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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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der Erde liegen, um nach seinem Sturz wieder zu sich zu kommen und zu verschnaufen, während ihm diese Gedanken durch den Kopf schossen – kurze Sekunden, in denen er sich, als Ausgleich für die bevorstehenden harten Zeiten, erlaubte schwach zu sein.
    Eine Schwäche als Ausgleich für die Kraft, die er benötigen würde, ein Gefühl des Zweifels als Gegenstück für die Gewissheit seiner Ziele, Angst als Gegengewicht für all den Mut, den er würde aufbringen müssen.
    Noch während er überlegte, ob er es schaffen würde wieder aufzustehen, wusste er, er würde es tun; seine Anwandlungen von Selbstmitleid waren mit einem Schlag vorbei. Er würde alles für sie tun, sogar das. Tausendfach, wenn es sein musste.
    Mit neu gewonnener Entschlossenheit befreite Richard seinen Verstand gewaltsam aus dem Reich finsterer Gedanken. So hoffnungslos war es nicht, er würde sich nicht beeindrucken lassen, schließlich hatte er bereits weitaus schwierigere Heimsuchungen überstanden als diese eine Schwester der Finsternis. Einmal hatte er Kahlan sogar aus der Gewalt von fünf Schwestern der Finsternis befreit, hier ging es nur um eine einzige. Er würde sie ebenfalls besiegen. Wut stieg in ihm hoch bei dem Gedanken, Nicci könnte sie in ihrer Selbstsucht dazu bringen, nach ihrer Pfeife zu tanzen.
    Seine Verzweiflung wich kaltem Zorn.
    Und schon rannte er, Bäumen ausweichend, wann immer er den Pfad abkürzte, weiter. Er sprang über umgestürzte Stämme und setzte, statt den sicheren Weg erst hinunter und dann wieder hinauf zu wählen, über Spalten in Felsplatten hinweg. Mit jeder Abkürzung, mit jedem Sprung gewann er wertvolle Sekunden.
    Ein abgebrochener Aststumpf verfing sich in seinem Rucksack und riss ihn von seiner Schulter. Er versuchte noch, ihn im Vorübereilen festzuhalten, doch dann entglitt er seiner Hand, und der gesamte Inhalt verteilte sich über den Boden.
    Richard bekam einen Wutanfall, so als hätte der Baum dies absichtlich getan, nur um ihn wegen seiner Hast zu verspotten. Er versetzte dem Übeltäter einen Tritt, der ihn aus seiner vertrockneten Höhlung brach. Dann ließ er sich auf die Knie fallen und schaufelte seine Sachen in den Rucksack zurück, klaubte Moos zusammen mit den Gold- und Silbermünzen auf und einen Fichtensämling mit dem Stück Seife, das Kahlan ihm mitgegeben hatte. Er hatte keine Zeit, beim Hineinstopfen darauf zu achten. Diesmal schnallte er sich den Rucksack auf den Rücken, statt ihn über die Schulter zu nehmen. Er hatte dadurch Zeit sparen wollen, stattdessen hatte es ihn nun unnötig aufgehalten.
    Der Pfad, an manchen Stellen kaum mehr als ein Stück Wildwechsel, begann steil anzusteigen, so dass Richard sich gelegentlich beim Klettern mit beiden Händen an Felsen oder Wurzeln festhalten musste. Er war hier oft genug hinaufgeklettert und kannte die zuverlässigsten Griffe. Trotz des kalten Tages musste Richard sich den Schweiß aus den Augen wischen. Wenn er die Finger in Spalten hineinstieß, um sich festzuhalten, schürfte er sich die Knöchel am rauen Granitgestein auf.
    Vor seinem inneren Auge sah er Nicci, die viel zu schnell ritt, viel zu rasch vorankam und einen viel zu großen Vorsprung gewann. Sich vor dem Aufbruch so viel Zeit zu lassen, im Glauben, er könne dies auf dem Pfad wettmachen, war geradezu tollkühn gewesen. Trotzdem hätte er Kahlan gerne noch länger in die Arme geschlossen.
    Die Vorstellung, wie untröstlich Kahlan war, quälte ihn bis auf den Grund seines Wesens; er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es für sie schlimmer war. Obwohl sie frei war und er nicht, setzte es ihr mehr zu, weil sie sich trotz ihrer Freiheit zügeln musste, dabei wünschte sie sich doch nichts mehr als ihm hinterher zureiten. Richard, in der Gefangenschaft einer Herrin, hatte es leichter: Er brauchte nur Befehle zu befolgen.
    Er stürzte aus dem dichten Wald auf den am höchsten Punkt des Passes breiteren Pfad. Nicci war nirgendwo zu sehen. Mit angehaltenem Atem blickte er suchend nach Osten und befürchtete, sie just in diesem Augenblick die andere Seite des Passes hinunterreiten zu sehen. Jenseits der leichten Anhöhe, auf der er stand, sah er die sich endlos ausbreitenden Wälder vor sich, einen Baumteppich, der zu beiden Seiten zu den Bergen hin anstieg. In der Ferne schwangen sich noch weit mächtigere Berge, deren Gipfel sowie weite Teile ihrer Hänge sich grellweiß gegen die Düsterkeit des bleigrauen Himmels abhoben, hinauf in Schwindel erregende

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