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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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und Geröll. Noch ein Stückchen weiter oben glitzerte zuckerweißer Schnee im schräg einfallenden Sonnenlicht. Unterhalb von Schnee und nacktem Fels war der Krüppelwald schroffen Winden und rauhem Wetter ausgesetzt, was zur Folge hatte, dass die Bäume zu gequälten Formen verwachsen waren. Der Krüppelwald bildete eine Grenzlinie zwischen jener Ödnis, wo außer Flechten kaum etwas überleben konnte, und dem dichten, baumreichen, weiter unten gelegenen Wald.
    Richard deutete nach links hinüber. »Wir sollten trotzdem keine Zeit verschwenden. Ich möchte hier nicht von der Dunkelheit überrascht werden.«
    Kahlan blickte hinüber zu der Stelle, wo sich das Gebirge zu einem großartigen Ausblick auf schneebedeckte Gipfel, Täler und das wogende Grün scheinbar end- und wegloser Wälder weitete. Eine aufgewühlte Schicht aus schweren Wolken war in diese Täler vorgedrungen, hatte sich an den Bergen vorbei heimlich herangeschlichen und rückte klammheimlich immer näher. In der Ferne ragten einige schneebedeckte Gipfel aus einem grauen Wattemeer. Tiefer unten in den Bergen, unter den dichten, dunklen Wolken, war das Wetter mit Sicherheit erbärmlich.
    Sowohl Richard als auch Cara warteten ab, wie Kahlan sich entscheiden würde. Die Vorstellung, im Krüppelwald dem eiskalten Nebel und dem Nieselregen ausgesetzt zu sein, behagte ihr ganz und gar nicht. »Ich fühle mich pudelwohl, bringen wir es hinter uns und gehen wir weiter, bis wir tiefer nach unten gelangen; dort suchen wir uns eine Launenfichte, unter der wir die Nacht im Trockenen verbringen können. Gegen ein ordentliches warmes Feuer und eine Tasse heißen Tee hätte ich nichts einzuwenden.«
    Cara blies sich in die hohlen Hände, um sie zu wärmen. »Klingt ganz vernünftig.«
    Als Kahlan und Richard sich vor mittlerweile mehr als einem Jahr begegnet waren, hatte er sie gleich am ersten Tag zu einer Launenfichte geführt. Damals hatte Kahlan nicht gewusst, dass es in den weiten Wäldern Westlands solche Bäume gab. In ihren Augen besaßen Launenfichten noch immer die gleichen mystischen Eigenschaften wie damals, beim ersten Mal, als sie einen solchen Baum als eine alle anderen Bäume ringsum überragende Silhouette vor dem dunkler werdenden Abendhimmel erblickt hatte. Diese ausgewachsenen Bäume waren der Freund der Reisenden und alles andere als ein herkömmlicher Unterschlupf.
    Die Zweige einer großen Launenfichte reichten rundherum bis auf den Boden. Die Nadeln wuchsen größtenteils am äußeren Rand, wodurch die inneren Zweige kahl blieben. Drinnen, unter ihrem dichten Kleid aus Grün, boten Launenfichten einen ausgezeichneten Schutz vor schlechtem Wetter. Eine Eigenschaft seines Harzes machte den Baum beständig gegen Feuer, so dass man, bei entsprechender Vorsicht, ein gemütliches Lagerfeuer entzünden konnte, während es draußen regnete und stürmte.
    Wenn sie in den Bergen unterwegs waren, machten Richard, Kahlan und Cara oft unter Launenfichten Halt. Die Nächte unter dem Baum, an einem kleinen Lagerfeuer, ließen sie enger zusammenrücken und gaben ihnen Zeit zum Nachdenken, miteinander zu sprechen und sich Geschichten zu erzählen. Manche dieser Geschichten brachten sie zum Lachen, andere schnürten ihnen die Kehle zu.
    Nachdem Kahlan ihnen versichert hatte, sie fühle sich dem gewachsen, nickten Richard und Cara einander zu und begannen den Abstieg über die steile Felswand. Sie hatte sich von ihren entsetzlichen Verletzungen erholt, aber die Entscheidung, ob sie bereit war, die Mühen eines solchen Abstiegs, Wiederaufstiegs und abermaligen Abstiegs auf sich zu nehmen, bevor sie einen geschützten Lagerplatz – hoffentlich unter einer Launenfichte – fanden, überließen sie noch immer ihr.
    Kahlans Genesung hatte lange Zeit in Anspruch genommen. Natürlich war sie sich darüber im Klaren gewesen, dass Wunden wie die ihren eine Weile brauchen würden, bis sie verheilt waren. Nach so langer Bettlägerigkeit waren ihre Muskeln geschwunden, sie waren schwach und nahezu nutzlos. Lange Zeit war es ihr schwer gefallen, genügend Nahrung zu sich zu nehmen; sie war zu einem Skelett abgemagert. Die Erkenntnis, wie schwach und hilflos sie in Wirklichkeit geworden war, hatte sie im Laufe ihrer Genesung immer tiefer in einen Zustand äußerster Niedergeschlagenheit sinken lassen.
    Kahlan hatte sich keinen rechten Begriff davon gemacht, welche qualvollen Mühen erforderlich sein würden, wenn sie wieder sie selbst werden wollte. Richard und Cara

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