein Gesicht auf, und die geplatzten Adern schimmerten rot unter seiner Haut. Er zog mich in eine Ecke der Kirche, und dort standen wir unter einem Banner, auf das mit roter Wolle eine lange Ermahnung aufgestickt war. Worum du Gott auch bittest, auf dem Banner, das wirst du erhalten, wenn du nur glaubst. Wo inbrünstige Gebete flehen, wird demütiger Glaube belohnt. vermutete, dass Alfreds Frau und ihre Gesellschaftsdamen die Stickerei angefertigt hatten, doch der Gedanke klang nach Alfred. Æthelwold hatte sich so fest in meinen Ellbogen gekrallt, dass es schmerzte. »Ich dachte, du wärst auf meiner Seite«, zischte er vorwurfsvoll. »Das bin ich auch«, sagte ich. Misstrauisch starrte er mich an. »Hast du Bjorn gesehen?«
    »Ich habe einen Mann gesehen, der sich als Toter ausgab«, sagte ich.
    Darauf ging er nicht ein, und das überraschte mich. Ich erinnerte mich sehr wohl, wie betroffen er nach seiner Begegnung mit Bjorn gewesen war, der Eindruck war sogar so stark gewesen, dass Æthelwold für ein Weilchen nüchtern geblieben war, und nun tat er es als unbedeutend ab, dass ich den auferstandenen Toten zu einer Täuschung erklärte. »Verstehst du denn nicht?«, sagte er, weiterhin in meinen Ellbogen verkrallt. »Eine günstigere Gelegenheit werden wir nicht mehr finden!«
    »Eine günstigere Gelegenheit wozu?«, fragte ich geduldig.
    »Ihn loszuwerden«, stieß er viel zu leidenschaftlich aus, sodass sich einige Leute in der Nähe nach uns umdrehten. Ich sagte nichts. Natürlich wollte Æthelwold seinen Onkel loswerden, doch ihm fehlte der Mut, den Schlag selbst auszuführen, und das war der Grund, aus dem er immerzu nach Verbündeten wie mir suchte. Er sah in mein Gesicht auf und fand dort offenkundig keine Unterstützung, denn er ließ endlich meinen Arm los. »Sie wollen wissen, ob du Ragnar gefragt hast«, setzte er schließlich mit leiserer Stimme nach.
    Æthelwold stand also weiterhin in Verbindung mit Sigefrid? Das war bemerkenswert, andererseits aber nicht allzu überraschend. »Nein«, sagte ich, »das habe ich nicht.«
    »Herrgott, warum nicht?«
    »Weil Bjorn gelogen hat«, sagte ich, »und es nicht mein Schicksal ist, König von Mercien zu werden.«
    »Wenn ich jemals König von Wessex werde«, sagte Æthelwold bitter, »dann läufst du am besten um dein Leben.« Dazu lächelte ich nur, und dann sah ich ihn so lange unverwandt an, dass er sich schließlich abwandte und etwas

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