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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Zeit darüber nach, wie er das, was sie ihnen angetan hatte, ungeschehen machen konnte. Mehr als einmal spielte er mit dem Gedanken, sie zu erwürgen, besann sich aber eines Besseren.
    Er hatte bereits früher Magie benutzt und die unglaubliche Kraft seiner Gabe in der Vergangenheit nicht nur gespürt, sondern selbst entfesselt. Er hatte sich Situationen von ungeheurer Gefährlichkeit gegenübergesehen, in denen Magie auf vielfältige Weise eine Rolle spielte. Mit Hilfe seiner Gabe hatte Richard eine Kraft heraufbeschworen, wie sie kein Lebender je zu Gesicht bekommen hatte, und er hatte zugesehen, wie sie unter seiner bewussten Anleitung zum Leben erwacht war.
    Meist war es Wut und Verlangen, die seine Gabe auf den Plan rief, beides besaß er im Übermaß, nur wusste er nicht, wie ihm das helfen konnte. Sein Verständnis dessen, was Nicci getan hatte, reichte nicht aus, um auch nur zu erahnen, wie er dem entgegenwirken konnte. Da Kahlans Leben sich am anderen Ende von Niccis unsichtbarem magischem Strang befand, wagte er nicht, etwas zu unternehmen, bevor er seiner Sache sicher war. Irgendwann würde es jedoch sein, er musste es nur erst verstehen. Die Erfahrung lehrte ihn, dass es vernünftig war, von dieser Annahme auszugehen. Er redete sich ein, es sei nur eine Frage der Zeit; wenn er nicht den Verstand verlieren wollte, musste er daran glauben.
    Am nächsten Morgen sattelte er ohne ein einziges Wort zu Nicci die Pferde. Sie saß da, beobachtete, wie er die Sattelgurte festzurrte und sich vergewisserte, dass sie die Pferde nicht kniffen, und nippte an einem Wasserschlauch. Ihrer neben ihr liegenden Satteltasche entnahm sie etwas Brot und fragte ihn, ob er ein Stück wolle. Richard überhörte ihre Frage.
    Normalerweise wäre er von der langen, kalten schlaflosen Nacht müde gewesen, doch sein Zorn hielt ihn hellwach. Den ganzen Tag über ritten sie in gemächlichem, aber gleich bleibenden Tempo unter einem bleiernen Himmel durch scheinbar endlose Wälder. Es tat gut, die Wärme eines Pferdes unter sich zu spüren. Während des ganzen Tages setzten sie ihren allmählichen Abstieg aus dem höher gelegenen Gebiet, wo die Hütte stand, bis hinunter ins Tiefland fort.
    Mit dem Einbruch der Dunkelheit kam der Schnee.
    Zuerst waren es nur ein paar verstohlene, durch die Luft wirbelnde Flocken. Als der Schnee immer heftiger zu fallen begann, schien er sowohl den Bäumen als auch dem Erdboden jegliche Farbe zu nehmen. Schließlich verdichtete sich der Schnee zu einer orientierungslos machenden, treibenden, massiven Wand, und ihre Sicht wurde zusehends schlechter. Er war gezwungen, die dicken Flocken unablässig fortzublinzeln.
    Zum ersten Mal seit seinem Aufbruch mit Nicci verspürte Richard so etwas wie Erleichterung.
    Kahlan und Cara, hoch oben in den Bergen, würden am Morgen erwachen, mehrere Fuß Schnee vorfinden und beschließen, dass es töricht wäre aufzubrechen, da es sich doch nur, wie sie vermutlich glauben würden, um einen frühen Schnee handelte, der in wenigen Tagen so weit heruntergeschmolzen sein würde, dass sie leichter vorankämen. Dort oben in den Bergen wäre dies ein Fehler. Es würde kalt bleiben, ein Schneesturm würde auf den anderen folgen, und schon bald würde der Schnee bis an die Fensterläden reichen. Das Warten würde sie nervös machen, trotzdem würden sie vermutlich zu dem Schluss gelangen, dass es derzeit für sie sinnvoller wäre, ihren Aufbruch bis zu einem Wetterumschwung aufzuschieben – schließlich gab es keinen Grund, sich zu beeilen.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie den Winter über sicher in der Hütte festsitzen. Wenn er sich dann irgendwann aus Niccis Gewalt befreit hatte, würde er Kahlan geborgen in ihrem Zuhause antreffen.
    Er entschied, dass es geradezu eine Dummheit wäre, sich von seinem Zorn vorschreiben zu lassen, auf dem nackten Erdboden zu schlafen, dabei konnten sie leicht erfrieren. Er erinnerte sich nur zu gut, dass im Falle von Niccis Tod auch Kahlan sterben würde. Als er eine hoch gewachsene Launenfichte erspähte, lenkte er sein Pferd vom Pfad herunter. Die Äste, die er dabei berührte, überschütteten ihn mit feuchtem Schnee. Richard klopfte ihn von seinen Schultern und schüttelte ihn sich aus dem Haar.
    Nicci sah sich verwirrt um, machte aber keine Einwände. Sie stieg ab und wartete, was er tun würde. Als er einen schweren Zweig für sie zur Seite bog, warf sie ihm, bevor sie den Kopf für einen ersten Eindruck nach drinnen schob, einen

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