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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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angreifen, bevor er seine eigenen Männer umdrehen ließ und in den Kampf führte. »Tötet sie alle!«, rief ich ihm zu. »Tötet jeden Einzelnen!«
    Zur Antwort winkte er mit seinem blutbesudelten Schwert. Ich sah Clapa, meinen bärenhaften Dänen, einen Feind im seichten Wasser am Ufer durchbohren. Rypere hackte mit seinem Schwert auf einen am Boden kauernden Mann ein. Sihtrics Schwerthand war rot. Cerdic schwang eine Axt und brüllte unverständliche Laute, als er die Schneide niederfahren ließ und den Helm des Dänen zerschmetterte, sodass Blut und Hirn auf die entsetzten Gefangenen spritzten. Ich glaube, ich habe danach noch zwei Männer getötet, aber ich erinnere mich nicht genau. Ich weiß, dass ich einen Mann auf dem Deck zu Fall gebracht und ihm, als er sich zu mir umdrehte, Schlangenhauch in den Schlund gestoßen und gesehen habe, wie sich sein Gesicht verzerrte und seine Zunge unter all dem Blut hervortrat, das zwischen seinen schwärzlichen Zähnen emporwallte. Ich lehnte mich auf die Klinge, als der Mann starb, und beobachtete, wie Finans Männer ihre Pferde wendeten, um sich über den eingekreisten Feind herzumachen. Die Reiter hieben und stachen, Wikinger schrien, und mancher wollte sich ergeben. Ein junger Mann kniete auf einer Ruderbank, Axt und Schild hatte er weggeworfen, und streckte mir flehend seine Hände entgegen. »Nimm die Axt«, sagte ich auf Dänisch zu ihm. »Herr ...«, setzte er an. »Nimm sie!«, unterbrach ich ihn, »und in der Totenhalle sehen wir uns wieder.« Ich wartete, bis er bewaffnet war, und dann ließ ich Schlangenhauch sein Leben beenden. Ich tat es schnell und zeigte mich gnädig, indem ich ihm mit einem einzigen schabenden Hieb die Kehle durchschnitt. Ich sah ihm in die Augen, während ich ihn tötete, sah seine Seele entschwinden, und dann trat ich mit einem Schritt über seinen zuckenden Körper hinweg, der von der Ruderbank rutschte und blutüberströmt einer jungen Frau in den Schoß fiel, die vor lauter Grauen anfing, gellend zu schreien. »Ruhig!«, brüllte ich sie an. Darauf ließ ich meine finsteren Blicke einschüchternd auch noch über alle anderen schreienden oder heulenden Frauen und Kinder wandern, die im Kielraum hockten. Dann packte ich den sterbenden Mann am Ausschnitt seines Kettenhemdes und zerrte ihn zurück auf die Bank. Ein Kind weinte nicht. Es war ein Junge, vielleicht neun oder zehn Jahre alt. Er starrte mich einfach nur mit offenem Mund an, und da erinnerte ich mich an mich selbst in diesem Alter. Was hat dieser Junge gesehen? Er sah einen Mann aus Metall, denn ich hatte zum Kampf die Wangenstücke meines Helms geschlossen. So sieht man zwar weniger, doch bietet man eine furchterregendere Erscheinung. Dieser Junge sah einen hochgewachsenen Mann im Kettenpanzer, mit blutigem Schwert und stählernem Gesicht über ein Schiff voller Toter stolzieren. Ich nahm meinen Helm ab und schüttelte mein Haar, dann warf ich ihm das Stück mit dem Wolfskamm zu. »Pass drauf auf, Junge«, hieß ich ihn, und dann gab ich Schlangenhauch der jungen Frau, die geschrien hatte. »Wasche die Klinge im Flusswasser ab«, befahl ich ihr, »und dann trocknest du sie am Umhang eines Toten.« Meinen Schild reichte ich Sihtric. Und dann streckte ich meine Arme weit aus und hob mein Gesicht der Morgensonne entgegen. Es waren vierundfünfzig Plünderer gewesen, und sechzehn lebten noch. Sie waren Gefangene. Keiner von ihnen war Finans Reitern entkommen. Ich zog Wespenstachel, mein Kurzschwert, das beim Kampf im Schildwall, in dem sich die Männer so dicht zusammendrängen wie Liebende, so todbringend ist. »Jede von euch«, ich richtete meinen Blick auf die Frauen, »die den Mann töten will, der sie geschändet hat, kann das jetzt tun!«
    Zwei Frauen wollten Rache nehmen, und ich überließ ihnen dafür Wespenstachel. Alle beide schlachteten ihre Opfer blutig ab. Die eine stach immer wieder zu, die andere hackte, und die zwei Männer starben langsam. Von den übrigen vierzehn Männern trug nur einer kein Kettenhemd. Er war der Schiffsführer der Feinde. Er war grauhaarig, hatte einen spärlichen Bart und sah mich aus braunen, angriffslustigen Augen an. »Von wo seid ihr gekommen?«, fragte ich ihn. Er dachte daran, mir keine Antwort zu geben, doch dann überlegte er es sich besser. »Beamfleot«, sagte er.
    »Und Lundene?«, fragte ich. »Ist die alte Stadt immer noch in dänischer Hand?«
    »Ja.«
    »Ja, Herr«, verbesserte ich ihn. »Ja, Herr«, gab er nach.
    »Dann wirst

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