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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, die Klingen zu senken. Wenigstens er besaß genügend Verstand, um zu wissen, dass ich, wenn ich ihn hätte angreifen wollen, wohl kaum einen dreibeinigen Melkschemel dazu benutzt hätte. Er beobachtete mich, während ich als Zeichen des Respekts einer der Wachen meine Schwerter reichte und dann mit dem Schemel in der Hand über die Terrasse zu ihm kam. »Herr Uhtred«, grüßte er mich kühl. »Willkommen in meinem Haus, Herr König.« Ich verbeugte mich vor ihm und setzte mich dann mit dem Rücken zum Fluss auf meinen Schemel. Einen Moment lang verharrte er schweigend. Er trug einen braunen Umhang, den er eng um seinen mageren Körper gezogen hatte. Ein silbernes Kreuz hing um seinen Hals, während auf seinem dünner werdenden Haar ein Bronzereif lag. Das überraschte mich, denn er schmückte sich selten mit den Zeichen seines Königtums, die er für sinnlosen Tand hielt, doch er musste beschlossen haben, dass er sich in Lundene als König zeigen musste. Er spürte meine Überraschung, denn er nahm den Reif vom Kopf. »Ich hatte gehofft«, sagte er frostig, »dass die Sachsen aus der neuen Stadt ihre Häuser verlassen hätten. Hier, hinter den Stadtmauern, könnten sie geschützt werden! Warum wollen sie nicht in die alte Stadt ziehen?« »Sie fürchten die Geister, Herr«, sagte ich. »Und du tust das nicht?«
    Ich dachte eine ganze Weile über meine Antwort nach. »Doch«, sagte ich dann. »Und trotzdem lebst du hier?« Er machte eine Handbewegung in Richtung des Hauses. »Wir sorgen dafür, dass die Geister milde gestimmt sind, Herr«, erklärte Gisela mit sanfter Stimme, und als der König eine Augenbraue hob, erzählte sie, dass wir zu essen und zu trinken in den Hof stellten, damit sich jedweder Geist willkommen fühlte, der in unser Haus kam.
    Alfred rieb sich die Augen. »Es wäre vielleicht besser«, sagte er, »wenn unsere Priester die Straßen exorzieren. Mit Gebeten und Weihwasser! Wir werden die Geister austreiben.« »Oder Ihr gebt mir dreihundert Männer, um die neue Stadt niederzumachen«, schlug ich vor. »Brennt ihre Häuser nieder, Herr, dann müssen sie in der alten Stadt leben.« Ein Lächeln blitzte auf seinem Gesicht auf, war aber so schnell wieder verschwunden, wie es aufgetaucht war. »Es ist schwierig, Gehorsam zu erlangen«, sagte er, »ohne Feindseligkeit hervorzurufen. Manchmal glaube ich, dass ich einzig und allein über meine Familie wirklich herrsche, und selbst daran zweifle ich gelegentlich! Wenn ich dich mit Schwert und Speer auf die neue Stadt loslasse, Herr Uhtred, dann werden sie dich hassen. Lundene muss sich unterordnen, aber es muss auch ein Bollwerk des sächsischen Christentums sein, und wenn sie uns hassen, dann werden sie sich die Rückkehr der Dänen wünschen, die ihnen ihre Ruhe und ihren Frieden gelassen haben.« Unvermittelt schüttelte er den Kopf. »Auch wir sollten ihnen ihren Frieden lassen, aber wir bauen ihnen keine Palisade. Sie sollen aus eigenem Entschluss in die alte Stadt kommen. Und jetzt entschuldigt«, diese letzte Worte waren an Gisela gerichtet, »aber wir müssen von noch unheilvolleren Dingen sprechen.« Alfred bedeutete einer der Wachen mit einer Handbewegung, die Tür zu öffnen, die zur Terrasse führte. Sogleich erschien Pater Beocca mit einem weiteren Priester, einer schwarzhaarigen Erscheinung mit einem Gesicht wie ein alter Lederbeutel namens Pater Erkenwald. Er hasste mich. Er hatte einst versucht, mich töten zu lassen, indem er mich der Seeräuberei beschuldigte, und ich hatte, obwohl seine Anschuldigungen in jeder Hinsicht gerechtfertigt waren, seinem bösartigen Klauengriff entschlüpfen können. Verdrießlich sah er mich an, während mir Beocca würdevoll zunickte. Dann richteten beide ihre Aufmerksamkeit auf Alfred. »Sage mir«, forderte mich Alfred auf, »was tun Sigefrid, Haesten und Erik jetzt?« »Sie sind in Beamfleot, Herr«, antwortete ich, »und sie verstärken ihre Kampfkräfte. Sie haben zweiunddreißig Schiffe und ausreichend Krieger, um sie zu bemannen.«
    »Wart Ihr an diesem Ort?«, wollte Pater Erkenwald wissen. Die beiden Priester, das wusste ich, waren als Zeugen auf die Terrasse geholt worden. Alfred, umsichtig wie immer, wollte einen Bericht von unserem Gespräch haben, entweder schriftlich oder aus dem Gedächtnis, das hielt er bei allen derartigen Besprechungen so. »Ich war nicht dort«, sagte ich abweisend. »Also waren deine Kundschafter dort?«, kam Alfred neuen Fragen

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