Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
stumme Frage eine Augenbraue, und ich bedeutete ihm mit einem fast unmerklichen Nicken, dass ich meine Worte ernst gemeint hatte. Dann gab ich Sihtric das Schreiben und sah ihm dabei zu, wie er das Pergament faltete und es dann mit Wachs verschloss. Ich drückte mein Zeichen mit dem Wolfskopf in das Siegelwachs, dann reichte ich Pyrlig den Brief. »Erzählt Alfred die Wahrheit darüber, was hier geschehen ist«, sagte ich, »denn von meinem Cousin wird er eine andere Fassung zu hören bekommen. Und reist schnell!« Pyrlig lächelte. »Ihr wollt, dass wir vor den Boten Eures Cousins beim König sind?« »Ja«, sagte ich. Diese Lektion hatte ich gelernt, dem ersten Bericht wird üblicherweise Glauben geschenkt. Ich zweifelte nicht daran, dass Æthelred seinem Schwiegervater eine siegestrunkene Nachricht senden würde, und ich zweifelte ebenso wenig daran, dass in seinem Bericht unser Anteil am Sieg auf ein Nichts gemindert würde. Ob der König glauben würde, was er da hörte, war allerdings eine andere Sache. Pyrlig und Osferth ritten vor Tagesanbruch los. Sie nahmen zwei der vielen Pferde, die wir in Lundene erbeutet hatten. Ich machte bei Sonnenaufgang eine Runde über den Wehrgang der Stadtmauer und sah mir die Stellen an, die eine Instandsetzung nötig hatten. Meine Männer standen Wache. Die meisten stammten aus dem Fyrd von Berrocscire, der am Vortag unter Æthelred gekämpft hatte, und ihre Begeisterung über ihren offensichtlich so leicht errungenen Sieg war noch kaum schwächer geworden.
    Einige von Æthelreds Männern waren ebenfalls an der Wehrmauer aufgestellt, obwohl sich die meisten noch von all dem Bier und Honigwein erholen mussten, den sie in der Nacht getrunken hatten. An einem der nördlichen Stadttore, die auf nebelverhangene grüne Hügel ausgerichtet waren, fand ich Egbert, den älteren Mann, der Æthelflaeds Bitten nachgegeben und mir seine besten Männer gegeben hatte. Ich belohnte ihn mit einem silbernen Armring, den ich einem der vielen Leichname abgenommen hatte. Diese Toten waren noch nicht begraben, und in der Dämmerung taten sich Raben und Milane an ihnen gütlich. »Ich danke Euch«, sagte ich.
    »Ich hätte Euch vertrauen sollen«, sagte er unbehaglich.
    »Ihr habt mir vertraut.«
    Er zuckte die Schultern. »Wegen ihr, ja.«
    »Ist Æthelflaed hier?«, fragte ich.
    »Noch auf der Insel.«
    »Ich dachte, Ihr solltet sie beschützen.«
    »Das sollte ich auch«, sagte Egbert düster, »aber gestern Abend hat mich Herr Æthelred gegen einen anderen ausgewechselt.«
    »Er hat Euch ausgewechselt?«, fragte ich. Dann sah ich, dass ihm die Silberkette, das Zeichen seiner Befehlsgewalt, abgenommen worden war. Er zuckte erneut mit den Schultern, wie um anzudeuten, dass er die Entscheidung nicht verstand. »Hat mich hierherbefohlen«, sagte er, »aber als ich kam, wollte er mich nicht sehen. Er war krank.«
    »Etwas Ernstes, hoffe ich.«
    Ein leichtes Lächeln huschte über Egberts Gesicht.
    »Er hat sich erbrochen, wurde mir gesagt.
    Vermutlich ist es nichts.«
    Mein Cousin hatte sich im Palas oben auf dem Hügel von Lundene eingerichtet, während ich in dem Römerhaus am Fluss wohnte. Mir gefiel dieses Haus. Mir haben römische Gebäude immer schon gefallen, weil ihre Mauern den großen Vorzug besitzen, Wind, Regen und Schnee abzuhalten. Das Haus war groß. Man betrat es durch einen Bogen, der von der Straße in einen Innenhof mit einem Säulenumgang führte. Auf drei Seiten des Hofes befanden sich Räume, in denen früher wohl die Bediensteten geschlafen hatten oder Vorräte aufbewahrt worden waren. Einer der Räume war eine Küche mit einem gemauerten Brotofen, der so groß war, dass man genügend Brote backen konnte, um drei Schiffsmannschaften gleichzeitig zu versorgen. An der vierten Seite des Hofes lagen sechs Räume. Zwei von ihnen waren so groß, dass ich meine gesamte Leibwache dort hätte versammeln können. Jenseits dieser beiden großen Räume befand sich eine Terrasse mit gepflastertem Boden, die auf den Fluss hinausging und die abends ein angenehmer Aufenthaltsort war, wenn auch bei Ebbe der Gestank der Temes wahrhaftig überwältigend sein konnte.
    Ich hätte nach Coccham zurückkehren können, aber ich blieb trotzdem, und die Männer des Fyrd von Berrocscire blieben ebenfalls, wenn sie auch nicht glücklich damit waren, weil Frühling war und es auf ihren Bauernhöfen viel zu tun gab. Ich behielt sie in Lundene, um die Stadtmauer zu befestigen. Ich wäre nach Hause gegangen,

Weitere Kostenlose Bücher