Schwertgesang
diesem Abend, als ich so tat, als sei mein Knie ein Pferd und Stiorra die Reiterin, dachte ich über mein Versprechen nach, das Hochzeitsgeschenk für Æthelred zu beschaffen. Eine Stadt als Geschenk. Lundene. Gisela spann Wolle. Sie hatte nur mit den Schultern gezuckt, als ich ihr erklärte, sie würde nicht zur Königin von Mercien, und mit ernster Miene genickt, als ich gesagt hatte, dass ich meinen Schwur auf Alfred halten würde. Sie fand sich leichter mit dem Schicksal ab als ich. Das Schicksal und dieser Glücksstern, so sagte sie, hatten uns zusammengebracht, trotz allem, was die Welt getan hatte, um uns daran zu hindern. »Wenn du deinen Schwur auf Alfred hältst«, sagte sie unvermittelt und unterbrach mich im Spiel mit Stiorra, »musst du dann Lundene von Sigefrid zurückerobern?« »Ja«, sagte ich und wunderte mich wie so oft, dass ihre und meine Gedankengänge so häufig übereinstimmten. »Kannst du das?«, fragte sie. »Ja«, sagte ich. Sigefrid und Erik waren immer noch im alten Teil der Stadt, ihre Männer bewachten die römische Mauer, die sie mit Holzbalken ausgebessert hatten. Kein Schiff kam die Temes herauf, ohne den Brüdern Abgaben zu zahlen, und diese Abgaben waren sehr hoch, sodass der Handel auf dem Fluss zum Erliegen gekommen war, denn die Kaufleute suchten nach anderen Wegen, um ihre Waren nach Wessex zu bringen. König Guthrum von Ostanglien hatte Sigefrid und Erik mit Krieg gedroht, doch es war eine leere Drohung gewesen. Guthrum wollte keinen Krieg, er wollte lediglich Alfred davon überzeugen, dass er sein Bestes tat, um den Friedensvertrag zu wahren. Wenn also Sigefrid vertrieben werden sollte, dann würden die Westsachsen diese Aufgabe erfüllen müssen, und ich würde derjenige sein, der für ihre Anführung verantwortlich war. Ich hatte meine Pläne gemacht. Ich hatte dem König geschrieben und darauf hatte er den Aldermännern der Grafschaften geschrieben, und mir waren vierhundert erfahrene Kämpfer und der Fyrd von Berrocscire zugesagt worden. Der Fyrd war ein Heer, das aus Bauern, Holzarbeitern und Knechten bestand, und obwohl sie zahlreich waren, so besaßen sie doch keine geübten Krieger. Ich würde mich auf die vierhundert erfahrenen Kämpfer verlassen müssen, aber die Kundschafter berichteten, dass Sigefrid wenigstens sechshundert Männer in der alten Stadt hatte. Die Kundschafter sagten auch, dass Haesten in sein Lager bei Beamfleot zurückgekehrt war, doch das war nicht weit von Lundene, und er würde seinen Verbündeten sofort zu Hilfe kommen, ebenso wie diejenigen Dänen aus Ostanglien, die mit Guthrums Christenherrschaft unzufrieden waren und darauf brannten, dass Sigefrid und Erik mit ihrem Eroberungsfeldzug begannen. Der Feind, so glaubte ich, würde über wenigstens tausend Männer verfügen, und alle wären im Umgang mit dem Schwert, der Axt oder dem Speer geübt. Es waren KriegsDänen. Feinde, die es zu furchten galt. »Der König«, sagte Gisela milde, »wird wissen wollen, was du vorhast.« »Dann muss ich es ihm sagen.« Sie warf mir einen zweifelnden Blick zu. »Das wirst du tun?«
»Natürlich«, sagte ich, »er ist der König.« Sie ließ den Spinnrocken auf ihren Schoß sinken und sah mich stirnrunzelnd an. »Du wirst ihm die Wahrheit sagen?«
»Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Er mag der König sein, aber ich bin dennoch kein Narr.« Sie lachte, und Stiorra lachte mit ihr. »Ich wünschte, ich könnte mit dir nach Lundene kommen«, sagte Gisela sehnsüchtig. »Das kannst du nicht«, sagte ich nachdrücklich. »Ich weiß«, antwortete sie mit einer Nachgiebigkeit, die ihr sonst nicht eigen war. Dann legte sie sich die Hand auf den Bauch. »Ich kann wirklich nicht.«
Ich starrte sie an. Ich starrte, bis ihre Mitteilung endlich meinen Verstand erreicht hatte. Ich starrte, ich lächelte und dann lachte ich. Ich warf Stiorra hoch in die Luft, sodass ihr schwarzes Haar beinahe das rauchgeschwärzte Stroh der Decke erreichte.
»Deine Mutter ist schwanger«, rief ich dem glücklich kreischenden Kind zu.
»Und daran ist ganz allein dein Vater schuld«, ergänzte Gisela.
Wir waren so glücklich.
Æthelred war mein Cousin, der Sohn des Bruders meiner Mutter. Er war Mercier, doch nun war er Alfred von Wessex schon seit Jahren treu ergeben, und an diesem Tag in Wintanceaster, der großen Kirche, die Alfred erbaut hatte, erhielt Æthelred von Mercien den Lohn für seine Treue. Sein Lohn war Æthelflaed, Alfreds älteste Tochter und sein zweites Kind. Ihr
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