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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Pfad. Nicci, immer noch in Führung, ritt weiter Richtung Osten. Noch bevor der Tag zur Neige ging, würden sie auf einige weitere Pfade stoßen, die hauptsächlich von gelegentlich des Weges kommenden Jägern oder Fallenstellern benutzt wurden. Das Gebirge war unwirtlich, selbst wenn man den Boden rodete, war die Erdschicht dünn und mit Steinen durchsetzt. An einigen, näher an Kernland oder anderen Siedlungszentren gelegenen Orten weiter nördlich oder südlich gab es grasbewachsene Hänge, die spärliche Schaf- und Ziegenherden zu ernähren vermochten.
    Das Spiel der Muskeln seines Hengstes unter sich spürend, betrachtete Richard ein Land, das ihm vertraut war und das er liebte. Er wusste nicht, wie lange es dauern würde, bis er wieder nach Hause kommen würde – wenn überhaupt. In der Annahme, Nicci werde es ihm so früh ohnehin noch nicht verraten, hatte er sich gar nicht erst nach ihrem Ziel erkundigt. Dass sie nach Osten ritten, musste im Augenblick noch nicht viel bedeuten, denn ihre Wahl an Strecken war begrenzt.
    Eingelullt von den rhythmischen Bewegungen des Reitens, wanderten Richards Gedanken immer wieder zu seinem Schwert und wie er es Kahlan zum Geschenk gemacht hatte. Zu jenem Zeitpunkt schien es die einzige Möglichkeit gewesen zu sein. Die Art und Weise der Übergabe behagte ihm ganz und gar nicht, andererseits hatte er keine andere Möglichkeit gesehen, sie zu beschützen. Er betete, dass sie das Schwert niemals würde benutzen müssen. Sollte dem doch einmal so sein, hatte er ihm ja eine gehörige Portion seines Zornes mitgegeben.
    Obwohl er ein hervorragendes Messer im Gürtel trug, fühlte er sich ohne sein Schwert nackt. Die uralte Waffe und ihre Art, seine dunklen Seiten ans Licht zu bringen, war ihm zutiefst verhasst, gleichzeitig aber vermisste er sie. Oft musste er an Zedds Worte denken, es sei lediglich ein Werkzeug.
    Doch es war auch mehr als das. Das Schwert war ein Spiegel, obgleich einer, der der Magie verpflichtet und fähig war, entsetzliche Zerstörungen zu bewirken. Das Schwert der Wahrheit zerstörte alles, was ihm in die Quere kam – sei es aus Fleisch oder Stahl –, solange es feindlich war; einen Freund dagegen hätte es nicht einmal verletzen können. Eben darin lag der scheinbare Widerspruch seiner Magie: Das Böse wurde allein durch die Wahrnehmung der Person bestimmt, die das Schwert in Händen hielt, durch das, was diese Person für richtig hielt .
    Richard war der wahre Sucher und Erbe der während des Großen Krieges von Zauberern erschaffenen Kraft des Schwertes. Eigentlich sollte er es bei sich tragen und dieses Schwert beschützen.
    Eine Menge Dinge waren nicht so, wie sie sein sollten, überlegte er bei sich.
    Am späten Nachmittag verließen sie den nach Osten verlaufenden Pfad und wählten stattdessen einen in südöstlicher Richtung. Richard kannte den Pfad; nach einem Tag würde er durch ein Dorf hindurchführen, um schließlich in eine schmale Straße überzugehen. Da Nicci den neuen Weg absichtlich eingeschlagen hatte, war ihr das offenbar ebenfalls bekannt.
    Kurz bevor es endgültig dunkel wurde, passierten sie das nördliche Ufer eines Sees von beträchtlichen Ausmaßen. Ein kleiner Schwarm Möwen segelte fast genau über der Mitte der regengepeitschten Wasserfläche. Möwen waren in dieser Gegend nicht alltäglich, allerdings auch nicht völlig ungewöhnlich. Er musste an all die Seevögel denken, die er bei seinem Aufenthalt in der Alten Welt gesehen hatte; das Meer hatte ihn fasziniert.
    In einer kleinen Bucht am gegenüberliegenden Ufer konnte Richard gerade eben zwei Männer beim Angeln ausmachen. Auf der dortigen Seeseite gab es einen über viele Generationen von Menschen, die von einem weiter südlich gelegenen, kleinen Weiler zum Fischen heraufkamen, zu einer tiefen Furche ausgetretenen Pfad.
    Die beiden auf einem breiten, flachen, in den See hineinragenden Felsen sitzenden Männer winkten ihnen zum Gruß zu; es geschah nicht oft, dass man hier draußen Reitern begegnete. Richard und Nicci waren zu weit entfernt, als dass die Männer sie genau hätten erkennen können, vermutlich hielten sie sie für Fallensteller; Nicci erwiderte den Gruß ganz zwanglos, so als wollte sie sagen: »Viel Glück beim Angeln, wir wünschten, wir könnten euch Gesellschaft leisten.«
    Hinter einer Wegbiegung verschwanden sie aus dem Blickfeld der Männer. Richard strich sich das verklebte Haar aus der Stirn, während sie am See entlang ritten und auf das

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