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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hochzudrücken – winkelt einfach die Beine an.«
    Cara beschwerte sich, es sei zu kompliziert, sich jedesmal zu überlegen, wo man seine Füße hinsetzte. Er erwiderte, so wie sie sich bewege, besteige sie den Berg in Wahrheit zweimal, wo er nur einmal hinaufklettere. Er riet ihr, beim Gehen nachzudenken, dann werde es ihr schon bald in Fleisch und Blut übergehen, und jede bewusste Überlegung werde überflüssig. Als Clara daraufhin feststellte, dass ihre Waden- und Oberschenkelmuskeln weder so rasch ermüdeten noch zu schmerzen begannen, wenn sie auf seinen Rat hörte, entwickelte sie sich zu einer lebhaft interessierten Schülerin. Mittlerweile fragte sie eher nach, als ständig zu widersprechen. Meistens jedenfalls.
    Kahlan sah, dass Cara beim Abstieg über den steilen Pfad Richards Rat befolgte und einen Stock als Wanderstab zu Hilfe nahm, mit dem sie verdächtige, mit Laub gefüllte Mulden untersuchte, bevor sie ihren Fuß hineinsetzte. Dies war kaum der geeignete Ort, sich den Knöchel zu brechen. Richard schwieg, manchmal aber, wenn sie statt mit dem Fuß mit ihrem Stab ein Loch entdeckte, schmunzelte er.
    Auf einem steilen Berghang wie dem, den sie jetzt hinunterkletterten, einen neuen Pfad begehbar zu machen, war ein gefährliches Unterfangen. Oft liefen in Frage kommende Wege aus und endeten in einer Sackgasse, dann war man gezwungen, denselben Weg zurückzugehen. An weniger schwierigen Hängen, an Böschungen und vor allem in ebenerem Gelände, schufen Tiere oft ausgezeichnete Pfade. Wenn sich ein brauchbarer Pfad in einem Tal verlor, war das nicht übermäßig problematisch, denn dort konnte man sich durch das Gestrüpp in offeneres Gelände durchschlagen, wollte man sich dagegen seinen eigenen Pfad an einem jähen Abgrund in tausend Fuß Höhe bahnen, war das stets beschwerlich und oft frustrierend. Unter diesen Umständen, vor allem, wenn der Tag zur Neige ging, verleitete einen der Wunsch, einen schwierigen Anstieg nicht noch einmal durchklettern zu müssen, oft zu Risiken.
    Richard erklärte, es sei ein hartes Stück Arbeit, das es erforderlich machte, die Vernunft über den Wunsch zu stellen, nach unten, nach Hause oder an einen Lagerplatz zu gelangen. »Wünsche können Menschen umbringen«, sagte er oft, »der Gebrauch des Verstandes bringt sie jedoch ans Ziel.«
    Cara bohrte ihren Stab in einen Blätterhaufen zwischen zwei blanken Granitfelsen. »Tretet hier nicht in die Blätter«, rief sie über ihre Schulter, während sie auf den nächsten Felsen sprang. »Hier ist ein Loch.«
    »O ja, danke, Cara«, antwortete Richard in gespielter Dankbarkeit, so als wäre er ohne ihre Warnung hineingetreten.
    Die steile Felswand, in der sie sich befanden, wies eine Reihe verhältnismäßig breiter, mit knorrigen Bäumen und Gestrüpp bestandener Vorsprünge auf, die einen festen Untergrund und sicheren Halt boten. Unterhalb davon fiel die Bergflanke vor ihnen jäh bis in eine üppig bewachsene Schlucht in die Tiefe. Jenseits dieses Hohlwegs stieg sie als steiler, mit immergrünen Pflanzen und den tristen, grauen Skeletten von Eichen, Ahornbäumen und Birken bewachsener Hang erneut an.
    Solange sie vorhanden war, hatte die unebene Schicht aus Herbstlaub in den buntesten Farben geleuchtet, jetzt jedoch lag sie kaum dichter als Konfetti auf dem Boden und wurde rasch spärlicher. Normalerweise behielten Eichen ihre Blätter wenigstens bis in die ersten Wintertage, manche sogar bis in den Frühling, hoch oben in den Bergen jedoch hatten eiskalte Winde und frühe Unwetter selbst die Eichen ihres hartnäckigen, braunen Blätterkleids beraubt.
    Cara trat auf eine vorspringende Felsplatte, die über den darunter liegenden Abgrund ragte. »Da«, sagte sie und deutete hinüber auf die andere Seite. »Dort oben. Seht Ihr?«
    Richard schützte seine Augen gegen das warme Sonnenlicht und schaute aus zusammengekniffenen Augen zu einer höher gelegenen Stelle auf dem gegenüberliegenden Hang hinüber. Brummig bestätigte er, dass er es ebenfalls gesehen hatte. »Ein hässlicher Ort zum Sterben.«
    Kahlan kuschelte sich bis zu den Ohren in ihren Wolfspelz, um sie gegen den kalten Wind zu schützen. »Gibt es denn einen schönen?« Richard nahm die Hand von seiner Stirn. »Vermutlich nicht.«
    Ein kleines Stück über der Stelle, auf die Cara gezeigt hatte, endete der Baumbestand an einem Ort mit Namen ›Krüppelwald‹. Oberhalb davon, wo keine Bäume mehr gedeihen konnten, bestand der Berg aus nackten Felsvorsprüngen

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