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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zuvor. »Ja, Herr.«
    Er dachte einen Moment lang nach. »Können die Schiffe verbrannt werden?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie liegen in einem Seitenarm des Flusses, Herr.«
    »Sie müssen zerstört werden«, sagte er rachgierig, und ich sah, wie er seine lange, magere Hand auf dem Schoß zur Faust ballte. » Sie haben Contwaraburg geplündert!«, sagte er verzweifelt. »Ich habe davon gehört, Herr.« »Sie haben die Kirche niedergebrannt!«, fuhr er empört fort. »Und sie haben alles gestohlen! Evangeliare, Kreuze, sogar die Reliquien!« Er schauderte. »Zum Kirchenschatz gehörte ein Blatt des Feigenbaums, den unser Herr Jesus hat verdorren lassen! Ich habe es einmal berührt und seine Kräfte gespürt.« Erneut lief ein Schauder über seinen Körper. »Und jetzt ist das alles in heidnischer Hand.« Er klang, als würde er gleich anfangen zu schluchzen.
    Ich sagte nichts. Beocca hatte mit dem Schreiben begonnen, seine Feder kratzte über ein Pergament, das er ungeschickt in seiner gelähmten Hand hielt. Pater Erkenwald hielt den Tintenkrug für ihn und hatte einen verachtungsvollen Ausdruck im Gesicht, so als ob ihn solch eine Aufgabe herabwürdigte. »Zweiunddreißig Schiffe, sagst du?«, fragte mich Beocca. »Das war meine letzte Nachricht.« »Flussarme kann man hinauffahren«, sagte Alfred beißend, seine Verzweiflung schien mit einem Mal vergangen.
    »Der Flussarm bei Beamfleot fällt bei Ebbe trocken, Herr«, erklärte ich, »und um die Schiffe zu erreichen, müssen wir an ihrem Lager vorbei, das auf dem Hügel oberhalb des Ankerplatzes liegt. Und nach dem letzten Bericht, den ich erhalten habe, Herr, liegt immer ein Schiff quer auf dem Flussarm vertäut. Wir könnten dieses Schiff zerstören und uns weiter durchkämpfen, aber dafür brauchten wir tausend Männer, und wenigstens zweihundert davon würden wir verlieren.« »Eintausend?«, fragte er misstrauisch. »Nach allem, was ich gehört habe, verfügt Sigefrid über nahezu zweitausend Männer.« Er schloss kurz die Augen. »Sigefrid lebt?« »Wenn man es so nennen will«, sagte ich. Die meisten meiner Nachrichten stammten von Ulf, dem dänischen Händler, der das Silber so sehr liebte, mit dem ich ihn bezahlte. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass Ulf von Haesten oder Erik ebenfalls Silber dafür erhielt, dass er ihnen berichtete, was ich in Lundene tat, aber das nahm ich in Kauf. »Bruder Osferth hat ihn schwer verwundet«, sagte ich.
    Der König ließ seine klugen Augen auf mir ruhen. »Osferth«, sagte er ausdruckslos. »Er hat den Sieg errungen, Herr«, sagte ich ebenso ausdruckslos. Alfred sah mich einfach weiter an, ohne eine Miene zu verziehen. »Hat Euch Pater Pyrlig davon berichtet?«, fragte ich und erntete ein knappes Nicken. »Was Osferth getan hat, Herr, war tapfer«, sagte ich, »und ich bin nicht sicher, dass ich den Mut besessen hätte, es selbst zu tun. Er ist aus großer Höhe herabgesprungen und hat einen furchterregenden Krieger angegriffen und hat überlebt, um an diese Tat zu erinnern. Wenn Osferth nicht gewesen wäre, Herr, dann wäre Sigefrid noch heute in Lundene und ich läge in meinem Grab.«
    »Willst du ihn zurück?«, fragte Alfred. Die Antwort lautete natürlich nein, doch Beocca nickte mir mit seinem Graukopf kaum merklich zu, und da verstand ich, dass Osferth in Witanceaster nicht erwünscht war. Ich mochte den Jungen nicht, und wenn man von Beoccas stiller Botschaft ausgehen konnte, mochte ihn auch in Witanceaster niemand. Dennoch war sein Mut vorbildlich gewesen. Osferth, so dachte ich, musste in seinem Innersten doch ein Krieger sein. »Ja, Herr«, sagte ich und bemerkte, dass Gisela ein Lächeln unterdrückte.
    »Dann gehört er dir«, beschied Alfred knapp. Beocca verdrehte sein gutes Auge in Dankbarkeit zum Himmel hinauf. »Und ich will die Nordmänner aus dem Mündungsgebiet der Temes heraushaben«, fuhr Alfred fort.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ist das nicht Guthrums Aufgabe?«, fragte ich. Beamfleot lag im Königreich Ostanglien, mit dem wir einen Friedensvertrag geschlossen hatten. Alfred wirkte etwas verwirrt, vermutlich, weil ich Guthrums dänischen Namen benutzt hatte.» König Æthelstan ist von der schwierigen Lage unterrichtet worden«, sagte er. »Und er unternimmt nichts?« »Er macht Versprechungen.« »Und die Wikinger dürfen ungestraft von seinem Land aus auf Raubzug gehen«, bemerkte ich. Alfred fuhr auf. »Lautet dein Vorschlag, dass ich König Æthelstan den Krieg erklären

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