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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Höhen.
    Richard konnte keine Reiterin auf einem Pferd erkennen; da aber der Pfad unweit der Stelle, wo er stand, sich mäandernd zwischen den Bäumen verlor, hatte das im Grunde nichts zu bedeuten. Der höchste Punkt des Passes bestand aus einem kahlen Stück frei liegenden Felsenriffs, wohingegen sich der Rest des Reiterpfades über weite Strecken durch tiefen Wald wand. Rasch untersuchte er den Erdboden nach Spuren, in der Hoffnung, dass sie noch keinen allzu großen Vorsprung vor ihm hatte und er sie einholen konnte, bevor sie etwas Fürchterliches tat.
    Er spähte hinunter in das weit unten liegende Tal, über die strohbraune Wiese bis zu ihrer Hütte. Sie war zu weit entfernt, um jemanden zu erkennen. Hoffentlich blieb Kahlan ein paar Tage dort, wie er ihr geraten hatte. Er wollte nicht, dass sie sich der Armee anschloss, einen aussichtslosen Kampf kämpfte und umsonst ihr Leben riskierte.
    Richard hatte Verständnis für Kahlans Wunsch, bei ihrem Volk zu sein und ihre Heimat zu verteidigen. Sie war überzeugt, etwas bewirken zu können, doch das konnte sie nicht, noch nicht, und vielleicht würde sich daran niemals etwas ändern. Im Grunde war Richards Vision nicht viel mehr als die Erkenntnis dieser Tatsache. Man verhinderte den Sonnenuntergang auch nicht dadurch, dass man dem Himmel mit dem Schwert drohte.
    Richard warf einen abschätzenden Blick in die Wolken. Seit zwei Tagen war er überzeugt, dass die Zeichen auf den ersten Schnee des Winters hindeuteten, der schon bald bis zu ihrem Zuhause im Tal hinunterfallen würde. Aufgrund des Aussehens des Himmels und des Geruchs, den der Wind herantrug, schloss er, dass seine Vermutung richtig gewesen war.
    Er war sich darüber im Klaren, dass er Nicci nicht so bald würde entfliehen können, dass er bereits nach wenigen Tagen zu Kahlan zurückkehren konnte; diese Geschichte hatte er sich aus einem anderen Grund ausgedacht. Wenn das Wetter umschlug und der erste Schnee in diesem gebirgigen Hochland fiel, ging das gewöhnlich mit einem gewaltigen Unwetter einher. Falls der Sturm tatsächlich so gewaltig war, wie er es nach seinen Schätzungen für möglich hielt, würden Kahlan und Cara am Ende bis zum Frühling in ihrer Hütte festsitzen. Die auf Vorrat gelegten Lebensmittel und die Vorräte, die er herangeschafft hatte, würden bequem für beide reichen, und das Feuerholz, das er geschlagen hatte, würde sie warm halten.
    Dort wäre Kahlan sicher, bei der Armee wäre sie ständig in Gefahr.
    Die Apfelschimmelstute kam, um die nicht weit entfernte Kurve biegend, zwischen den Bäumen zum Vorschein. Vom ersten Augenblick ihres Erscheinens an waren Niccis blaue Augen auf Richard gerichtet.
    Damals, als die Schwestern des Lichts ihn in den Palast der Propheten in der Alten Welt gebracht hatten, hatte Richard irrtümlich angenommen, Kahlan wolle, dass man ihn fortschafft. Er wusste weder, dass sie ihn nur fortgeschickt hatte, um ihm das Leben zu retten, noch war er im Stande, das damals zu erkennen; er hatte geglaubt, sie wolle ihn nie Wiedersehen.
    Während seiner Gefangenschaft im Palast hatte Richard Nicci für die Verkörperung der Lust gehalten; er brachte in ihrer Gegenwart kaum ein Wort hervor und wollte nicht glauben, dass, außer in Tagträumen, ein körperlich so vollkommenes Geschöpf existierte.
    Als er jetzt beobachtete, wie sie, leicht im Sattel schwankend und die stechenden Augen auf seine geheftet, ihr Pferd den Pfad hinaufgehen ließ, schien sie ihre Schönheit mit einer Art wild entschlossener Ergebenheit zur Schau zu tragen. Ihre äußere Erscheinung hatte alles Verblüffende so vollständig eingebüßt, dass er sich nicht einmal mehr vorstellen konnte, warum er damals zarte Gefühle für sie gehegt hatte.
    Mittlerweile hatte Richard erfahren, was eine richtige Frau ausmachte, und gelernt, was wahre Erfüllung hieß. In diesem Licht betrachtet, verblasste Nicci zu Bedeutungslosigkeit.
    Während er beobachtete, wie sie näher kam, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass sie traurig aussah. Fast schien es ihr Leid zu tun, ihn hier anzutreffen, aber eher noch schien ein Anflug von Erleichterung über ihr Gesicht zu huschen.
    »Du hast mein in dich gesetztes Vertrauen nicht enttäuscht, Richard.« Ihr Tonfall ließ durchblicken, dass es ohnehin gering gewesen war. »Du bist ganz verschwitzt, möchtest du dich vielleicht ein wenig ausruhen?«
    Ihre geheuchelte Freundlichkeit ließ ihm das Blut heiß bis unter die Kopfhaut schießen. Er riss seinen

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