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Schwester der Finsternis - 11

Schwester der Finsternis - 11

Titel: Schwester der Finsternis - 11
Autoren: Terry Goodkind
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Hilfe der aus einem ganzen Leben voller Erfahrung gewonnenen Disziplin legte sie ihre Verärgerung ab und machte sich die Ruhe einer Konfessor zu eigen, die sich einer bestimmten Handlungsweise ganz verschrieben hat. Hatte eine Konfessor einmal den Entschluss gefasst, ihre Kraft zu entfesseln, schien sich das Wesen der Zeit selbst zu verändern.
    Sie brauchte ihn nur zu berühren.
    Die Kraft einer Konfessor war zum Teil von ihrer körperlichen Verfassung abhängig. Sie wusste nicht, ob sie in ihrem verletzten Zustand fähig sein würde, die erforderliche Kraft aufzubringen, und wenn, ob sie deren Entfesselung überleben würde, sie wusste nur eins, sie hatte keine Wahl. Einer von ihnen würde in Kürze sterben. Vielleicht beide.
    Er stützte sich mit dem Ellbogen auf der Seitenstange ab. Die Hand mit dem Messer hielt auf ihre entblößte Kehle zu. Statt das Messer im Auge zu behalten, beobachtete Kahlan die winzigen Narben, die seine Knöchel mit einem Geflecht aus staubigen, weißen Fäden überzogen. Als seine Faust nahe genug war, machte sie ihre entscheidende Bewegung und wollte nach seinem Handgelenk greifen.
    Völlig überraschend stellte sie fest, dass sie fest in die blaue Decke gehüllt war. Sie hatte nicht mitbekommen, dass Richard sie auf die von ihm angefertigte Trage gelegt hatte. Man hatte die Decke um sie gewickelt und unter den Stangen der Trage festgesteckt, um sie so ruhig wie möglich zu halten und zu verhindern, dass sie sich verletzte, wenn der Wagen fuhr. Ihr Arm war in einem Stück Stoff gefangen, das ihr Leichentuch zu werden drohte.
    Heiße Panik loderte auf, als sie sich bemühte, ihren rechten Arm frei zu bekommen. Sie lieferte sich einen verzweifelten Wettlauf mit der Klinge, die auf ihre Kehle zuhielt. Messergleich bohrte sich der Schmerz in ihre gebrochenen Rippen, während sie mit der Decke rang. Sie hatte keine Zeit zu schreien oder verzweifelt darüber zu fluchen, dass sie versehentlich in der Falle saß. Ihre Finger bekamen eine Stofffalte zu fassen, daran zerrte sie, um ein loses Stück unter der Trage, auf der sie lang, hervorzuziehen und ihren Arm befreien zu können.
    Kahlan brauchte ihn nur zu berühren, aber genau das war ihr verwehrt! Sein Messer würde der einzige Berührungspunkt zwischen ihnen sein. Sie konnte nur darauf hoffen, dass er sie mit den Knöcheln streifte oder er ihr, wenn er ansetzte, um ihr die Kehle aufzuschlitzen, vielleicht so nahe kam, dass sie ihr Kinn gegen seine Hand pressen konnte. Dann konnte sie ihre Kraft entfesseln, falls sie noch lebte – und er nicht gleich zu Anfang zu tief schnitt.
    Die Zeit schien sich zur Ewigkeit zu dehnen, während sie sich wand und an der Decke zerrte, sie seine über ihrem entblößten Hals schwebende Hand beobachtete, sie bange darauf wartete, endlich ihre Kraft freisetzen zu können – und sie noch immer lebte. Dabei wusste sie, dass sie den schlitzenden Schnitt der derben Klinge jetzt jeden Augenblick spüren würde.
    Es kam völlig anders als erwartet.
    Tommy Lancaster wurde unter einem ohrenbetäubenden Kreischen zurückgerissen. Schlagartig kehrte die Welt rings um Kahlan in einem Tumult aus Geräusch und Bewegung zurück, als sie unvermittelt von ihrer Absicht Abstand nahm. Hinter seinem Rücken hatte sie Cara erblickt, die Zähne wild entschlossen zusammengebissen. In ihrem makellosen Rot glich sie einem kostbaren Rubin hinter einem Klumpen Dreck.
    Den Rücken krümmend, in den man ihm den Strafer presste, konnte Tommy Lancaster noch weniger darauf hoffen, sich von Cara loszureißen, als hätte sie ihn mit einem Fleischerhaken aufgespießt. Seine Qualen hätten nicht grausamer, seine Schreie nicht quälender sein können.
    Während er auf die Knie sank, schob sich Caras Strafer langsam hoch und seitlich um seinen Brustkorb. Jede Rippe, die der Strafer überquerte, brach mit dem scharfen Knacken eines brechenden Astes. Ein kräftiges Rot, ihrem Leder ebenbürtig, sickerte zwischen seinen Knöcheln hervor und lief an seinen Fingern hinab, das Messer fiel klirrend auf den steinigen Boden. Der dunkle Fleck an der Seite seines Hemdes schwoll immer mehr an, bis das Blut von den heraushängenden Schößen tropfte.
    Cara, ganz erbarmungslose Vollstreckerin, sah über ihm stehend zu, wie er um Gnade bettelte. Statt sie zu gewähren, presste sie den Strafer gegen seinen Hals und folgte ihm bis hinunter auf den Boden. Seine Augen waren aufgerissen und rundum weiß, als er qualvoll erstickte.
    Es war eine langsame,
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