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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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misstrauischen Blick zu, dann aber straffte sie sich, und ein Ausdruck kindlichen Entzückens erhellte ihr Gesicht. Richard erwiderte ihr strahlendes Lächeln nicht.
    Drinnen unter den dichten, mit pappigem Schnee verklebten Zweigen herrschte eine stille, kalte Welt. Da der Schnee den Baum mit einer Eiskruste bedeckte, war es im Innern nicht sehr hell. Im trüben Licht hob Richard eine kleine Feuergrube aus und brachte bald darauf das über den Spänen aufgeschichtete Totholz zum Brennen.
    Als die Flammen einen warmen Feuerschein abzustrahlen begannen, sah Nicci sich verwundert um. Das flackernde Licht überzog die speichenähnlichen Zweige der Launenfichte über ihren Köpfen mit einem sanft orangefarbenen Glanz. Das untere Ende des Stammes war frei von Ästen, so dass der Hohlraum unter dem Baum einen Kegel bildete, in dessen unterem Teil sie genügend Platz hatten.
    Nicci wärmte sich schweigend die Hände am Feuer und wirkte zufrieden – nicht so, als freue sie sich hämisch, dass er nachgegeben, einen Unterschlupf gefunden und ein Feuer angezündet hatte, sondern einfach nur zufrieden. Sie sah aus, als habe sie eine schwere Prüfung hinter sich und jetzt endlich ihren Frieden gefunden. Sie sah aus wie eine Frau, die keinerlei Erwartungen hatte, aber dankbar war für das, was sie besaß.
    Richard hatte weder mit ihr zusammen gefrühstückt, noch überhaupt tags zuvor etwas gegessen. Sein Hunger gewann die Oberhand über seine grimmige Entschlossenheit, also setzte er aus geschmolzenem Schnee ein wenig Wasser auf und kochte Reis mit Bohnen. Sein Hungertod würde weder ihm selbst noch Kahlan etwas nützen. Wortlos reichte er Nicci die Hälfte der Bohnen mit Reis im Endstück seines Brotlaibs. Sich bei ihm bedankend, nahm sie die Brotschale entgegen.
    Sie bot ihm ein luftgetrocknetes Fleischstück an. Richard fühlte sich, als er auf ihre schmalen, feingliedrigen Finger starrte, die ihm das Fleisch hinhielten, an jemanden erinnert, der ein Streifenhörnchen fütterte. Schließlich schnappte er sich das Fleisch aus ihrer Hand und biss herzhaft hinein. Um ihrem Blick zu entgehen, schaute er ins Feuer, während er seine Bohnen mit Reis aus dem Brotkanten verspeiste. Vom Knistern des Feuers abgesehen war das dumpfe Geräusch des Schnees, der in dicken Klumpen von den Ästen fiel, die nicht kräftig genug waren, ihre Last zu tragen, das einzige Geräusch. Schnee machte einen Wald oft zu einem Ort gespenstischer Stille.
    Als er vor dem heruntergebrannten Feuer hockte und die Wärme der Flammen auf seinem Gesicht spürte und die Erschöpfung sowohl vom langen Ritt als auch seinem Wachsein in der Nacht zuvor, übermannte ihn schließlich die Müdigkeit. Richard schichtete dickere Zweige auf das herunterbrennende Feuer und häufte die Glut darum. Er rollte sein Bettzeug vor dem Feuer aus, Nicci gegenüber, die ihn schweigend beobachtete, krabbelte hinein und fiel, in Gedanken bei Kahlan in ihrer sicheren Hütte, in einen tiefen Schlaf.
    Am nächsten Tag waren sie früh auf den Beinen. Nicci sprach kein Wort, drängte ihre Apfelschimmelstute jedoch sofort nach dem Aufsitzen vor den schwarzen Hengst und übernahm die Führung. Der Schnee war in einen kalten, nieselnden Nebel übergegangen. Was vom Schnee noch liegen geblieben war, war zu einem grauen Matsch getaut. Das Tiefland schien noch nicht vollends bereit, sich der Herrschaft des Winters zu überlassen. Weiter oben, wo Kahlan sich befand, war es kälter, dort würde es ernsthaft schneien.
    Während sie vorsichtig eine schmale, an einem Berghang vorbeiführende Straße entlang ritten, versuchte Richard zur Ablenkung den Wald im Auge zu behalten, trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Blick gelegentlich auf die vor ihm reitende Nicci fiel. Es war kalt und feucht; über ihrem schwarzen Kleid trug sie einen schweren schwarzen Überwurf. Mit ihrem durchgedrückten Rücken, dem hoch erhobenen Kopf und dem blonden, sich über den Überwurf breitenden Haar, bot sie einen stattlichen Anblick. Er trug seine dunkle Waldkleidung und war unrasiert.
    Niccis Schimmelstute war dunkelgrau, mit helleren, grauen Streifen am Körper. Auch ihre Mähne war dunkelgrau, ebenso wie die mit feinen Haarbüscheln besetzten Beine, der Schwanz dagegen hatte eine milchig weiße Farbe. Es war eines der schönsten Pferde, das Richard je zu Gesicht bekommen hatte. Er konnte es jedoch nicht ausstehen, denn es gehörte ihr.
    Gegen Nachmittag querten sie einen in südlicher Richtung verlaufenden

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