Schwertgesang
du nach Lundene gehen«, erklärte ich ihm. »Und dann nach Beamfleot, und dann wohin du willst, und du wirst den Nordmännern berichten, dass Uhtred von Bebbanburg über die Temes wacht. Und du wirst ihnen berichten, dass sie hier jederzeit willkommen sind.« Dieser eine Mann blieb am Leben. Ich schlug ihm die rechte Hand ab, bevor ich ihn gehen ließ. Ich tat das, damit er nie mehr ein Schwert erheben konnte. Wir hatten ein Feuer entzündet, und ich drückte seinen blutenden Armstumpf in die rotglühenden Scheite, um die Wunde zu verschließen. Er war tapfer. Er zuckte zusammen, als wir seinen Stumpf ausbrannten, doch er schrie nicht einmal, als sein Blut in Blasen kochte und sein Fleisch zischte. Ich wickelte seinen verkürzten Arm in ein Stück Tuch, das ich aus dem Hemd eines toten Mannes gerissen hatte. »Geh«, befahl ich ihm und deutete flussabwärts. »Geh einfach.« Und er ging in östlicher Richtung. Wenn er Glück hatte, würde er den Weg überleben und die Nachricht von meiner Grausamkeit verbreiten können. Die anderen töteten wir. Alle. »Warum hast du sie getötet?«, hat mich meine neue Frau einmal gefragt, und aus ihrer Stimme klang der Abscheu vor meiner Gründlichkeit. »Damit sie das Fürchten lernen natürlich«, antwortete ich.
»Tote Männer können sich nicht fürchten«, sagte sie.
Ich mühte mich, Geduld für sie aufzubringen. »Ein Schiff war aus Beamfleot ausgelaufen«, erklärte ich ihr, »doch es ist niemals zurückgekehrt. Und andere Männer, die in Wessex plündern wollten, haben vom Schicksal dieses Schiffes erfahren. Und diese Männer beschlossen, es mit ihren Schwertern anderswo zu versuchen. Ich habe diese Schiffsbesatzung getötet, um nicht noch Hunderte weiterer Dänen töten zu müssen.« »Der liebe Herr Jesus hätte sich gewünscht, dass du Gnade walten lässt«, sagte sie mit aufgerissenen Augen.
Sie ist eben eine Närrin.
Finan brachte ein paar der Gefangenen zurück in das niedergebrannte Dorf, wo sie Gräber für ihre Toten aushoben, während meine Männer die Leichen unserer Feinde an Bäumen entlang des Flusses aufhängten. Die Stricke dazu machten wir aus Streifen, in die wir ihre Kleidung gerissen hatten. Wir nahmen ihnen ihre Kettenhemden, ihre Waffen und ihre Armringe. Wir schnitten ihnen das lange Haar ab, denn ich dichtete meine Schiffsplanken gern mit den Haaren meiner erschlagenen Feinde ab, und dann hängten wir sie auf, und ihre bleichen nackten Körper drehten sich im leichten Wind, als die Raben kamen, um sich ihre toten Augen zu holen. Dreiundfünfzig Leichen hingen am Fluss. Denjenigen zur Warnung, die als Nächste kommen wollten. Dreiundfünfzig Zeichen, dass andere Plünderer ihr Leben aufs Spiel setzten, wenn sie die Temes heraufruderten. Dann kehrten wir nach Hause zurück. Das feindliche Schiff nahmen wir mit. Und Schlangenhauch schlief in seiner Schwertscheide.
ERSTER TEIL
Die Braut
EINS
»Die Toten reden«, erklärte mir Ausnahmsweise einmal war er nüchtern. Nüchtern und furchtsam und ernsthaft. Der Nachtwind strich ums Haus, und die Binsenkerzen flackerten rötlich in dem frostigen Luftzug, der durch das Abzugsloch im Dach und durch die Ritzen der Türen und Läden hereinfuhr. »Die Toten reden?«, fragte ich. »Ein Leichnam«, sagte »er steht aus seinem Grab auf, und er redet.« Er starrte mich aus weit aufgerissenen Augen an und nickte, wie um zu bestätigen, dass er die Wahrheit sprach. Dann beugte er sich zu mir vor, die Hände zwischen den Knien ineinander verschlungen. »Ich habe es selbst gesehen«, fügte er hinzu. »Eine sprechende Leiche?«, fragte ich. »Er steht auf!« hob die Hand, um seine Worte zu bekräftigen. » Er?«
»Der tote Mann. Er steht auf, und er redet.« Immer noch starrte er mich an, er war aufgebracht. »Es ist wahr«, setzte er in einem Ton hinzu, der klarmachte, dass er wusste, wie wenig ich ihm glaubte.
Ich zog meine Bank ein Stück näher zur Feuerstelle. Es waren zehn Tage vergangen, seit ich die Plünderer getötet und ihre Körper am Fluss aufgehängt hatte, und jetzt prasselte Eisregen auf das Strohdach und hämmerte gegen die geschlossenen Fensterläden. Zwei meiner Hunde lagen vor dem Feuer, und einer von ihnen warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, als ich die Bank quietschend über den Boden zog, und legte dann seinen Kopf wieder auf die Pfoten. Das Haus war von den Römern erbaut worden, und das bedeutete, dass es einen Ziegelboden und Wände aus Stein besaß, wenn ich das Dach auch selbst mit
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