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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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stützen, warf Kahlan einen Arm über das Fensterbrett, schloss die Augen und versuchte keuchend in kleinen Zügen zu atmen, um ihre Rippen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen. Als sie wieder bei Atem war, zog sie sich zum Fenster hoch. Sie schnappte sich den Becher und stürzte das Wasser hinunter.
    Den leeren Becher aufs Fensterbrett knallend, spähte sie nach draußen, während sie abermals verschnaufte.
    Unmittelbar vor dem Haus hockte Richard auf der Erde, die Arme um die Knie geschlungen, die Hände gefaltet.
    »Hallo«, begrüßte er sie grinsend.
    Cara, die unmittelbar neben ihm saß, hob ungerührt den Kopf. »Wie ich sehe, seid Ihr auf.«
    Kahlan hätte ihn am liebsten angeschrien, stattdessen stellte sie fest, dass sie mit aller Gewalt ein Lachen zu unterdrücken versuchte. Plötzlich überkam sie ein überwältigendes Gefühl der Torheit, weil sie nicht früher versucht hatte, eigenständig aufzustehen.
    Tränen schossen ihr in die Augen, als sie hinaussah und die endlosen Wälder erblickte, die kräftigen, leuchtenden Farben, die majestätischen Berge und die gewaltige, mit langsam in der Ferne entschwindenden, sanft dahinschwebenden weißen Wolken übersäte Himmelsfläche. Die Größe der Berge, ihre üppigen Farben, übertraf alles, was sie je zuvor gesehen hatte. Wie war es möglich, dass sie sich nicht mehr als alles andere gewünscht hatte, aufstehen und die Welt um sie herum sehen zu können?
    »Dir ist natürlich klar, dass du einen großen Fehler begangen hast«, sagte Richard.
    »Wie meinst du das?«, fragte Kahlan.
    »Nun, wärst du nicht aufgestanden, hätten wir dich weiter umsorgt – zumindest eine Weile. Jetzt, da du uns bewiesen hast, dass du alleine aufstehen und umhergehen kannst, werden wir damit weitermachen und Dinge aus deiner Umgebung entfernen und dich auf diese Weise zwingen, umherzugehen und dir selbst zu helfen.«
    Obwohl sie ihm insgeheim dankte, war sie nicht – noch nicht – bereit, ihm rundheraus zu sagen, wie Recht er damit hatte. Im Stillen liebte sie ihn jedoch nur umso mehr, weil er, um ihr zu helfen, ihren Zorn auf sich geladen hatte.
    Cara wandte sich an Richard. »Sollten wir ihr nicht zeigen, wo sie den Tisch findet?«
    Richard zuckte mit den Achseln. »Wenn sie Hunger bekommt, wird sie das Schlafzimmer verlassen und ihn schon finden.«
    In der Hoffnung, das gezierte Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen, warf Kahlan mit dem Becher nach ihm. Er fing ihn auf.
    »Es freut mich zu sehen, dass dein Arm wieder funktioniert«, meinte er. »Dann kannst du dir dein Brot selbst abschneiden.« Als sie protestieren wollte, fuhr er fort: »Das ist nur gerecht. Cara hat es gebacken, das Mindeste, was du tun kannst, ist es abzuschneiden.«
    Kahlan klappte der Unterkiefer runter. »Cara hat Brot gebacken?«
    »Lord Rahl hat es mir beigebracht«, sagte Cara. »Ich wollte Brot zu meinem Eintopf, richtiges Brot, da meinte er, wenn ich Brot wolle, müsse ich lernen, welches zu backen. Es war eigentlich ganz einfach, ein bisschen so wie bis zum Fenster gehen. Nur war ich erheblich besserer Laune und habe ihm nichts an den Kopf geschmissen.«
    Kahlan konnte nicht umhin zu lächeln; mit Sicherheit war es Cara schwerer gefallen, einen Teig zu kneten, als ihr, aufzustehen und bis zum Fenster zu gehen. Irgendwie bezweifelte sie, dass Cara dabei gut gelaunt gewesen war. Diesen Kampf der Starrköpfe hätte sie gerne miterlebt.
    »Gib mir meinen Becher zurück, und dann geh etwas Fisch fürs Abendessen fangen. Ich habe Hunger. Ich möchte eine Forelle, und zwar eine große. Und dazu Brot.«
    Richard lächelte. »Ganz wie du willst. Wenn du es schaffst, den Tisch zu finden.«
    Kahlan fand den Tisch. Von da an aß sie nie wieder im Bett.
    Anfangs waren die Schmerzen beim Gehen mehr als sie ertragen konnte, so dass sie immer wieder in ihr Bett flüchtete. Gewöhnlich kam Cara dann herein und bürstete Kahlan das Haar, damit sie nicht allein war. Sie hatte keine Kraft in ihren Muskeln und konnte sich kaum selbstständig bewegen. Das Ausbürsten ihrer Haare kam einer übermenschlichen Anstrengung gleich. Bereits der Gang zum Tisch erschöpfte sie, und anfangs brachte sie nicht mehr zu Stande. Richard und Cara zeigten sich verständnisvoll und ermutigten sie ohne Unterlass, trieben sie aber auch an.
    Kahlan war überglücklich, das Bett verlassen zu können, und das half ihr, die Schmerzen zu ignorieren. Die Welt war wieder ein Ort der Wunder. Sie schätzte sich überglücklich, endlich nach

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