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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war am Nachmittag vor der Feier eine widerwillig abgefasste Botschaft bei mir eingetroffen. Das Festmahl hatte nichts Außergewöhnliches zu bieten, Bier allerdings war reichlich da. Ein Dutzend Priester saß mit Æthelred und Æthelflaed am obersten Tisch, und mir wurde ein Schemel ganz am Ende dieser langen Tafel gegeben. Æthelred starrte mich finster an, die Priester sahen über mich hinweg, und ich verabschiedete mich früh mit der Entschuldigung, dass ich die Stadtmauer abgehen und sicherstellen musste, dass die Wächter nicht eingeschlafen waren. Ich erinnere mich, dass mein Cousin an diesem Abend bleich aussah, aber es war ja auch nicht lange nach seinem Brechanfall. Ich hatte ihn nach seiner Gesundheit gefragt und er hatte abgewinkt, als sei diese Frage ohne jegliche Bedeutung.
    Gisela und Æthelflaed wurden in Lundene Freundinnen. Ich besserte die Stadtmauer aus, und Æthelred ging auf die Jagd, während seine Männer auf der Suche nach Einrichtungsgegenständen für seinen Palas die Stadt ausplünderten. Eines Tages fand ich beim Nachhausekommen sechs von seinen Leuten im Innenhof meines Hauses vor. Egbert, der Mann, der mir am Vorabend des Angriffs die Truppen gegeben hatte, war einer von diesen sechsen, und sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos, als ich hereinkam. Er beobachtete mich einfach nur. »Was wollt ihr?«, fragte ich die sechs Männer. Fünf trugen Kettenhemden und Schwerter, und der sechste war mit einer Weste angetan, auf der eine kunstvolle Stickerei Hunde bei der Hirschjagd zeigte. Dieser sechste Mann trug außerdem eine Silberkette, ein Zeichen für eine hohe Stellung. Es war Aldhelm, der Freund meines Cousins und der Befehlshaber über seine Haustruppen.
    »Das da«, antwortete Aldhelm. Er stand neben der Urne, die Gisela gereinigt hatte. Sie diente nun dazu, Regenwasser aufzufangen, das vom Dach fiel, und dieses Wasser schmeckte süß und sauber, eine Seltenheit in jeder Stadt. »Zweihundert Silberschillinge«, erklärte ich Aldhelm, »und sie gehört Euch.« Er grinste höhnisch. Der Preis war schamlos. Die vier jüngeren Männer hatten in ihrer Dummheit die Urne umgekippt, sodass das Wasser herausgeflossen war, und versucht, sie wieder aufzurichten. Doch als ich erschienen war, hatten sie ihre Anstrengungen eingestellt.
    Gisela kam vom Haupthaus und lächelte mich an. »Ich habe ihnen erklärt, dass sie die Urne nicht haben können«, sagte sie. »Der Herr Æthelred will sie«, beharrte Aldhelm. »Ihr heißt Aldhelm«, sagte ich, »einfach nur Aldhelm, und ich bin Uhtred, Herr von Bebbanburg, und Ihr nennt mich >Herr<.« »Diesen Mann solltest du dir merken«, sagte Gisela mit süßer Stimme, »er hat mich eine keifende Hure genannt.«
    Meine Männer, es waren vier, traten neben mich und legten die Hand an die Griffe ihrer Schwerter. Ich bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, wieder zurückzutreten, und löste meinen eigenen Schwertgürtel. »Habt Ihr meine Frau eine Hure genannt?«, fragte ich Aldhelm. »Mein Herr fordert dieses Marmorbild für sich«, sagte er, ohne meine Frage zu beantworten. »Ihr werdet Euch bei meiner Frau entschuldigen«, erklärte ich ihm, »und anschließend bei mir.« Ich legte den Gürtel mit den beiden Schwertern auf den Steinboden.
    Herausfordernd wandte er sich von mir ab. »Lasst es auf der Seite liegen«, sagte er zu seinen Männern, »und rollt es auf die Straße hinaus.« »Ich will zwei Entschuldigungen«, sagte ich. Er hörte die Drohung in meinem Tonfall und drehte sich beunruhigt wieder zu mir um. »Dieses Haus«, erklärte Aldhelm, »gehört dem Herrn Æthelred. Wenn Ihr hier lebt, dann allein aufgrund seiner gnädigen Erlaubnis.« Seine Unruhe steigerte sich, als ich einen Schritt auf ihn zu machte. »Egbert!«, sagte er vernehmlich, doch Egbert ging nicht darauf ein. Er bedeutete nur seinen Männern mit einer beruhigenden Handbewegung, dass sie ihre Schwerter stecken lassen sollten. Wenn ein einziges Schwert aus der Scheide gezogen würde, das wusste Egbert, dann würde es zu einem Kampf zwischen seinen Männern und meinen kommen, und er hatte den Verstand, solch eine Auseinandersetzung vermeiden zu wollen, doch Aldhelm hatte diesen Verstand nicht. »Selbstherrlicher Bastard!«, zischte er, zog ein Messer aus einer Scheide an seinem Gürtel und stieß es in Richtung meines Bauches. Ich brach Aldhelms Kiefer, seine Nase, beide Handgelenke, und vielleicht brach ich ihm auch noch ein paar Rippen, bevor Egbert mich von ihm wegzerrte. Als sich

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