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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Fensterbrett anstarrte, das für sie – weit drüben auf der anderen Seite des Zimmers – unerreichbar schien. So unbedacht konnte Richard nicht sein. Sie überlegte, dass sie den Becher, wenn es ihr gelang, sich aufzurichten und bis zum Fußende zu rutschen, vielleicht mit der Hand erreichen konnte.
    Wutschnaubend schleuderte sie die leichte Decke von ihren dürren Beinen. Ihr eigener Anblick war ihr unerträglich. Warum war Richard nur so gedankenlos? Was war los mit ihm? Mit dem Vorsatz, ihm bei seiner Rückkehr gehörig die Meinung zu sagen, schwang sie ihre Beine über die Bettkante.
    Die Matratze bestand aus einer nachgiebigen, geflochtenen, mit Gräsern, Federn und Werg gefüllten Matte. Sie war recht bequem, und Kahlan war mit ihrem gemütlichen Lager ganz zufrieden. Unter großen Mühen stemmte sie sich hoch. Den Kopf in den Händen, blieb sie eine ganze Weile auf der Bettkante hocken und verschnaufte. Ihr gesamter Körper pochte vor Schmerzen.
    Zum ersten Mal hatte sie sich ganz aus eigener Kraft aufgesetzt.
    Sie wusste nur zu gut, was Richard damit beabsichtigte. Für seine Methode, sie zum Aufstehen zu zwingen, brachte sie trotzdem kein Verständnis auf. Noch war sie nicht so weit, sie war noch immer schwer verletzt. Sie brauchte ihre Bettruhe, um wieder zu Kräften zu kommen. Ihre eiternden Wunden hatten sich zwar endlich geschlossen und waren verheilt, trotzdem war sie überzeugt, immer noch zu verwundet zu sein, um das Bett zu verlassen. Sie hatte Angst, ihre gebrochenen Knochen auszuprobieren.
    Unter ausgiebigem Stöhnen und Ächzen zog sie sich bis ans Fußende des Bettes. Als sie dort saß, eine Hand auf dem Fußteil des Bettes, um sich abzustützen, war sie immer noch zu weit vom Fenster entfernt, um das Wasser zu erreichen. Sie würde ganz aufstehen müssen.
    In Gedanken ihren Mann verwünschend, hielt sie einen Augenblick inne.
    Viele Wochen zuvor hatte Richard ihr, nachdem sie bereits eine ganze Weile gerufen und er ihre schwache Stimme nicht gehört hatte, eine leichte Stange dagelassen, mit der sie bis zur Wand oder Tür hinüberlangen und dagegen klopfen konnte, falls sie dringend Hilfe brauchte. Unter großen Mühen schloss Kahlan jetzt ihre Finger um die längs neben ihrem Bett liegende Stange und richtete sie senkrecht in die Höhe. Das dickere Ende auf den Boden gestemmt, ließ sie sich auf die Stange gestützt vorsichtig vom Bett heruntergleiten, bis ihre Füße den kühlen Lehmfußboden berührten. Als sie ihre Beine belastete, verschlug es ihr vor Schmerz den Atem.
    Halb stehend, halb auf das Bett gestützt, war sie bereit loszuschreien, musste jedoch feststellen, dass es eher die Erwartung der brutalen Schmerzen war, die ihr den Atem stocken ließ, als der tatsächliche Schmerz. Es tat zwar durchaus weh, sie stellte aber fest, dass es zu ertragen war. Die Erkenntnis, dass es nicht annähernd so schlimm war wie zuvor, verstimmte sie ein wenig; eigentlich hatte sie Richard mit den Höllenqualen, die er ihr in seinem Hochmut aufgenötigt hatte, zu Tränen rühren wollen.
    Sie belastete ihre Füße noch ein wenig mehr und zog sich mit Hilfe der Stange hoch. Schließlich stand sie, triumphierend, wenn auch wackelig; sie war tatsächlich auf den Beinen, und sie hatte es ganz aus eigener Kraft geschafft.
    Kahlan schien ihre Beine nicht in die gewünschte Richtung lenken zu können. Um an das Wasser zu kommen, würde sie sie dazu bringen müssen, ihren Befehlen zu gehorchen – zumindest bis zum Erreichen des Fensters. Danach konnte sie getrost auf dem Boden zusammenbrechen, wo Richard sie finden würde. Sie schwelgte in den vor ihrem inneren Auge vorüberziehenden Bildern. Bestimmt würde er seinen Plan, sie zum Aufstehen zu bewegen, dann für nicht mehr ganz so schlau halten.
    Mit Hilfe der kräftigen Stange als Stütze und ihrer Zunge im Mundwinkel zur Wahrung ihres Gleichgewichts, schlurfte sie langsam Richtung Fenster. Kahlan nahm sich vor, im Falle eines Sturzes dort zusammengesunken ohne Wasser auf dem Boden liegen zu bleiben, bis Richard zurückkam und sie mit aufgeplatzten Lippen, stöhnend, dem Verdursten nahe, fand. Dann würde es ihm Leid tun, ihr einen so erbarmungslosen Streich gespielt zu haben. Er würde sich für das, was er ihr angetan hatte, den Rest seines Lebens schuldig fühlen – dafür würde sie schon sorgen.
    Sich mit jedem schwierigen Schritt auf ihrem langen Weg fast wünschend, sie möge stürzen, schaffte sie es schließlich bis zum Fenster. Um sich zu

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